ZFV-CIO: «Wer noch nicht digitalisiert, hat den Zug verpasst»

Digitale Transformation beim ZFV

CW: Was bedeutet für Sie selbst und die ZFV-Unternehmungen die digitale Transformation? Können Sie bitte Beispiele nennen?
Koutsogiannakis: Die Digitalisierung geniesst mittlerweile eine sehr hohe Aufmerksamkeit – in den Medien, der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft. Meiner Meinung nach gibt es die Digitalisierung aber schon sehr lange. Wer bis anhin nicht auf den Zug aufgesprungen ist, hat ihn jetzt verpasst.
Für mich besteht Digitalisierung aus dem Sammeln von Daten, mit denen intern die Geschäftsprozesse weitestgehend automatisiert werden können. Extern können die Daten dazu verwendet werden, jedem Kunden individuell auf ihn zugeschnittene Anwendungen oder Produkte anzubieten. Der ZFV testet zurzeit verschiedene Lösungen für die Kunden: Die automatische Abrechnung mit dem Handy im Restaurant, dann das Servieren der Speisen am Platz inklusive dem Bezahlen und drittens einen Signalgeber, der den Gast benachrichtigt, wenn das Essen fertig zubereitet ist. Sie kennen das Modell beispielsweise von Vapiano.
Die Herausforderung ist für mich dabei, den Kunden mit der digitalen Technik nicht zu überfordern. Wir müssen einen guten Mittelweg finden zwischen der Technologie und dem Komfort. Dafür haben wir verschiedene Pilotprojekte lanciert: Im Zürcher Technopark können die Gäste zum Beispiel mit einer App das Essen vorbestellen. Daneben laufen Tests im «Free Flow», sprich dem automatischen Verrechnen im klassischen Personalrestaurant. Meine Idealvorstellung dabei ist aber der kassenlose Shop «Amazon Go»: Beim Betreten des Restaurants registriert sich der Besucher via App automatisch, konsumiert sein Essen und bezahlt beim Verlassen des Betriebes vollautomatisch.
CW: Woran fehlt es?
Koutsogiannakis: An der Technologie, an der Relation zwischen Kosten und Nutzen und an der Art der Ware. Bei «Amazon Go» sind die Produkte verpackt. In einem Restaurant können wir dem Gast nicht die Speisen alle einschweissen, nur, damit sie sich besser erfassen lassen. Hier benötigen wir andere Ideen, beispielsweise Teller mit RFID-Chips. Dann kann der grüne Teller für Salat anders verrechnet werden als der gelbe Teller für die Hauptspeise.
CW: An welchen Digitalprojekten arbeiten Sie in der Hotellerie?
Koutsogiannakis: Als grösste Schweizer Hotelgruppe mit 17 Häusern beobachten wir den Markt und die neuen Technologien natürlich sehr genau. Eine Idee ist der Self-Check-in und Self-Check-out, bei dem der Gast entweder schon von zu Hause oder im Hotel am Automaten ein- und auschecken kann. Dabei geht es nicht um das Abbauen von Personal, sondern um zusätzlichen Komfort für den Gast. Vor drei Jahren haben wir für unsere Sorell Hotels eine neue Strategie verabschiedet. Sie sieht unter anderem vor, dass der Aufenthalt für den Gast ein tolles Erlebnis sein soll.
CW: Wie kann die IT das Hotelerlebnis verbessern helfen?
Koutsogiannakis: Indem die Mitarbeiter in den Hotels von administrativen Aufgaben befreit werden, damit sie mehr Zeit für die Gäste haben. So hat die IT im Rahmen der neuen Strategie dafür plädiert, alle Insellösungen in den Hotels durch ein zentrales Reservationssystem am Hauptsitz in Zürich abzulösen. Hier stellte sich auch die Frage, ob das zentrale System von uns selbst betrieben oder allenfalls aus der Cloud bezogen werden sollte. Bei der Frage nach der Cloud galt es, diverse Aspekte zu berücksichtigen: beispielsweise die Sicherheit, den Datenspeicherort und die Verfügbarkeit. Wenn die Cloud ausfällt, können wir keine Reservierungen entgegennehmen. Letztendlich haben wir uns dann doch für eine Inhouse-Lösung entschieden, die natürlich ebenfalls redundant ausgelegt ist.



Das könnte Sie auch interessieren