Schweizer SAP-Projekte trotzen der Krise
«Es liegen keine SAP-Projekte auf Eis»
Die beiden DSAG-Vorstände Jean-Claude Flury und Christian Zumbach kommentieren im Interview mit Computerworld einige weitere Resultate der Mitgliederumfrage aus Schweizer Perspektive.
Computerworld: Liefen im Lockdown die SAP-Projekte in der Schweiz weiter oder lagen sie auf Eis?
Jean-Claude Flury: Von allfälligen Projekten, die auf Eis gelegt wurden, ist uns nichts bekannt. Einige Unternehmen werden vielleicht etwas langsamer vorwärts gehen. Das könnte unter anderem daran liegen, dass sich viele im Home Office erst einmal einrichten mussten.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das eine oder andere Projekt mit einem Go-live-Termin im Frühjahr umgeplant werden musste. Konkrete Beispiele dazu habe ich nicht. Aber aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass bei uns im Unternehmen gerade der Go-Live eines S/4Hana-Upgrade-Projekts anstand, als die Diskussion über den Lockdown im März begann. Da wurde durchaus über dessen Umsetzbarkeit diskutiert, das Projekt dann aber Mitte März erfolgreich abgeschlossen.
CW: Die Schweiz beschleunigt die Hana-Migration stärker als die Nachbarländer. Welche Gründe sehen Sie?
Flury: Unternehmen, die früh mit der Migration begonnen haben, haben ihre Projekte soweit als möglich beschleunigt und werden weitermachen. Das trifft laut unserer Erhebung auf 66 Prozent zu. Wer es zu Ende bringt, kann sich dann auf andere Themen konzentrieren. Aber es werden von 31 Prozent auch Projekte geschoben, möglicherweise weil sie sich aktuell nicht rechnen oder weil nicht zwingend in den entsprechenden Bereich investiert werden muss.
CW: In der DACH-Region wächst das Vertrauen in SAP wieder. Nicht so in der Schweiz. Sind die Kunden hier übermässig kritisch oder macht SAP Schweiz keinen guten Job?
Christian Zumbach: Es wird von den Schweizer Unternehmen sicherlich auch ein Stück weit kritisch beobachtet, welchen Weg SAP aktuell mit den neuen Lösungen einschlägt, oder was die Cloud-Strategie betrifft. Es gab in letzter Zeit so viele Ankündigungen von SAP wie zum Beispiel über Zukäufe von SuccessFactors, über Fieldglass, Ariba und Concur bis hin zu Qualtrics. Das kann den einen oder anderen Kunden erst einmal verunsichern, was da so alles in der Pipeline ist, und ob sie sich darauf auch verlassen können.
Bei den Themen rund um S/4Hana ist das Vertrauen relativ stark. Bei Themen rund um die Customer Experience an der einen oder anderen Stelle vielleicht noch nicht so sehr. Bei den Schweizer Unternehmen dauert das immer etwas länger mit dem Vertrauensaufbau. Aber wenn sie dann mal überzeugt sind, stehen sie voll hinter den Themen.