«Wir wollen zum SaaS-Anbieter werden»
Schlankeres Software-Portfolio
CW: Was heisst Konsolidierung des Portfolios? Welche Produkte wollen Sie aus dem Sortiment streichen?
Ackermann: Wir hatten Anfang des letzten Jahres über 60 verschiedene Lösungsversionen auf dem Markt. Es macht keinen Sinn, etwa bei einem Sage 50 Extra sechs oder sieben verschiedene Versionen zu pflegen, wenn der Kunde Innovationen in der neusten Version wünscht. Hier haben wir angesetzt und unsere Release-Strategie akzentuiert. Sodass unsere Entwickler das machen können, was sie am liebsten tun: Weiterentwicklungen für unsere Produkte ausliefern, Wünsche umsetzen und Bugs bereinigen.
CW: Wie wirkt sich das Vorhaben auf die künftige Entwicklung Ihrer Produktpalette aus?
Ackermann: Wir programmieren die Mehrheit unserer Software in Root. Zunehmend entwickeln wir Produkte auch gemeinsam mit Kollegen aus den internationalen Standorten der Sage Group. Ein Ergebnis ist die Sage Business Cloud. Diese bietet verschiedene Services. Eine ist die Lösung Enterprise Management. Was wir angehen werden, ist, dass wir jene lokalen Produkte in die Sage Business Cloud überführen, bei denen es vom Markt gefordert wird, etwa Sage 200 Extra. Diese schreiben wir um und ergänzen sie um die nötigen REST-APIs. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit unserem Partnerökosystem, sodass unsere Produkte international eingesetzt werden können, mit anderen Lösungen kompatibel und Cloud-fähig sind. Auf diese Weise wird unsere Software dann auch mit Angeboten aus dem Umfeld von Independent Software Vendors zusammenspielen oder sogar mit Produkten von Drittherstellern wie Microsoft Office 365. Diese Umsetzung wird in Etappen geschehen mit Milestones im Juni und September.
CW: Wo werden die Cloud-Lösungen von Sage betrieben?
Ackermann: Das kommt darauf an. Einige Kunden, etwa aus dem Finance-Umfeld, betreiben die Lösungen im eigenen Rechenzentrum. Unsere Software im Einstiegssegment wie Sage Start und Sage 50 Extra bieten wir über unsere eigene Cloud an. Die hierfür nötige Infrastruktur etwa für Sage 50 Extra unterhalten wir bei einem grossen Anbieter im Raum Zürich. Auf diese Weise können wir hohe Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit gewährleisten. Ausserdem bieten unsere Partner auch dedizierte Cloud-Angebote in mehreren Branchen.
CW: Die vor einigen Jahren noch herrschende Skepsis gegenüber der Cloud ist also verflogen?
Ackermann: Es ist immer wieder ein Thema. Manche Kunden schauen sich am Markt nach sogenannten Hybridlösungen um. Was ich spüre ist, dass durch die Digitalisierung immer mehr Unternehmen versuchen, Geschäftsprozesse digital abzubilden. Hierbei spielt die Frage, ob On-Premise oder in der Cloud eine untergeordnete Rolle. Im Vordergrund steht die Frage, inwieweit man seine Geschäftsprozesse tatsächlich komplett digital abbilden kann. Ob das gehostet ist oder auf der hauseigenen Infrastruktur läuft, sind dann nachgelagerte Fragen.
CW: Inwieweit kollidiert der Ansatz des Partnernetzwerks mit Ihrem Abo-Modell?
Ackermann: Abo-Modell, Cloud und Channel ergänzen sich. Unsere Partner veredeln über die offenen Schnittstellen unsere Produkte. Wir bieten Standard-Software und unsere Partner passen diese an ihren Branchenfokus an. Unser Lösungspartner Trimble beispielsweise beliefert die Baubranche mit verschiedensten Software-Angeboten vom CAD bis zum ERP, alles voll integriert in eine Sage-Lösung. Ein anderes Beispiel sind Partner, die über bei sich gehostete Cloud-Services Treuhändern eigene Lösungen auf Basis unserer Produkte anbieten.