Tipps für Paranoide (Teil 2)
01.04.2014, 11:25 Uhr
Soziales Netz, E-Mail und Mobilfunk
Unsere Privatsphäre ist unter Dauerbeschuss. Vor allem Soziale Medien wollen uns immer mehr kontrollieren. Aber auch das Verhalten beim Mailen und bei der Smartphone-Nutzung kann Datenschutz-schädlich sein. Mit folgenden Tipps kann man sich trotzdem schützen.
Wer sich vor den Datenkraken à la Facebook schützen will, benutzt sie einfach nicht. Klar: Verzicht ist immer eine Option. Aber ist es auch praktikabel? Spätestens wenn es um die E-Mail- und Smartphone-Nutzung geht, ist die Abstinenz unrealistisch. Trotzdem lassen sich einige Schutzmassnahmen gegen allzu «gwundrige» Unternehmen ergreifen, wie wir schon anhand unseres ersten Teils am Beispiel von Webseiten gezeigt haben. In der Folge geht es also um Soziale Netze, E-Mail und Smartphones.
Tipp 1: Nicht den Facebook-Account fürs Login zu anderen Diensten verwenden
Statt bei der Anmeldung eines neuen Web-Dienstes wieder ein neues Login zu kreieren (bei dem man sich bekanntlich aus Sicherheitsgründen wieder eine komplett neue ID und ein ebenso nie verwendetes Passwort zulegen sollte), wird einem immer öfter offeriert, einfach das Facebook-Login zu benutzen. Das ist verlockend einfach, denkt man zunächst. Aber Vorsicht: Es ist nicht nur einfacher für einen selbst, es ist vor allem auch einfacher für die Dritt-Firma, eine Menge gleich von Anfang an über den «Neuen» in Erfahrung zu bringen. Ebenfalls Freude hat Facebook: Das soziale Netz erhält wichtige Informationen, für welche Online-Dienste man sich noch interessiert und verwendet diese Daten unter anderem für noch gezieltere Werbebotschaften. Wer also derartige Querverbindungen unterbinden möchte, sollte darauf verzichten, via Facebook-Konto bei anderen Diensten anzuheuern.
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Tipp 2: Profil regelmässig bearbeiten und einschränken
Dass man nicht gleich die Fotos der letzten Sauftour offen in Facebook ausbreiten sollte, hat sich unterdessen herumgesprochen. Trotzdem sollte bei jedem sozialen Netz immer wieder überprüft werden, welche Informationen des eigenen Profils für wen sichtbar sind. Das ist umso wichtiger, als Facebook, aber auch professionelle Netze wie LinkedIn und Xing gerne hin und wieder die Privacy-Regeln ändern.
In diesem Zusammenhang ist es sehr ratsam, als nicht eingeloggter «Fremder» das eigene Profil regelmässig anzusurfen und zu überprüfen, welche Daten öffentlich zugänglich sind.
Tipp 3: Vor dem Posten, Hirn einschalten
Dieser Tipp tönt vielleicht etwas banal, ist es aber nicht: Bevor man etwas postet oder tweetet, sollte man sich überlegen, ob das wirklich nötig ist. Selbst wenn man Äusserungen nur seinem engsten Freundeskreis zugänglich macht, ist es nicht gesagt, dass die Posts dort bleiben. Schliesslich können Aussagen weitergeleitet werden. Daneben sind Posts wie Fotos der eigenen Kinder, Hobbys oder Live-Ferienbilder heikel. In jedem Fall muss man sich überlegen, wer noch einen Nutzen von diesen Informationen haben könnte. Auch was getweetet wird, ist grundsätzlich öffentlich. Selbst wer Tweets nachträglich löscht, kann nicht sicher gehen, dass die Mitteilungen für immer verschwunden sind. Denn der Twitter-Feed wird regelmässig gespeichert, und zwar von Datenbrokern und anderen Organisiationen. Sind die mit dem Datenstaubsauer zwischen dem Posten und Löschen durchgefahren, ist der Tweet vielleicht auf Twitter nicht mehr sichtbar, existiert aber noch. Nächste Seite: Tipps zum sicheren Mailen
Tipp 4: Webmail-Dienste absichern
Bei der Nutzung von E- und Web-Mail-Diensten sollte darauf geachtet werden, dass alle Kommunikation verschlüsselt wird. Wer den Aufwand von Verschlüsselungsverfahren wie PGP (Pretty Good Privacy) scheut, sollte zumindest sicherstellen, dass per HTTPS auf die Server zugegriffen wird. Selbst grosse Webmaildienstleister wie Gmail und Yahoo Mail sowie gerade eben auch GMX bieten HTTPS-Verschlüsselung standardmässig an.
