EveryWare-CEO 05.08.2019, 05:52 Uhr

«Der IT-Markt ist sehr spannend»

Die Business-IT steht vor einem Wandel. Die Hyperscaler drängen auf den Markt, Firmen müssen ihre Altsysteme ablösen, denn die Millennials wünschen moderne Apps. Ein spannendes Umfeld, sagt EveryWare-CEO Kurt Ris.
Kurt Ris ist seit über 20 Jahren der Mitbesitzer von EveryWare
(Quelle: Samuel Trümpy)
Die nächste Generation der Unternehmens-IT ist die Cloud. Den meisten kommen dabei zuerst Amazon, Google und Microsoft in den Sinn. Eine Heraus­forderung für die Zürcher Firma EveryWare. Sie baut schon seit Jahrzehnten Cloud-Plattformen für ihre Kunden auf – und investiert dabei viel Geld, Know-how und Ressourcen. Wie CEO Kurt Ris im Interview weiter sagt, ist ein Schweizer Anbieter oftmals die bessere Wahl.
Computerworld: Können Sie als Schweizer Anbieter bei den Preisen der globalen Wettbewerber mithalten?
Kurt Ris: Ja, durchaus. Es ist ein Mythos, dass ausserhalb der Schweiz, gemessen an der Produktivität, ein anderes Preisniveau vorherrscht. Natürlich gibt es Länder mit tiefe­ren Stundensätzen. Es muss aber hinterfragt werden, wie dort produziert wird und wie zuverlässig die Anbieter sind.
CW: Ist die Swissness ein gutes Verkaufsargument?
Ris: Für die Schweizer Kunden ist Swissness ein Verkaufsargument, für ausländische Firmen eher nicht. Sie suchen einen Schweizer IT-Dienstleister nur dann, wenn zum Beispiel die Holding in der Schweiz angesiedelt ist. Ansonsten wählen sie keinen Schweizer Anbieter. Wir würden es uns zwar wünschen, der Markt ist aber nicht vorhanden.
Als Grund sehe ich die rechtlichen Rahmenbedingungen. Es ist komplizierter, IT-Services aus einem anderen Rechtsraum zu beziehen. Bestes Beispiel sind die Entwicklungen rund um die Beziehungen zwischen Google und Hua­wei. Dort ist es überhaupt nicht absehbar, wie sich die beiden Akteure und ihre jeweiligen Staaten künftig verhalten.
Vor diesem Hintergrund müssen sich Schweizer Unternehmen die Frage stellen, ob sie kritische Services von
einem «amerikanischen Cowboy» beziehen sollten –, um es überspitzt zu formulieren. Besser wählt das Unternehmen einen Schweizer Partner, der dieselbe Kultur hat, dieselbe Sprache spricht und der im gleichen Rechtsraum agiert.
CW: Wie viel teurer ist der Schweizer Anbieter verglichen mit dem US-amerikanischen?
Ris: Der Schweizer Anbieter ist gar nicht teurer. Die Hyperscaler pflegen zwar den Mythos, dass sie unglaublich günstig sind. Aber das stimmt schlicht nicht.
Nur ganz wenige Experten können im Voraus abschätzen, wie viel Geld ein bestimmter Amazon-Service kostet. Diese Lösungen sind extrem komplex, da der Verbrauch an den unterschiedlichsten Stellen gemessen und dann auch berechnet wird. Eine realistische Prognose ist fast unmöglich. Wenn ein Kunde den Service dann produktiv einsetzen will, sind die Betriebskosten überraschend hoch.
Anders verhält es sich bei einmaligen oder kurzfristigen Projekten. Wer Amazon zum Entwickeln oder Testen einsetzen will, kann vergleichsweise günstig viele Funktionen und hohe Kapazität beziehen. Dann rechnet sich eine eigene Infrastruktur oder ein Outsourcing (zu uns) nicht.
Zur Person
Kurt Ris
amtet seit 2006 als CEO von EveryWare. Er ist als Mitgründer und Mitbesitzer schon seit über 20 Jahren in dem Unternehmen tätig. Zuvor war Ris in Führungspositionen bei Ecofin Research & Consulting angestellt. Er absolvierte ein Wirtschaftsstudium an der Universität Zürich und promovierte im Bereich Finance und Informatik.



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