Gut durchgebissen

Veränderungen im Breitbandmarkt

Während die Auswirkungen der Sunrise-UPC-Fusion im Mobilfunkmarkt gering sind, werden im Breitbandmarkt die Karten ziemlich neu gemischt. Gemäss Angaben der ComCom bleibt aber auch hier Swisscom weiterhin Marktführer. Ende 2021 verfügte der «Blaue Riese» in diesem Bereich über einen Marktanteil von 49,5 Prozent. Die mit UPC fusionierte Sunrise hält nun 28,5 Prozent, wobei 2020 Sunrise allein 13,1 Prozent und UPC deren 15,6 Prozent hielt. Der Anteil der anderen Kabelnetzbetreiber betrug gemäss ComCom-Angaben 13 Prozent, wobei hier die 4 Prozent des Anteils von Quickline eingerechnet sind. Die Telekommunikationsspezialistin Salt wiederum erreichte im Breitbandmarkt einen Anteil von 4 Prozent.
Die Anbieter buhlen dabei in einem hart umkämpften Markt. Denn was den Ausbaustand anbelangt, ist die Schweiz im internationalen Vergleich das Land mit der höchsten Dichte an Festnetz-Breitband-Abonnements pro 100 Einwohner. 48,4 Stück errechnet die OECD in diesem Zusammenhang. Damit liegt die Schweiz weit über dem OECD-Durchschnitt von 34,4 und vor Ländern wie Frankreich mit 46,1, Norwegen mit 44,9 und Deutschland mit 44,3 Abos pro 100 Einwohnern.
“Wir sprechen mit unseren Kunden vermehrt über das ‹How›, nicht mehr über das ‹Why› von Digitalisierungsvorhaben„
Urs Lehner, Swisscom
Dies ist nicht nur positiv für die wirtschaftliche und digitale Weiterentwicklung des Landes, es fördert auch die Resilienz. «Die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig stabile Telekommunikationsdienste für die Wirtschaft und Gesellschaft sind», kommentiert in diesem Zusammenhang Sunrise-CEO André Krause. «Die Schweizer Bevölkerung konnte sich im Privat- und Geschäftsbereich auf eine hervorragende Telekommunikationsinfrastruktur verlassen», doppelt er nach.
Allerdings gibt es auch noch Baustellen. So harzt es in der Schweiz noch bezüglich Glasfaserversorgung. Die knapp eine Million genutzten Glasfaseranschlüsse entsprachen Ende 2021 knapp 24 Prozent der Breitbandanschlüsse in der Schweiz. Hier liegt unser Land im internationalen Vergleich im Rückstand. Zum Vergleich: Die OECD-Länder weisen durchschnittlich eine Glasfaserpenetration von über 32 Prozent auf. Weit entfernt ist unser Land somit von Staaten wie Litauen mit einem Glasfaseranteil von 77 Prozent, Spanien mit 76 Prozent und Schweden mit 76 Prozent.
In diesem Zusammenhang könnte auch der Streit zwischen der Wettbewerbskommission (WEKO) und Swisscom Auswirkungen auf den weiteren Glasfasernetzausbau haben. Die Kommission hatte nämlich den Glasfaserausbau mit dem von Swisscom bevorzugten Einfasermodell oder Punkt-zu-Multipunkt-Ansatz gestoppt. Dieses behindert gemäss WEKO und den Beschwerdeführern den Wettbewerb. Es drohe ein Monopol, wenn nicht nach dem Punkt-zu-Punkt-Verfahren vier Fasern pro Haushalt verlegt werden müssen. Obwohl der Rekurs von Swisscom gegen den WEKO-Entscheid sogar vor Bundesgericht abgeblitzt ist, will man sich seitens des Telekom-Riesen weiter um eine Einigung bemühen. Wann diese aber erzielt werden kann, ist offen.
In der Zwischenzeit ist der Ausbau zwar noch im Gange, aber doch behindert. «Viele Projekte mussten auf Eis gelegt werden oder können nicht wie gewünscht umgesetzt werden», erklärt Urs Lehner, Leiter Business Customers bei Swisscom, gegenüber Computerworld. Und wie Christoph Aeschlimann, frischgebackener CEO von Swisscom, Anfang 2022 an der Bilanzmedienkonferenz, damals noch in der Funktion als Chief Technology and Information Officer, darlegte, sei das Erreichen des Ziels, bis 2025 gut 60 Prozent FTTH-Abdeckung (Fiber to the Home) zu haben und somit gut 1,5 Millionen mehr Haushalte und Geschäfte gegenüber 2019 mit Glasfasern zu verbinden, nur mit P2MP möglich. Mit P2P könnte man bis dann lediglich 50 Prozent Abdeckung erreichen, so Aeschlimann. Eine halbe Million der ursprünglich geplanten Wohnungen und Geschäfte in primär ländlichen Regionen würden ihm zufolge nicht vom Ausbau profitieren. «Die P2MP-Architektur kommt vor allem ländlichen Regionen zugute und verhindert einen Stadt-Land-Graben», ist Aeschlimann daher überzeugt.



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