«Wir müssen digitalisieren»

Die Zukunft

CW: Mit den drei Plattformen ist die Digitalisierung sicher nicht abgeschlossen bei CKW. Wie funktioniert der Innovationsprozess bei Ihnen generell?
Meyer: Wir haben vor fünf Jahren mit «Kaizen» einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess eingeführt. Er findet heute monatlich innerhalb der Teams statt. Die Verbesserungen dort sind selten gleich Prozessinnovationen, sondern typischerweise eher Abläufe, Sicherheitsmassnahmen oder Werkzeuge. Die meisten Anregungen können die Teams dann gleich selbst umsetzen. Wenn Kollegen mit Vorschlägen kommen, die übergreifende Prozesse betreffen, gibt es einen «Blitz-Kaizen». Ein Kaizen-Coach evaluiert dann zusammen mit sämtlichen betroffenen Abteilungen das Potenzial des Vorschlags. Überzeugt uns das Ergebnis, schliesst sich eine vertiefte Analyse an. Dabei wird ermittelt, wie der Geschäftsprozess auf der grünen Wiese realisiert werden würde. Das haben wir schon vier- bis fünfmal gemacht.
In einem Fall kamen wir zum Ergebnis, dass sich tatsächlich ein Business Case abzeichnet. Bei dem Prozess geht es um das Beauftragen, Planen, Projektieren und Bauen elektrischer Anlagen. Unsere ursprüngliche Auffassung war, dass es nicht das Gleiche ist, eine Unterstation für 9 Millionen, eine Trafostation für 100'000 Franken oder einen Hausanschluss für einige Tausend Franken zu realisieren. Als wir zusammen mit einem Berater die Abläufe analysiert haben, sind wir zum Schluss gekommen, dass sich sowohl eine Unterstation, eine Trafostation als auch ein Hausanschluss nach einem generischen Prozess umsetzen lassen. Dieser eine Prozess wird nun digitalisiert – anstatt der unterschiedlichen, stark manuellen und nur punktuell IT-unterstützten Prozesse für die verschiedenen Anlagen. Damit werden wir unser Planungsteam immens entlasten.
CW: Welche Vorkehrungen trifft CKW für die künftige Öffnung des Strommarkts?
Meyer: Wenn die Öffnung irgendwann kommt … [schmunzelt] Ich persönlich finde es bemerkenswert, dass die Politik den Willen des Volkes aus dem Jahr 2009 bis heute nicht in eine Gesetzesform gegossen hat. Damals wurde verbindlich festgelegt, dass eine vollständige Öffnung des Strommarkts stattfindet. Bis heute ist es nicht passiert.
CKW unterstützt die Öffnung des Strommarkts und die damit verbundene Wahlfreiheit für die Kunden, ihren Energielieferanten selbst zu bestimmen. Wir sehen darin auch eine wichtige Voraussetzung, dass sich neue Marktmodelle entwickeln können. Zum Beispiel kann es heute kein Peer-to-Peer-Geschäft für Fotovoltaik geben, denn die Konsumenten haben keine Wahl beim Stromlieferanten. Gerade diesen lokalen Geschäftsmodellen mit erneuerbaren Energien gehört aber die Zukunft.
Zur Firma
CKW
kurz für die Centralschweizerischen Kraftwerke, hat als Tochterunternehmen der Axpo Holding ihren
Sitz in Luzern. Der grösste Energiedienstleister der Zen­tralschweiz versorgt rund 200 000 Endkunden mit Strom. Daneben bietet CKW auch Produkte sowie Dienstleistungen in den Bereichen Connectivity und IT-Infrastruktur, Elektro- und Energietechnik, Kommunikation sowie Security an. Die Firma zählt rund 1800 Mitarbeitende.



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