Im Office von - Oliver Vaterlaus, CEO, AWK 21.06.2018, 14:30 Uhr

«Wir wollen die digitale Schweiz gestalten»

In unserer Rubrik «Im Office von» geben Exponenten der Schweizer ICT einen Einblick in ihren beruflichen Alltag. Diesmal spricht Oliver Vaterlaus, CEO bei AWK, über seine Motivation, Mitarbeiterführung und sein nächstes Projekt.
Oliver Vaterlaus ist CEO des IT-Dienstleisters und Beratungshauses AWK.
(Quelle: AWK)
Computerworld: Wie sieht die erste Stunde Ihres Tages aus?
Oliver Vaterlaus, CEO, AWK: Ich gönne mir am Morgen in aller Ruhe ein Frühstück und lese die NZZ. Spätestens um sieben Uhr geht es los. Die ersten Sitzungen starten meist um acht Uhr.
CW: Büro oder Home Office?
Vaterlaus: Eindeutig mein Büro, dort findet viel Kommunikation statt und das Umfeld ist perfekt zum Arbeiten. Home Office ist für mich wichtig, um den Tag sauber ab­zuschliessen und den nächsten zu planen. Am besten arbeite ich im Zug – ungestört und konzentriert im Ruhewagen.
CW: Kommen Sie morgens mit dem Auto oder dem ÖV in die Firma?
Vaterlaus: Wir sind eine sehr ÖV-affine Firma. Daher reise ich praktisch nur im Zug. Den Weg zwischen meinem Wohnort und dem Büro in Oerlikon lege ich gerne im Auto zurück: 20 Minuten für mich alleine, die ich sehr geniesse.
CW: Arbeiten Sie im Einzelbüro oder im Open Space?
Vaterlaus: Open Space ist ein sinnvolles Konzept. Doch persönlich schätze ich mein Einzelbüro, das primär Sitzungszimmer und «Telefonzelle» ist. Dank Glaswänden sehen die Mitarbeitenden immer, ob ich frei bin. Wenn ja, dürfen sie jederzeit hereinkommen.
CW: Was machen Sie zuerst im Büro?
Vaterlaus: Meist habe ich auf dem Arbeitsweg ein paar Ideen und spontane Einfälle, die ich im Büro als Erstes auf einem Post-it festhalte. Anschliessend hole ich mir einen Kaffee und freue mich auf spontane Treffen bei der Kaffeemaschine. Dann checke ich die E-Mails der Frühaufsteher und führe ein paar kurze Telefonate. Die erste halbe Stunde versuche ich, entspannt und ohne Zeitdruck anzugehen.
CW: Wie planen Sie Ihren Tag?
Vaterlaus: Meine Tage sind sehr unterschiedlich, ganz abhängig davon, wo und in welcher Rolle ich unterwegs bin. Als «Fixpunkte» gelten typischerweise E-Mails und kleinere Pendenzen frühmorgens. Der eigentliche Arbeitstag beginnt um acht Uhr und ist normalerweise eng getaktet mit Sitzungen, Telefonaten und bewussten Zeitfenstern für konzentriertes Arbeiten. Am Abend beantworte ich nochmals E-Mails und arbeite Pendenzen ab, ganz am Schluss folgt die Planung des nächsten Tages.
CW: Welche Tools und Apps sind essenziell für Ihren Job?
Vaterlaus: Das Telefon (Skype for Business), E-Mail (Outlook) und die üblichen Office-Produkte des Marktführers. Daneben die SBB-App, unser Intranet und – trotz aller Technologie – Block, Kugelschreiber und Post-its.
CW: Auf welche Technik warten Sie noch?
Vaterlaus: Technologien vermisse ich keine. Aber bei den Benutzerinterfaces wünschte ich mir eine Revolution.
CW: Zu welcher Musik arbeiten Sie am besten?
Vaterlaus: Zu gar keiner. Ich arbeite am besten, wenn es ruhig ist.
CW: Welches ist Ihr bevorzugter Kommunikationskanal?
Vaterlaus: Die gesprochene Sprache, am liebsten von Angesicht zu Angesicht, aber auch am Telefon. E-Mails eignen sich hervorragend, um asynchron Informationen weiterzugeben oder Aufträge zu erteilen, bei denen eine gewisse Verbindlichkeit und Nachvollziehbarkeit sinnvoll ist.
CW: Ein wichtiges Instrument für die Kommunikation sind Meetings. In wie vielen sitzen Sie pro Woche?
Vaterlaus: Das ist sehr unterschiedlich. Pro Tag sind es bestimmt drei bis vier, es können aber auch über zehn sein. Nicht die Anzahl der Sitzungen ist entscheidend, sondern deren präzise Vorbereitung und klare Zielsetzung. Das predige ich auch als Referent in unserem AWK-internen Kurs «Erfolgreich Sitzungen durchführen».
CW: Wie viele Meetings halten Sie selbst?
Vaterlaus: Die meisten moderiere ich, bei vielen erfolgt die Vorbereitung aber durch andere Personen.
CW: Wie lautet Ihr Arbeitsmotto?
Vaterlaus: An Herausforderungen wächst man!
CW: Und welches ist Ihre grösste Herausforderung im Job?
Vaterlaus: Die Work-Life-Balance auszutarieren. Es ist nicht einfach, allen Ansprüchen gerecht zu werden.
CW: Was stört Sie bei der Arbeit? Gibt es Produktivitätskiller?
Vaterlaus: E-Mails während des Tages respektive laufend zu beantworten, ist wenig effizient und lenkt ab. Besser ist es, sich dafür bewusst Zeitfenster zu reservieren und dazwischen die Finger davon zu lassen. Schlecht vorbereitete oder schwach moderierte Sitzungen sind noch schlimmer, weil dann die Zeit von gleich mehreren Personen vergeudet wird.
CW: Welches ist Ihr grösster beruflicher Erfolg?
