Digital stabil und gewinnbringend 09.04.2025, 13:30 Uhr

Fokus auf Sicherheit und Nutzen

Fast bodenständig und konservativ könnte man die Ergebnisse der Swiss IT-Studie 2025 bezeichnen. Nutzen und Sicherheit erinnern an die Bankenmentalität aus früheren Zeiten. Die IT-Abteilungen sind gefordert und müssen die Digitalisierung ins Business bringen.
CIOs müssen gleichzeitig Risiken minimieren, wirtschaftlich effizient arbeiten und die digitale Transformation vorantreiben.
(Quelle: Shutterstock/PeopleImages.com - Yuri A)
Kein Zweifel, die Digitalisierung schreitet rasant voran, doch Unternehmen betrachten nicht nur Innovationsaspekte, sondern konzentrieren sich zunehmend auf Sicherheit und geschäftlichen Nutzen. Die Swiss IT Studie 2025 zeigt, dass IT-Sicherheit und Compliance für 67 % der Unternehmen die wichtigste Aufgabe der IT-Abteilungen sind, dicht gefolgt von der Unterstützung der Fachabteilungen (47 %) im Tagesgeschäft. IT-Abteilungen stehen somit vor der Herausforderung, innovative Technologien gewinnbringend einzusetzen und gleichzeitig die steigenden Sicherheitsanforderungen zu bewältigen. Die Krux liegt in der Balance zwischen Schutz, operativer Exzellenz und strategischer Innovation. War das nicht schon immer so? Es tönt vertraut, doch sehen sich IT-Provider und -Anwender mit einem zunehmend komplexen und dynamischen digitalen Umfeld konfrontiert, bestehend aus Technologie, Infrastruktur, Vernetzung, Regulatorien und Applikationen.

IT-Sicherheit und Compliance

IT-Sicherheit und Compliance sind für Unternehmen die zentralen Aufgaben ihrer IT-Abteilungen. Kein Wunder, die Risiken durch Cyberangriffe, regulatorische Anforderungen und digitale Abhängigkeiten haben deutlich zugenommen. Die zunehmende Digitalisierung und Vernetzung machen Unternehmen anfälliger für Bedrohungen wie Ransomware, Phishing und gezielte Angriffe auf Lieferketten. Gleichzeitig verschärfen Regulierungen wie der Cyber Resilience Act, NIS-2 oder der EU AI Act die Anforderungen an Datenschutz und IT-Sicherheit.  Unternehmen müssen nicht nur ihre Systeme schützen, sondern auch sicherstellen, dass sie gesetzlichen Vorgaben entsprechen, um Bussgelder und Reputationsverluste zu vermeiden. Besonders in Branchen mit sensiblen Daten – etwa im Finanz- oder Gesundheitssektor – ist Compliance entscheidend. Zudem steigt die Erwartungshaltung von Kunden und Partnern: Vertrauenswürdige IT-Sicherheit wird zum existenziellen Muss jeder Organisation. Aufgrund der heterogenen Systemlandschaften wird jedoch der Schutz der gesamten IT-Infrastruktur immer komplexer. IT-Abteilungen müssen Sicherheitsstrategien nicht nur für Endpunkte, sondern für gesamte Netzwerke und hybride Cloud-Umgebungen entwickeln. Die hohe Priorisierung von IT-Sicherheit und Compliance zeigt, dass Unternehmen erkannt haben: Nur wer seine Daten und Systeme zuverlässig schützt, kann erfolgreich digitalisieren.

