Digital Economy Award 2023 06.03.2023, 06:15 Uhr

«Bringen digitale Leuchttürme aufs Parkett»

swissICT organisiert in diesem Jahr wieder den Digital Economy Award. Höhepunkt ist die Gala-Night im Zürcher Hallenstadion Mitte November. Ab dem 9. März können die Bewerbungen eingereicht werden.
Bundesrätin Karin Keller-Sutter hielt die Eröffnungsrede des Digital Economy Award 2021 im Zürcher Hallenstadion
(Quelle:  swissICT, Edi Melzer)
Der Verband swissICT motiviert mit dem Digital Economy Award (DEA) Unternehmen und Organisationen, die digitale Transformation voranzubringen und die Digitalisierung in der Schweiz zu fördern. Computerworld ist bei der diesjährigen Ausgabe einer von zwei Medienpartnern. Christian Hunziker, Geschäftsführer von swissICT, erklärt im Interview, was es mit dem DEA auf sich hat.
Computerworld: Herr Hunziker, was bezweckt der Digital Economy Award (DEA)?
Christian Hunziker ist in seiner Funktion als Geschäftsführer von swissICT auch für die Organisation des Digital Economy Awards verantwortlich
Quelle: swissICT
Christian Hunziker: Der DEA hat das Ziel, Leuchtturmprojekte, -firmen und -personen in der Schweiz hervorzuheben. Digitalisierung, digitale Transformation oder vierte industrielle Revolution sind Begriffe, die in aller Munde sind, und seit Corona weiss jeder, dass wir ohne digitale Unterstützung ein wesentlich schlechteres Leben hätten oder dass gute Ideen bei der Digitalisierung viele Chancen bieten. Wir wissen aber auch, dass Firmen und Personen immer wieder nach Leuchttürmen suchen oder dass sie schauen, was denn gute Vorbilder sind, was bereits funktioniert oder was möglich ist. Der DEA bringt genau solche digitalen Leuchttürme auf das Parkett. Dies im Sinne von Inspiration für Unternehmen und Personen, die sich den Themen Digitalisierung, digitale Transformation und so weiter konstruktiv und optimistisch annehmen wollen.
CW: Der Markt fordert Digitalisierung. Weshalb braucht es da noch einen Award?
Hunziker: Es gibt Firmen, die schon bereit sind, auf den Markt zu antworten, und solche, die noch nicht so weit sind. Der Wohlstand der Schweiz ist stark damit verbunden, dass unser Land in vielen Wirtschaftsaspekten Innovationsstandort und an vorderster Front mit dabei ist. Es ist jedoch einfacher, diese Position zu verlieren als sie wiederzubekommen. Deshalb ist es wichtig, dass diese Themen noch stärker ins Bewusstsein gerufen werden, als das bisher der Fall ist. Zwar befindet sich die Digitalisierung in der Schweiz schon auf einem guten Level, doch wir wollen mit dem DEA aufzeigen, was darüber hinaus möglich ist. Wir sind deshalb bemüht, Firmen auszuzeichnen, die sich schon in der nächsten Phase der digitalen Evolution befinden, und Projekte, die trotzdem bereits jetzt machbar sind. Unser Ziel ist, dass selbst etablierte Firmen sagen, dass sie nicht gedacht hätten, dass so etwas bereits möglich ist.
CW: Wie ist der DEA entstanden?
Hunziker: swissICT sieht es als eine seiner Grundaufgaben, die Innovationskraft und digitalen Fortschritte in der Schweiz voranzutreiben. Wir vergeben deshalb schon seit 2004 einen Award. Es zeigte sich, dass dieser der Wirtschaft helfen konnte und dass es uns gelungen ist, Firmen, die heute erfolgreich sind, früh zu identifizieren. Gleichzeitig vertritt der Verband eine neutrale Position gegenüber den verschiedenen Unternehmen der Branche – verfolgt also kein Eigeninteresse, eine gewisse Technologie oder einen gewissen Ansatz hervorzuheben. Aufgrund dessen kann er wirklich über den ganzen Markt hinweg agieren und eine unabhängige Vergabe garantieren. Das sorgt für eine hohe Relevanz. Der heutige DEA entstand dann 2018 durch den Zusammenschluss unseres Swiss ICT Awards und des Swiss Digital Transformation Awards.
