Blick in die digitale Zukunft 22.04.2025, 08:43 Uhr

IT-Trends 2025 und darüber hinaus

Weder verfüge ich über eine Kristallkugel noch kann ich mit hellseherischen Fähigkeiten dienen. Trotzdem sei an dieser Stelle ein Ausblick in die nahe IT-Zukunft gewagt.
(Quelle: Shutterstock/PeopleImages.com – Yuri A)
Kreativität und Mut zu Veränderungen sind für mich die wichtigsten Eigenschaften, um von den Vorteilen der digitalen Transformation zu profitieren. Die dafür benötigten Technologien sind vorhanden und entwickeln sich in hohem Tempo weiter. Fast zu schnell, um in grossem Stil in Unternehmen, Behörden und Organisationen Anwendung zu finden. Die Geschäftsstrategien sind vielerorts noch geprägt von vor-digitalen Prozessen und Strukturen. Diese werden zwar zunehmend aufgeweicht; punktuell halten automatisierte Workflows, vernetzte Geräte, KI-gesteuerte Prozesse und freundlich lächelnde Roboter Einzug in unser Leben und unsere Arbeit. Die Transformation in eine digitale Welt besteht aber vor allem im Kulturwandel, dem Change Management und der Suche nach sicheren, sinnvollen und profitablen Einsatzmöglichkeiten.

Die IT-Abteilung im Wandel

Wenn ich mit CIOs und CISOs spreche, staune ich oft, warum wir uns nicht mehr wie früher gemütlich über Server, Prozessoren und Notstromaggregate unterhalten können. Die Gespräche gehen rasch Richtung Business Value, Geschäftsentwicklung und strategischer Ausrichtung des Gesamtunternehmens. Waren die IT-Abteilungen früher vor allem als Dienstleister im Hintergrund aktiv, ist ihre Rolle heute strategischer denn je. CIOs sind nicht mehr nur für die technische Infrastruktur verantwortlich, sondern auch für Innovation, Effizienz und Sicherheit. Gleichzeitig müssen CEOs sicherstellen, dass digitale Investitionen gezielt und mit echtem Mehrwert für das Unternehmen erfolgen.
Die Rolle von IT-Teams ist massiv im Wandel. Sie werden und müssen sich weiterhin und noch stärker mit ihrer neuen Funktion als «Business-Enabler» auseinandersetzen. Schaut man die Komplexität des Aufgabengebiets an, welche die Swiss IT Studie 2025 aufzeigt, so frage ich mich, ob der lapidare Begriff «IT» nicht demnächst neu definiert werden muss. Als neue Berufsbezeichnung für die IT drängt sich die Bezeichnung «Digitale Kreativ-Technologen» auf.

Mehr Cloud – aber welche?

Die Cloud ist längst fester Bestandteil der IT-Strategie vieler Unternehmen. Doch die Wahl zwischen Public Cloud, Private Cloud und Hybrid-Cloud-Modellen bleibt eine Herausforderung. Während Public-Cloud-Dienste von Anbietern wie Microsoft, AWS oder Google enorme Skalierbarkeit bieten, bleibt der Datenschutz für viele Schweizer Unternehmen ein sensibles Thema. Auf der Hand liegen Multi-Cloud-Strategien. Allerdings lässt das Handling in der Praxis oft zu wünschen übrig. Das kann und wird sich bestimmt ändern, denn Cloud Computing (und entsprechend Rechenzentrum-Infrastruktur) liefert die Grundlagen für weiteren digitalen Fortschritt. Dass auch hier eine Transformation im Gange ist, zeigen die veränderten RZ-Anforderungen durch KI-Anwendungen oder die künftige Energieversorgung und -nutzung von Datacenters. Möglich, dass lokale Anbieter und Cloud-Lösungen hier die Nase vorn haben. Sei es aus ökologischen Aspekten oder aus Souveränitätsgründen. Ganz abgesehen davon, wie die «digitalen Landesversorgung» bei einem Konflikt oder einer Krisensituation aussehen würde.
“Als neue Berufsbezeichnung für die IT drängt sich die Bezeichnung «Digitale Kreativ-Technologen» auf.„
Christian Bühlmann

(Noch) produktiver danke KI

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: Ich habe das Gefühl, dass KI für viele alles repräsentiert, was man sich wünschen kann. Weniger arbeiten, mehr Freizeit, gesundes Leben, unbegrenzte Mobilität und mehr. Fakt ist, dass KI zwar rasant Verbreitung gefunden hat, doch der ultimative Durchbruch noch auf sich warten lässt. Ich bin überzeugt, dass noch ein paar Jahre ins Land gehen bis zum KI-dominierten Alltag. Da es jedoch fast unbegrenzte Anwendungsmöglichkeiten gibt, werden wir hier garantiert eine massive Entwicklung erleben und zwar nicht nur technologisch, sondern auch hinsichtlich Beratung, Infrastruktur und Ausbildung. KI verändert Geschäftsmodelle und erschliesst neue Märkte. Damit gehen neue Berufe und Unternehmen einher. Wer dabei passiv bleibt, wird staunen. Wer dagegen aktiv an diesem Change teilnimmt, kann sich auf neue Märkte und Chancen freuen und von einem heissen Trend profitieren.

