CEO-Interview 16.03.2018, 12:30 Uhr

«Unsere zwei Märkte sind Kunden und Experten»

Schweizer Software-Schmieden müssen nicht nur bei den Kunden konkurrenzfähig sein, sondern auch bei den benötigten Experten. Wie dieser Spagat zu schaffen ist, erklärt bbv-CEO Philipp Kronenberg.
bbv-CEO Philipp Kronenberg: nach schwierigem Start folgte solides Wachstum
(Quelle: Donovan Wyrsch)
CEO Philipp Kronenberg übernahm vor vier Jahren die Leitung der Software-und Beratungsfirma bbv Software Services. Nach einem harzigen Start steht das Unternehmen heute auf einer soliden Basis – nicht zuletzt dank der kompletten Reorganisation der Firma und fast doppelt so vielen Angestellten. Wie bbv den Wandel der letzten Jahre geschafft hat und welche Pläne das Unternehmen schmiedet, erzählt Kronenberg im Interview.
Computerworld: Sie sind nun seit vier Jahren CEO von bbv: Was ist Ihr Resümee? Persönlich und geschäftlich?
Philipp Kronenberg: bbv ist in den vergangenen vier Jahren enorm gewachsen. Alleine die Mitarbeiterzahl ist von 185 auf 280 gestiegen. Der Entwicklungsstandort in Vietnam ist mittlerweile voll in die Gruppe integriert und auf 44 Personen gewachsen. Gleichzeitig haben wir unsere Kundenbasis deutlich verbreitert. Während wir vor vier Jahren noch von einigen wenigen Grosskunden abhängig waren, sind wir heute viel diversifizierter. Das hat auch mit unserer neuen Ausrichtung auf Branchen zu tun. Heute haben wir mehr Kunden, wir sind näher bei ihnen und besitzen eine stabilere Beziehung zu ihnen.
Ein Jahr, nachdem ich den Geschäftsleitungsvorsitz übernommen hatte, hat Adrian Bachofen, Mitgründer und Verwaltungsratspräsident von bbv, die Aktienmehrheit übernommen. Das Ausscheiden seines Geschäftspartners, Marcel Baumann, aus allen operativen Belangen hat damals verständlicherweise für einige Unruhe gesorgt, sodass mein Job kein einfacher war. Ich sehe es als Erfolg an, dass wir gesund und stabil geblieben sind.
CW: Welche Konsequenzen hatte das Ausscheiden von Herrn Baumann?
Kronenberg: Mit Marcel [Baumann] ist ein Experte gegangen, der in der Technologie-Community sehr gut verankert war und sie durch seine Meinung weitergebracht hat. Ein paar Kollegen hatten sich aufgrund seines Weggangs ebenfalls beruflich neu orientiert. Es folgten einige organisatorische Änderungen. Die implizite CTO-Rolle von Marcel haben wir zu einem CTO-Board ausgestaltet. Derzeit teilen sich drei Personen die technische Leitung. So sind die Aufgaben heute optimal verteilt. Zudem gibt es 16 Fach-Communities, die sich beispielsweise um die Kerntechnologien wie .Net, Embedded oder Java kümmern. Andere befassen sich mit Fragestellungen rund um Cloud, Software-Testing, Blockchain oder auch das Internet of Things. Diese fachliche Diversifikation bringt uns ebenfalls mehr Stabilität.
CW: Was sind Alleinstellungsmerkmale von bbv?
Kronenberg: Nur das fachliche oder technische Know-how sind keine Alleinstellungsmerkmale heute. Wir sehen uns in einer führenden Position bei der Kundenbetreuung, dem methodischen Vorgehen und unseren Qualitätsansprüchen. Und besonders die Realisierung komplexer Software-Lösungen und das Handling schwieriger Projektkonstellationen gehören zu unseren Kernkompetenzen.
CW: Was macht bbv anders als die Marktbegleiter?
Kronenberg: Vor etwa vier Jahren haben wir uns intensiv damit auseinandergesetzt, wie wir uns vom Wettbewerb unterscheiden können. Wir sind zu fünf Kulturprinzipien gekommen, wie wir von unseren Kunden wahrgenommen werden wollen: exzellent, kundenorientiert, leidenschaftlich, mitverantwortlich und respektvoll. Die konsequente Ausrichtung an diesen Prinzipien macht uns einmalig.
CW: Was tut bbv für Exzellenz, Kundenorientierung, Leidenschaft etc.? Können Sie Beispiele nennen?
Kronenberg: Beispielsweise haben wir morgen ein Management-Meeting, in dem wir unsere Methoden und Prozesse im Hinblick auf die fünf Prinzipien hinterfragen. Im Alltag fallen uns Feinheiten auf, etwa, wie wir ein Angebot präsentieren. Auch für jede PowerPoint-Präsentation müssen die Prinzipien gelten. Zudem haben wir Account-Teams etabliert, in denen alle im Kundenkontakt stehenden Mitarbeiter involviert sind. Und wir fragen die Kunden selbst zu unserer Leistung sowie zu unseren Versprechen.
CW: Welches Mass haben Sie zum Beispiel für die Kundenorientierung?
Kronenberg: Es geht weniger um ein Mass als vielmehr um die Meinung des Kunden, wie er uns wahrnimmt. Hier fragen wir periodisch nach, wie er uns einschätzt und welches Verbesserungspotenzial er sieht. Anschliessend verstärken wir die positiven Aspekte und arbeiten darauf hin, die negativen Punkte abzubauen.
Zur Person
Philipp Kronenberg
ist seit Anfang 2014 CEO der bbv Software Services. Zugleich bekleidet er den Posten des CFO, den er zuvor bereits seit elf Jahren innehatte. Kronenberg sammelte Berufserfahrung als Controller und Treuhänder in Industriebetrieben. Er studierte Betriebsökonomie an der Hochschule Luzern und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung.



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