Knacknüsse der IT-Abteilungen

Die Swiss IT Studie 2025 zeigt, dass nebst IT-Sicherheit und Compliance die Senkung der osten sowie das Aufzeigen von Innovationspotenzialen für Fachabteilungen die grössten Herausforderungen für IT-Abteilungen darstellen. Die CIOs vieler Unternehmen müssen also gleichzeitig Risiken minimieren, wirtschaftlich effizient arbeiten und die digitale Transformation vorantreiben. Die Herausforderung in der Cybersecurity besteht darin, Massnahmen so zu implementieren, dass sie den Geschäftsbetrieb nicht behindern und gleichzeitig ein hohes Schutzniveau gewährleisten. Besonders problematisch ist der anhaltende Fachkräftemangel: Viele IT-Abteilungen verfügen nicht über genügend Security-Experten, um die wachsenden Anforderungen zu bewältigen. Parallel dazu stehen IT-Teams unter dem Druck, die IT-Kosten zu senken und effizient zu wirtschaften. Die steigenden Ausgaben für IT-Betrieb, Cloud-Infrastrukturen und Cybersicherheit setzen Unternehmen finanziell unter Druck. Besonders der Übergang zu hybriden IT-Strukturen erschwert oft eine nach­haltige Kostenkontrolle. Steigende und zum Teil undurchsichtige Kosten für Cloud-Lösungen, Rechenzentren und SaaS-Anwendungen begrenzen das Einsparpotenzial und damit die Investitionsmöglichkeiten.
Quelle: NMGZ
Die dritte grosse Herausforderung besteht darin, Fachabteilungen für Innovationen zu begeistern und digitale Potenziale aufzuzeigen. In vielen Unternehmen bleibt die Einführung neuer Technologien hinter den Erwartungen zurück, weil Fachbereiche den Mehrwert nicht sofort erkennen oder sich gegen Veränderungen sträuben. IT-Abteilungen müssen nicht nur technische Lösungen bereitstellen, sondern auch als Vermittler agieren und Fachbereiche aktiv in die Digitalisierung einbinden. IT-Teams müssen verstärkt auf Change-Management setzen und klar kommunizieren, welche Vorteile neue Technologien für den Arbeitsalltag bieten. Die wichtigste Erkenntnis aus der Swiss IT Studie 2025 lautet: Die IT-Abteilung ist nicht nur ein technischer Dienstleister, sondern ein Erfolgsfaktor für das Business.

Bessere Nutzung eigener Daten

Quelle: NMGZ
Die Schweizer Digitalisierungsagenda wird von den Themen «Digitalisierung und Dokumentation von Geschäftsprozessen» (49 %) und «bessere Nutzung eigener Daten» (32 %) angeführt.ganz oben. Beides Indikatoren für den Wunsch nach mehr Effizienz, Transparenz und datengetriebene Entscheidungen. Die Realität zeigt, dass viele Firmen immer noch mit veralteten, papierbasierten oder ineffizienten Workflows arbeiten. Offenbar findet gerade ein Umdenken statt. Digitale Prozesse ermöglichen nicht nur eine höhere Geschwindigkeit und Genauigkeit, sondern auch eine bessere Nachvollziehbarkeit und Standardisierung. Dies ist besonders relevant in regulierten Branchen, in denen Dokumentationspflichten eine zentrale Rolle spielen, etwa im Finanz- oder Gesundheitssektor. Zudem erleichtert die Digitalisierung von Prozessen die Automatisierung, was langfristig Kosten spart und Fehlerquellen reduziert. 
Viele Firmen haben auch erkannt, dass Daten ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sind. Das Sammeln von Informationen allein bringt jedoch wenig, wenn man diese nicht gewinnbringend einsetzen kann. Datenanalysen helfen, Muster zu erkennen, Prozesse zu optimieren und fundiertere Entscheidungen zu treffen – sei es bei der Kundenbetreuung, der Produktionsplanung oder der Marktstrategie. Besonders durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Machine Learning können Unternehmen aus ihren Daten echten Mehrwert generieren, indem sie Trends frühzeitig erkennen oder betriebliche Engpässe vorausschauend vermeiden.
“Die IT ist nicht nur ein technischer Dienst­leister, sondern ein Erfolgsfaktor fürs Business.„
Christian Bühlmann
Diese beiden Massnahmen hängen eng zusammen: Ohne eine solide digitale Prozesslandschaft sind Daten oft unstrukturiert oder schwer zugänglich. Erst wenn Geschäftsprozesse digitalisiert und systematisch dokumentiert sind, können Unternehmen ihre Daten effizient auswerten und für strategische Entscheidungen nutzen. Die hohe Priorisierung dieser Themen zeigt, dass Unternehmen zunehmend verstehen, dass digitale Transformation nicht nur eine Frage der Technologie ist, sondern auch eine tiefgreifende Veränderung in der Art und Weise, wie sie ihre Geschäftsabläufe organisieren und steuern.

