Wieder im Seco
16.04.2015, 14:51 Uhr
IT-Projekt macht Negativ-Schlagzeilen
Im Seco sorgt dieselbe Abteilung, die letztes Jahr im Mittelpunkt des Korruptionsskandals stand, erneut für Aufregung. Ein 26-Millionen-Franken teures IT-Projekt droht neu ausgerichtet werden zu müssen.
Der Abteilung Arbeitsmarkt und Arbeitslosenversicherung des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) gelingt dieser Tage wenig. Letztes Jahr stand sie im Zentrum eines Korruptionsfalls, der die gesamte Bundesverwaltung in ein schlechtes Licht rckte und dessen juristische Aufarbeitung noch andauert. Ein Ressortleiter ging mit Exponenten der IT-Firmen Fritz&Macziol sowie System Connect (mittlerweile Konkurs) einen Handel ein der vorsah, dass er Zuwendungen in Form von monetären Gütern erhält und dafür Aufträge nach Gutdünken verteilt. Er liess sich also bestechen. Die beteiligten Unternehmen bssten schwer für das Geschäft, die Verdächtigen warten auf die Urteile. Wie der Tages-Anzeiger schreibt, wirkt sich diese Affäre auch auf ein grösseres IT-Projekt in der Abteilung aus. Das Auszahlungssystem der Arbeitslosenkasse (Alsa) soll neu programmiert werden. 26 Millionen Franken kostet das Softwareprojekt, das 2013 in der Abteilung Arbeitsmarkt und Arbeitslosenversicherung gestartet wurde, bisher. Das Projekt sorgte bereits damals für Stirnrunzeln. Denn der Auftrag ? damals wurde von 22 Millionen Franken gesprochen - wurde freihndig an den bisherigen Lieferanten CSC vergeben.
Zertifizierungen? Wozu denn?
Ein Prüfungsbericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) hat nun laut «Tagi» zum Vorschein gebracht, dass die Kontrolleure auf diverse Probleme und Verzögerungen gestossen sind, die auf die Korruptionsaffäre «und deren personelle Konsequenzen» zurückgeführt werden können. Der Projektleiter solle kaum über Erfahrung mit grösseren Projekten verfügen und die vorgeschriebene HERMES-Zertifizierung nicht besitzen. Darum sei er auf «umfangreiche externe Unterstützung» angewiesen, was hohe Kosten und Abhängigkeiten schaffe. Zudem bestehe für die Kontrolleure das Risiko, dass der externe Coach nicht nur unterstützen, «sondern auch indirekt das Projekt führen» könnte. Vielleicht ist es auf die Unerfahrenheit des Projektleiters zurückzuführen, dass CSC bereits Module der Software geliefert hatte, während das Seco noch in der Konzeptionsphase steckte. Auf diesen Missstand macht die EFK jedenfalls auch aufmerksam. Die Folge: Die Module konnten während längerer Zeit nicht auf ihre Funktionalität hin überprüft werden. Auf Druck der Finanzkontrolle ? der Bericht erschien bereits im Juli des vergangenen Jahres ? wurden die Tests mittlerweile durchgeführt. Und förderten offenbar gröbere Mängel zutage. Der Programmiercode der bereits gelieferten Module werde «zum grössten Teil nicht weiterverwendet», zitiert der «Tages-Anzeiger» Seco-Geschäftsleitungsmitglied Oliver Schärli. Tests hätten Verbesserungspotenzial gezeigt. Dieses scheint derart gross zu sein, dass man im Seco darüber nachdenkt, das ganze Projekt neu auszurichten. Klar soll bereits jetzt sein, dass die Software nicht wie ursprünglich im April 2016 eingeführt werden kann. Wann das Projekt abgeschlossen werden kann, kann Oliver Schärli nicht sagen. Wie teuer alles am Ende werden wird und wer für die zu befürchtenden Mehrkosten aufkommt, auch nicht.