Tipp 5: Einen sicheren Web-Mail-Dienst wählen
Die meisten «kostenlosen» Mail-Dienste im Web sind alles andere als gratis, sie werden mit den privaten Daten der Nutzer bezahlt. Deshalb sollte man sich ernsthaft überlegen, einen eh schon «bezahlten» Dienst wie etwa das E-Mail-Postfach des eigenen Internet-Providers zu nutzen. Viele grössere Anbieter wie Swisscom, Cablecom und Sunrise bieten auch Web-Oberflächen zu diesen Mailkonten an.
Wer es noch einen Zacken sicherer mag, kann sich hierzulande Incamailanvertrauen. Dieser Dienst der Schweizerischen Post ermöglicht verschlüsselten Mailverkehr. Er bietet sogar die Möglichkeit, mit Regierungsstellen per Einschreiben Mails auszutauschen. Dieser Service kostet allerdings etwas, nämlich entweder 29 Franken im Jahr oder 50 Rappen pro vertraulicher Mail oder 2 Franken pro eingeschriebenem Dokument. Nächste Seite: Tipp zum sicheren Chatten
Tipp 6: Sicheres Chat-Programm nutzen
Nicht zuletzt nach dem Verkauf von Whatsapp an Facebook ist vielen bewusst geworden, dass Chat-Programme selbst wahre Plaudertaschen sein können, die fleissig, und oftmals ungefragt, auf persönliche Adressen, Mails, Ortsangaben und sonstige Daten zugreifen. Abgesehen davon verschicken gängige Chatprogramme die Textmitteilungen unverschlüsselt, können also einfach abgehört werden.
Doch es gibt sichere Alternativen wie dasSchweizer Programm Threema. Es ist in mehrerer Hinsicht auf Sicherheit bedacht. So wird unter anderem die Kommunikation konsequent verschlüsselt. Seit dem Whatsapp-Verkauf hat Threema auch verstärkt zulauf, so dass die Chance, den einen oder anderen Chat-Partner anzutreffen, merklich gestiegen ist. Nächste Seite: Sicher mobil unterwegs
Tipp 7: Vorsicht mit Ortsangaben
Viele Apps auf Smartphones wollen wissen, wo man sich befindet. In einigen Fällen kann das ja sehr nützlich sein, etwa wenn man einen Routenplaner verwenden möchte. Bei anderen Apps - etwa bei einer Tageszeitungs-App - fragt man sich allerdings, was der Zugriff auf die Ortsangaben wirklich bringen soll. Im Zweifelsfall sollte man also der Anfrage nach Ortsauskunft nicht nachkommen - oder die entsprechende Option nach der Benutzung der App in den Einstellungen wieder ausschalten. Auch in sozialen Medien ist die Angabe des eigenen Ortes mit Vorsicht zu geniessen. Wer mitteilt, dass er an einem bestimmten Ort ist, lässt die anderen auch wissen, wo er nicht ist, und dass etwa die eigene Wohnung gerade leer steht. Dass nur «Freunde» davon erfahren, ist nicht garantiert, worauf wir bereits in Tipps 2 und 3 hingewiesen haben.
Tipp 8: Wenn immer möglich: Wi-Fi und Bluetooth abschalten
Vor allem via Bluetooth lassen sich Smartphones einfach hacken. Entsprechende Tools finden sich im Web und werden laufend raffinierter. Schon aus diesem Grund sollte man darauf achten, dass Bluetooth abgeschaltet ist. Auch der Akku wird es einem übrigens danken.
Doch die Gefahr lauert nicht nur von Hackern, sondern künftig dürften auch Geschäfteinhaber Interesse an unseren Bluetooth- und Wifi-Verbindungen haben. Denn ein Smartphone, das sich nach einem Gratis-WLAN-Hotspot umsieht, lässt sich auch einfach verfolgen. Offeriert man als Shop-Besitzer zudem Gratis-WLAN, erhält man im Gegenzug die Identität des Smartphone-Inhabers. Die Kombination der beiden Informationen ist dann für das Warenhaus Geld wert. Nicht umsonst bietet eine Firma wie Fortinet WLAN-Security-Geräte an, welche eine solche «Marketing»-Option für Ladenbesitzer schon beinhalten. Wer also nicht will, dass neben dem Mobilfunkbetreiber, auch noch x andere Firmen wissen, wo man sich gerade aufhält und was man gerade so treibt, sollte auch sein WiFi-Signal wenn immer möglich unterbinden. Und die ganz Paranoiden werden wohl ihr Smartphone gleich ganz ausschalten oder in den Flugmodus befördern, wenn sie unterwegs sind und von niemandem verfolgt werden wollen...