CW: Letztes Jahr pausierte der DEA. Weshalb?
Hunziker: Wir organisierten den DEA 2021 in Kooperation mit dem Verband digitalswitzerland. Dieser hat letztes Jahr einen neuen Präsidenten, einen neuen Geschäftsführer und eine neue Strategie bekommen. Deshalb war er zum damaligen Zeitpunkt nicht in der Lage, gemeinsam mit uns den Award in der gleichen Qualität umzusetzen wie in den Vorjahren. Wir wollten jedoch unbedingt die hohe Qualität beibehalten und entschieden uns daher, lieber eine Pause einzulegen.
CW: Ist digitalswitzerland nun wieder mit an Bord?
Hunziker: digitalswitzerland wird nicht mehr die Rolle als Mitorganisator haben. Es wurde aber vereinbart, dass der Verband seine Mitglieder wiederum auffordert und motiviert, sich als Kandidaten zu bewerben oder sich an der Verleihung als Tisch-Sponsoren zu beteiligen. swissICT ist auch weiterhin Mitglied bei digitalswitzerland und es gibt auch Gespräche zu anderen Projekten und Inhalten der Kooperation.
CW: Welche Arten von Auszeichnungen werden im Rahmen des DEA vergeben?
Hunziker: Wir haben zwei übergeordnete Ziele, die wir mit dem DEA erreichen wollen: Stärkung des Wirtschaftsstandorts Schweiz und Engagement zur Reduktion des ICT-Fachkräftemangels. Entsprechend haben wir unterschiedliche Award-Kategorien. Zum Thema Wirtschaftsstandort haben wir zum einen den «Digital Innovation of the Year»-Award. Hier zeichnen wir die innovativsten digitalen Produkte und Dienstleistungen aus. Mit dem «Digital Excellence»-Award werden Organisationen selbst beurteilt bezüglich der Weiterentwicklung ihrer digitalen Reife. Unser Medienpartner Computerworld wird uns dabei im Rahmen der «Top 500»-Umfrage unterstützen, tolle Kandidaten und Finalisten zu finden. Und beim «Next Global Hot Thing»-Award suchen wir die Firma resp. Dienstleistung, die als zukünftiger globaler Leuchtturm die Innovationskraft und digitale Kompetenz der Schweiz ausstrahlt. Zum Thema des ICT-Fachkräftemangels gibt es den «NextGen Hero Award», bei dem wir eine junge Frau und einen jungen Mann suchen, von denen wir glauben, dass sie in den nächsten zehn oder 15 Jahren die neuen «Heroes» sein werden, quasi die zukünftigen Steve Jobs oder Elon Musks der Schweiz – ohne jetzt diese beiden Personen moralisch zu werten. Hier kooperieren wir mit der Stiftung Switch, an der die verschiedenen Schweizer Hochschulen beteiligt sind. Diese vier genannten Award-Kategorien hatten wir auch schon 2021 vergeben. Neu kommen zwei weitere Awards hinzu, mit Bezug zum Aspekt der ICT-Fachkräfte. Zum einen den «ICT Education Excellence»-Award im Bereich Nachwuchsförderung, bei dem wir eng mit ICT Berufsbildung Schweiz zusammenarbeiten. Mit diesem Preis sollen ganz bewusst Firmen prämiert werden, die sich um die Aus- und Weiterbildung, insbesondere die ICT-Berufslehren, verdient gemacht haben und mit gutem Beispiel vorangehen. Und schliesslich kommt dieses Jahr erstmals ein Award für die digitale Persönlichkeit des Jahres hinzu: Den Nachwuchs zu fördern ist das eine, aber wir brauchen auch Leute, die voraus­gehen und eine Strahlwirkung auf die ganze Informatikbranche haben. Diese Auszeichnung wurde von Inside-IT initiiert, dem zweiten Medienpartner des DEA.