Vaterlaus: Die Entwicklung der AWK Group in den letzten zehn Jahren. Jetzt arbeite ich daran, in zehn Jahren genau das Gleiche sagen zu können. (lacht)
CW: Wie würden Sie Ihren Führungsstil beschreiben?
Vaterlaus: Im Normalfall pflege ich einen kooperativen Führungsstil, was meinem Naturell entspricht. Ich habe grosses Vertrauen in meine Mitarbeitenden und lasse ihnen viele Freiheiten. Umgekehrt erwarte ich, dass Schwierigkeiten oder Fehler rechtzeitig und offen angesprochen werden, damit ich reagieren kann.
CW: Auf welche drei Eigenschaften achten Sie besonders bei Ihren Mitarbeitern?
Vaterlaus: Hier halte ich es ganz nach Reinhard Sprenger: Cool Head – Warm Heart – Working Hands. Ausbildung und Kompetenz, aber auch Intellekt sind in unserem Geschäft notwendige Voraussetzungen. Die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzudenken, und Empathie sind ebenso wichtig. Zudem erwarte ich Engagement und die Bereitschaft, die Extrameile zu gehen.
CW: Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter und wie sich selbst?
Vaterlaus: Unsere Kultur und der Teamspirit sind die grössten Motivatoren bei AWK und unsere Projektarbeit ist die Sinnstiftung. Mein Job besteht darin, diesen Spirit weiter zu fördern und unser Unternehmen so auszurichten, dass unsere Beratungsarbeit Sinn und Wert stiftet. Der Rest ergibt sich von selbst.
CW: Wer viel arbeitet braucht viel Energie. Was ist Ihr Restauranttipp für den Lunch?
Vaterlaus: Ein Birchermüsli aus der werkBAR bei uns in der Lounge in Zürich-Oerlikon oder etwas vom Grill auf unserer Dachterrasse in Bern. Gut gefällt mir auch «Didi’s Frieden» in Zürich oder das «Moléson» in Bern.
CW: Wie fahren Sie nach der Arbeit runter?
Vaterlaus: Am besten bei einem guten Glas Rotwein am Familientisch.
CW: Wann gehen Sie schlafen?
Vaterlaus: Im Normalfall gegen Mitternacht.
CW: Wie laden denn Sie Ihre Batterien auf?
Vaterlaus: Ich liebe die Berge, dort kann ich sofort Distanz zum Alltag schaffen. Skifahren und Mountainbiken im Bündnerland oder auch Rennradfahren im Tösstal sind meine besten Energiespender. Klar liebe ich auch meine Familie, würde sie aber nicht als Energiespender bezeichnen.
CW: Wann oder wo haben Sie die besten Ideen?
Vaterlaus: Unter der Dusche oder auf dem Rennrad.
CW: Von welchen Websites, Blogs oder Print-Titeln holen Sie sich Informationen für den Job?
Vaterlaus: Die NZZ ist mein Hauptlesestoff. Dazu kommen einzelne abonnierte Newsletter sowie Fachmedien der ICT-Szene. In den Ferien greife ich gerne auch mal zum Economist.
CW: Haben Sie einen Buchtipp?
Vaterlaus: Papa Moll am Bettrand eines Kindes vorlesen.
CW: Was war eigentlich Ihr Traumberuf als Kind?
Vaterlaus: Geheimagent. Chirurg. Pilot. In dieser Reihenfolge. Jetzt habe ich von allem etwas: die Spannung des Geheimagenten, die gestalterische und verbessernde Arbeit des Chirurgen und die Freude des Piloten.
CW: Und wenn Sie nochmal einen Beruf lernen oder studieren würden, welcher wäre das?
Vaterlaus: Heute noch viel mehr als damals würde ich die technologische Entwicklung unbedingt mitgestalten wollen und mich deshalb erneut für ein Erststudium in Naturwissenschaften an der ETH entscheiden. Die genaue Studienrichtung ist dabei zweitrangig.
CW: Die Rubrik heisst «Im Office von». Haben Sie einen ausgefallenen Glücksbringer auf Ihrem Schreibtisch im Büro?
Vaterlaus: Nein. Aber hinter meinem Schreibtisch steht ein bronzener Stier, der mir von meinem Vorgänger übergeben wurde mit den Worten: «Du bist im Sternzeichen Stier. Der Stier steht in der Mythologie auch für göttliche Geist- und Lebenskraft. Das wünsche ich dir für die Zukunft und AWK damit eine Entwicklung wie in einem Bullenmarkt.» Bisher hat es funktioniert.
CW: Ihr nächstes Projekt?
Vaterlaus: Im vergangenen Jahr haben wir die Strategie von AWK überarbeitet und in unserer Vision den Anspruch festgehalten, dass wir gemeinsam die digitale Schweiz gestalten wollen. Unsere Strategie und Vision umzusetzen, ist daher mein wichtigstes Projekt in den nächsten Jahren.
Zur Person
Oliver Vaterlaus
startete seine Karriere bei AWK 1997. Er durchlief alle Stufen, bis er 2004 Partner wurde und 2015 die Aufgabe des CEOs übernahm. Vaterlaus wuchs in Bern und Winterthur auf. Der Manager ist verheiratet und Vater von drei Kindern im Teenageralter. Im Winter fährt Vaterlaus gerne Ski, im Sommer Rennrad und Mountainbike. Am Freitag freut er sich auf das Abendessen mit seiner Frau in einem guten Restaurant. Für Vaterlaus zählt seine Arbeit zu seinen grössten Hobbys und so fährt er mit seinem roten Alfa Spider nur wenige Hundert Kilometer pro Jahr. 



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