Cybersecurity und kein Ende

Das Wettrennen zwischen Angreifern und Verteidigern geht in die nächste Runde und wird an Intensität zunehmen. Die Bedrohungslage im Bereich Cybersecurity verschärft sich kontinuierlich. Inzwischen sind Ransomware-Angriffe, Datenlecks und Supply-Chain-Attacken längst tägliche Realität. Die Skala der Betroffenen reicht vom Blumenladen um die Ecke bis zur Armee. Nebst der latenten Bedrohungslage beeinträchtigt Cybercrime und Cyberattacken den Fortschritt der Digitalisierung. Aktuell werden regulatorische Sicherheitsmauern hochgezogen und an die Vorsicht von Unternehmen und Organisationen appelliert. Zero-Trust-Modelle setzen sich als neuer Standard durch und zeigen, in welche Richtung es geht: Jede Zugriffsanfrage wird validiert, bevor sie gewährt wird, unabhängig davon, ob sie von innen oder aussen kommt. Automatisierte Security-Operations und Echtzeit-Überwachung mit KI-Unterstützung helfen, Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Aber macht IT dann noch Sinn, wenn jedes zweite Mail zurückkommt und fast jede Installation einer App als unautorisiert abgelehnt wird?
Quelle: NMGZ

Daten als Währung der Zukunft

Entrümpeln Sie Ihre alten Festplatten, durchforsten Sie alle Verzeichnisse, gehen Sie auf die Suche nach vorhandenen Daten. Sie sind das Gold der digitalen Zukunft Marketing, Supply-Chain, Management und nicht zu vergessen die liebe KI – sie alle lechzen künftig nach Daten, dem wirklich entscheidenden Wettbewerbsfaktor der Zukunft. Falls Sie gerade ein Start-up planen, wäre das die perfekte Startrampe in eine gloriose Zukunft. Mit Big Data und Predictive Analytics lassen sich präzisere Marktanalysen durchführen, bessere Kundeninteraktionen steuern, Prozesse optimieren und Entscheide mehr aus dem Kopf statt aus dem Bauch heraus fällen. Die Herausforderung: Viele Firmen sitzen auf riesigen Datenmengen, die sie nicht effizient nutzen können. Datenqualität, Integration und Datenschutz sind dabei zentrale Themen, die den Datenmix so spannend und so zukunftsträchtig machen. Der Aufbau einer soliden Datenstrategie ist essenziell. CEOs sollten sicherstellen, dass ihre Unternehmen nicht nur Daten sammeln, sondern auch tatsächlich in geschäftlichen Nutzen umwandeln.

Nachhaltigkeit setzt sich durch

Green IT gewinnt an Bedeutung. Bitte nicht lachen. Ja, bisher haben viel von Sustainability (ein schreckliches Wort) gesprochen. Vielleicht lag es ja an diesem Wort, aber so richtig ernstgenommen wurde das Thema nie. Kriege, Stromnotlagen, Energieverbrauch, Ressourcenengpässe nehmen zu. Und damit auch das ökologische Denken. Wobei, inzwischen ist Nachhaltigkeit nicht nur ein ökologischer, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor. Die Diskussionen um energieeffiziente Rechenzentren, nachhaltige Cloud-Lösungen und CO₂-Reduktion haben zugenommen. Vor allem deshalb, weil das Konsumverhalten sich spürbar im Portemonnaie bemerkbar macht. Wer frühzeitig auf nachhaltige IT-Strategien setzt, profitieren nicht nur von Kosteneinsparungen, sondern auch von einem positiven Image. Nachhaltige IT wird schon bald zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil.
Quelle: NMGZ

Die digitale Welt im Jahr 2030

Jetzt hole ich gewaltig aus und werfe einen Blick in die ferne Zukunft. 2030 – nein, das ist ja schon in fünf Jahren. Also, schauen wir in die nahe Zukunft. In den vorgängig genannten Bereichen wird es richtig brummen. Wenn Sie Geld verdienen wollen, mein Tipp: Schauen Sie mal, welche börsenkotierten Unternehmen in diesen Branchen aufgestellt sind. Viel Potenzial werden auch all jene CIOs, Consultants und CEOs haben, welche «Architekten der digitalen Transformation» agieren. Also wer es schafft, IT und Business symbiotisch zusammenzuführen. Der Erfolg in der digitalen Zukunft hängt davon ab, wie gut Technologie, Strategie und Unternehmensziele miteinander verknüpft werden. Die kommenden Jahre gehören denjenigen Unternehmen, die nicht nur auf Veränderungen reagieren, sondern sie aktiv gestalten. Viel Erfolg – die Zwischenbilanz folgt in einem Jahr.



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