Flaute bei Zukunftstechnologien

Quelle: NMGZ
Die Studienteilnehmenden zeigen eher geringes Interesse an Zukunftstechnologien wie IoT, Blockchain oder Quantencomputing. Selbst Themen wie Industrie 4.0 oder Augmented/Virtual Reality landen auf den hinteren Rängen der IT-Agenda. Offenbar fehlt es derzeit noch an konkreten Use Cases oder nachweisbarem Return on Investment für den grossen Durchbruch. Wie erwähnt, beschäftigen sich viele Unternehmen mit akuten Problemen der Cybersecurity und Anwendungen fürs Tagesgeschäft. So erstaunt es nicht, dass die IT-Sicherheit (78 %) direkt vom Themenkreise «Business-Software» (48 %) gefolgt wird. Lösungen, um operative Prozesse zu optimieren, Kundenbeziehungen zu stärken und interne Abläufe effizienter zu gestalten, sind gefragt.
Ein besonders bemerkenswerter Trend ist der hohe Stellenwert von Künstlicher Intelligenz, die mittlerweile an dritter Stelle der IT-Agenda steht. Während KI früher als Zukunftstechnologie galt, ist sie inzwischen ein strategischer Treiber für Automatisierung, intelligente Datenanalysen und Entscheidungsunterstützung. Dass KI noch vor der IT-Infrastruktur-Modernisierung oder Cloud-Projekten rangiert, zeigt, dass Unternehmen das Potenzial der Technologie erkannt haben und gezielt für Wettbewerbsvorteile nutzen wollen. Cloud Computing – mit allen Facetten – ist nicht mehr ganz vorne dabei, was vermutlich damit zu tun hat, dass sich viele Firmen und Organisationen schon länger damit beschäftigen und Projekte abgeschlossen haben.
“Die Swiss IT Studie 2025 zeigt, dass Unternehmen heute pragmatisch digitalisieren.„
Christian Bühlmann
Eher erstaunlich ist, dass Technologien wie IoT, Blockchain oder Quantencomputing nur eine untergeordnete Rolle spielen. Vermutlich gibt es dafür mehrere Gründe. Erstens sind viele dieser Technologien noch nicht marktreif genug oder nur in spezifischen Branchen von Bedeutung. Zweitens sind einige dieser Technologien stark branchenabhängig: Während IoT für Fertigung und Logistik von grosser Relevanz ist, hat es in Dienstleistungsbranchen oder im Handel eine geringere Priorität. Drittens fehlt es oft an klaren wirtschaftlichen Anwendungsfällen mit messbarem ROI. Während Cloud und Business-Software einen sofortigen Mehrwert liefern, sind Blockchain oder Edge Computing weiterhin technologische Konzepte, deren wirtschaftlicher Nutzen sich erst langfristig beweisen muss. 
Quelle: NMGZ
Die Swiss IT Studie 2025 zeigt, dass Unternehmen heute pragmatisch digitalisieren. Sie setzen auf bewährte Technologien mit klarem Geschäftsnutzen, anstatt spekulative oder experimentelle Trends zu verfolgen. IT-Sicherheit bildet die Grundlage für alle weiteren Digitalisierungsprojekte, während Business-Software und KI gezielt eingesetzt werden, um Effizienz und Innovation zu steigern. Zukunftstechnologien wie IoT oder Blockchain bleiben vorerst Nischenlösungen, die erst dann an Bedeutung gewinnen, wenn sie breitenwirksam, wirtschaftlich rentabel und strategisch relevant werden. Diese bodenständige Digitalisierungsstrategie zeigt Parallelen zum Schweizer Finanzsektor, wo Stabilität und Sicherheit stets vor risikoreichen Experimenten stehen.

Zwiespältiger Fachkräftemangel

Der viel diskutierte Fachkräftemangel ist auch ein Thema in der aktuellen Swiss IT Studie. Dabei zeichnen sich zwei Trends ab. Die Studie zeigt einerseits, dass Unternehmen dem Fachkräftemangel vor allem mit interner Aus- und Weiterbildung sowie der Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfeldes begegnen. Anders formuliert, man schaut zuerst einmal intern, wie man die bestehenden Arbeitskräfte weiterentwickeln und ein positives Arbeitsumfeld schaffen kann. Sich auf den Arbeitsmarkt zu verlassen, kommt eher weniger in Betracht. Die Fokussierung auf Weiterbildung zeigt, dass Unternehmen erkannt haben, dass es oft effizienter ist, bestehende Mitarbeitende zu qualifizieren, statt extern neue Fachkräfte zu suchen. Angesichts des schnellen technologischen Wandels ist kontinuierliches Lernen unverzichtbar – insbesondere in IT-Abteilungen, die mit immer neuen Technologien und Sicherheitsanforderungen konfrontiert sind. Statt auf langwierige und unsichere Rekrutierungsprozesse zu setzen, investieren Unternehmen verstärkt in interne Schulungen, Zertifizierungen und Weiterbildungsprogramme. Zudem ermöglicht die Weiterbildung, Fachkräfte gezielt an die spezifischen Anforderungen des Unternehmens anzupassen, was den Wissensaufbau im Unternehmen langfristig stabilisiert. Der Fachkräftemangel ist offenbar kein Rekrutierungsproblem, sondern eher strukturelle Herausforderung. Unternehmen setzen beim Fachkräftemangel vermehrt auf Talententwicklung statt Talentjagd.
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Auch zeigt die Befragung andererseits, dass offenbar nicht alle Unternehmen gleichermassen betroffen sind. Immerhin ein Fünftel gibt an, keine besonderen Massnahmen zu planen oder überhaupt nicht unter Fachkräftemangel zu leiden. Dies wirft die Frage auf, ob der Mangel tatsächlich ein flächendeckendes Problem ist oder ob es sich um eine selektive Herausforderung handelt, die bestimmte Branchen, Regionen oder Qualifikationsprofile stärker betrifft als andere. Die unterschiedliche Wahrnehmung des Fachkräftemangels lässt die Frage offen, ob und in welchem Umfang es überhaupt einen Fachkräftemangel gibt und was genau darunter verstanden wird. Bestimmt eine gewagte These, aber sicher ein Thema für eine vertiefte Umfrage.