Gross ist die Freude bei den Finalisten und Siegern des Digital Economy Award 2021
Quelle: Edi Melzer
CW: Wie können sich Unternehmen bewerben, die sich Chancen auf einen Award ausrechnen?
Hunziker: Wir starten die Bewerbungsphase am 9. März. Ab diesem Zeitpunkt können die Firmen sich auf der DEA-Website anmelden. Anders ist es bei den Personen-Awards, wo Scoutingpartner die Kandidaten vorschlagen. Dafür fällt bei diesen keine Anmeldegebühr an.
CW: Die Firmen müssen also dafür bezahlen, möglicherweise ausgezeichnet zu werden?
Hunziker: Das ist richtig und hat mehrere Gründe: Einerseits stellen wir eine hochqualifizierte Jury, andererseits bieten wir den Kandidaten – egal ob sie es auf die Shortlist, ins Finale oder zuoberst aufs Treppchen schaffen – eine sehr grosse Visibilität. Zudem ist in der Anmelde­gebühr ein Platz an DEA-Gala-Night im Zürcher Hallenstadion inbegriffen.
CW: Manche KMU dürften sich kaum Chancen neben den grossen Playern ausrechnen. Was sagen Sie dazu?
Hunziker: Nein, dem ist nicht so. Die Firmen können sich entweder mit einem Produkt bewerben, das sie entwickelt haben, oder als Unternehmen – das sind unterschied­liche Ansätze. Beispielsweise haben wir bereits einen Küchenbauer für seinen komplett digitalen Ansatz prämiert. Und wenn wir auf die Geschichte des DEA zurückblicken, ­ha­ben wir sowohl kleine als auch grosse Firmen ausgezeichnet. Unsere Jury ist so professionell, dass sie durchaus einschätzen kann, was für die Wirtschaft relevant ist. Wer wie viel Geld reingesteckt hat und welche Grösse ein Unternehmen hat, spielt in diesem Sinne eine untergeordnete Rolle.
CW: Aus wem besteht die Jury?
Hunziker: Wir haben die Jury ganz bewusst aus Fachexperten zusammengesetzt. Es sind also nicht einfach Leute, die bei uns im Verband eine Rolle besetzen, sondern es sind auch welche darunter, die sonst keinen direkten Kontakt zu swissICT haben. Zudem handelt es sich um Spezialisten in den jeweiligen Award-Kategorien.
Das Publikum verfolgt mit grossem Interesse das auf der Bühne des Hallenstadions Gebotene
Quelle: Edi Melzer
CW: Wie bestimmt die Jury die Shortlist, die Finalisten und die Gewinner?
Hunziker: Nach der Bewerbungsphase, nach heutigem Stand Ende Mai, werden die Eingaben der Jury präsentiert, die dann eine Shortlist evaluieren wird. Den Firmen auf der Shortlist wird dann die Möglichkeit geboten, sich an der Jurytagung anfangs September in Form eines Short Pitches und einer Frage-Antworten-Runde live zu präsentieren und nochmals die wichtigsten Argumente vorzubringen. Manchmal reicht das der Jury, um ihr Urteil zu fällen, ansonsten fordert sie noch weitere Informationen an oder sie besucht unter Umständen sogar die Firma, um sicherzugehen, dass wirklich stimmt, was präsentiert wurde. Sie beurteilt also nicht einfach ein paar hübsche Marketingaussagen, sondern geht auch wirklich in die Tiefe.
CW: Was gewinnen die Siegerinnen und Sieger?