Fazit: ohne Digitalisierung geht nichts

Die Swiss IT Studie 2025 zeigt ein klares Bild der aktuellen Herausforderungen und Prioritäten von Unternehmen in der digitalen Transformation. IT-Sicherheit bleibt das wichtigste Thema, da Unternehmen angesichts zunehmender Cyberangriffe, regulatorischer Anforderungen und steigender Abhängigkeiten von Cloud- und hybriden IT-Strukturen ihre digitale Resilienz stärken müssen. Gleichzeitig gewinnen Business-Software und Künstliche Intelligenz an Bedeutung, da sie Unternehmen ermöglichen, Prozesse effizienter zu gestalten, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und Innovationspotenziale auszuschöpfen. Ein zentrales Spannungsfeld besteht in der Rolle der IT-Abteilungen, die nicht nur für technische Infrastruktur und Sicherheit verantwortlich sind, sondern auch als Enabler für Fachbereiche agieren müssen. Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und die bessere Nutzung von Unternehmensdaten stehen deshalb im Mittelpunkt der Modernisierungsstrategie vieler Firmen. Es zeigt sich, dass erfolgreiche Unternehmen ihre IT nicht nur als Kostenfaktor, sondern als strategischen Erfolgsfaktor betrachten. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung bestehen, Effizienzsteigerung und Kostensenkung mit steigenden Anforderungen an Sicherheit, Compliance und Innovation in Einklang zu bringen.
Der Fachkräftemangel ist ein weiteres dominierendes Thema, dem Unternehmen vor allem mit interner Aus- und Weiterbildung sowie der Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfeldes begegnen. Bemerkenswert ist jedoch, dass nicht alle Unternehmen den Fachkräftemangel als Problem wahrnehmen oder aktiv Massnahmen dagegen ergreifen. Auffällig ist zudem, dass zukunftsweisende Technologien wie IoT, Blockchain oder Quantencomputing für viele Unternehmen derzeit eine untergeordnete Rolle spielen. Statt auf experimentelle Technologien zu setzen, fokussieren sich Firmen auf pragmatische und bewährte Lösungen, die unmittelbar einen geschäftlichen Nutzen bringen. IT-Sicherheit, Prozessdigitalisierung und KI stehen deshalb weit oben auf der Prioritätenliste.
Insgesamt zeigt die Studie, dass Unternehmen Digitalisierung nicht mehr als isoliertes IT-Thema betrachten, sondern zunehmend als strategischen Hebel für Effizienz, Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf einen strukturierten Ansatz, der Sicherheitsrisiken minimiert, interne Abläufe optimiert und Innovation gezielt in den Geschäftsalltag integriert. Die Digitalisierung ist damit längst kein Selbstzweck mehr, sondern wird immer stärker aus einer Balance zwischen Nutzen und Sicherheit heraus gesteuert – eine Denkweise, die sich auch in der Stabilitätsorientierung der Schweizer Wirtschaft widerspiegelt. Dass die Vorteile digitaler Technologien und digitalisierter Prozesse für die Schweizer Wirtschaft von strategischer Bedeutung sind, ist unbestritten. Die vielzitierte digitale Transformation wird anhalten, wobei automatisierte und «KI-intelligente» Anwendungen bzw. Projekte die nahe Zukunft prägen werden.



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