Hunziker: Wir haben ganz bewusst keinen Preis hinter die Awards gehängt. Es soll nicht um Geld gehen, sondern um Ruhm, Ehre und Visibilität. Dies weniger, weil wir als Verband von den finanziellen Möglichkeiten natürlich etwas limitiert sind, sondern vielmehr, weil es den Teilnehmern schon viel bringt, es ins Finale zu schaffen. Bereits das kann einen unheimlichen Boost auslösen, sowohl bei den Kunden als auch beim Employer Branding. Ich kann mich gut an eine Firma erinnern, die eine Lösung zur schnellen App-Programmierung für die beiden berühmten App-Stores entwickelt hat. Bereits am Tag, als wir sie als Finalisten kommuniziert haben, hat sie einen direkten Anruf von einem der Big-Tech-Unternehmen erhalten, sie soll sich doch bitte nächste Woche präsentieren. Zuvor versuchte die Firma zwei Jahre lang erfolglos den Fuss in die Tür zu kriegen. Ein solcher Effekt ist viel wichtiger als ein Preisgeld.
CW: Am 16. November findet dann im Zürcher Hallenstadion die grosse Gala-Night statt. Was wird dort geboten?
Hunziker: Insbesondere zwei Dinge: Einerseits präsentieren wir die Finalisten und Sieger und erklären, weshalb sie ausgezeichnet werden. Andererseits ist das Networking ein ganz wichtiger Faktor, zumal wir die Firmen motivieren wollen, in ähnliche Richtungen wie die Prämierten zu gehen oder deren Ideen teilweise zu übernehmen. Und natürlich wird ein hervorragendes Abendessen serviert. In diesem Sinne bieten wir sogar einen attraktiven Dreiklang.
CW: Wie kommt man zu einem Ticket für die Gala-Night?
Hunziker: Wie erwähnt erhalten jene, die eine bezahlte Kandidatur eingeben, auch automatisch einen Platz. Es können aber auch Einzelplätze gekauft oder Tischpartnerschaften eingegangen werden. Ein Tisch hat jeweils acht Plätze – man kann also Mitarbeitende, Kunden oder Partner einladen, um gemeinsam den Abend zu geniessen und sich neues Wissen zu holen. Auch die Sponsorenpakete enthalten entsprechend Plätze; ab dem Level Goldsponsor kann man sogar auf der Bühne dabei sein und wird dort interviewt.
CW: Ist der DEA noch auf der Suche nach Sponsoren und Partnern?
Hunziker: Wir haben bereits zwei Hauptsponsoren, wobei es sich eigentlich mehr um Hauptpartner handelt, da es weniger um Sponsoring geht, sondern um das gemeinsame Statement. In diesem Zusammenhang freuen wir uns sehr, dass der DEA auch stark von der Wirtschaft getragen wird, und nicht, wie es früher war, von zwei Verbänden. Das zeigt uns, dass unser Award tatsächlich wirtschaftlich relevant ist. Mit Primeo Energie haben wir ­einen Hauptpartner aus der Energiewirtschaft, der aktuell in aller Munde ist und eine zentrale Rolle bezüglich Digitalisierung einnimmt. Und mit Zoom verfügen wir über einen Partner, der auch schon früher bei uns engagiert war und das visionäre Element des DEA weiter hervorheben will. Weitere Sponsoren auf der Anwenderseite sind beispielsweise die Axa und die UBS. Zusätzlich befinden wir uns mit weiteren möglichen Hauptpartnern und Sponsoren im Gespräch. Wir würden uns freuen, wenn noch mehr Firmen mit dabei wären, denn je mehr Unternehmen uns unterstützen, desto relevanter wird der Award nach aussen.
Zur Person
Christian Hunziker
ist seit 2018 Geschäftsführer des Branchenverbands swissICT und genauso lange ist er Beirat des Digital Economy Awards, dessen Organisation er verantwortet. Gleichzeitig ist Christian Hunziker Verwaltungsrat in den Unternehmen 3L Informatik, Inpeek und SI Professional. www.swissict.ch



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