21.04.2016, 02:36 Uhr
Big Data Analytics aus der Cloud von SAS
Der Software-Anbieter SAS schafft mit «Viya» eine neue Plattform für Big Data Analytics. In der Cloud-Umgebung sollen künftig alle Lösungen des Herstellers bereitgestellt werden.
Beim Software-Hersteller SAS bahnt sich eine (kleine) Revolution an. Das Unternehmen lancierte an der Hausmesse «SAS Global Forum» in Las Vegas die Cloud-Plattform «Viya», auf der in Zukunft sämtliche Produkte bereitgestellt werden sollen. SAS-CEO und Mitgründer Jim Goodnight bezeichnete Viya in der Eröffnungsrede vor rund 5000 Teilnehmern als einen «grossen Schritt vorwärts für Kunden und SAS selbst».
Mit Viya will SAS seine Analytik-Produkte schneller bereitstellen und für eine grössere Benutzergruppe zugänglich machen. Bis anhin werden SAS-Lösungen traditionell in den IT-Umgebungen der Anwenderunternehmen installiert. Vor einem Jahr hatte Vertriebschef Carl Farrell im Gespräch mit Computerworld den Anteil der lokalen Installationen mit rund 75 Prozent beziffert. Die anderen Kunden hatten allerdings auch nur eine kleine Auswahl: Eine beschränkte Anzahl an Programmen waren via Amazon Web Services oder als Service aus dem SAS-Rechenzentrum zu beziehen. Mit der Cloud-Plattform adressiert SAS auch Kritik der Anwender. Sie bezeichneten bis anhin die Bereitstellung und Pflege von SAS-Installationen als eine Herausforderung, schrieb das Analystenhaus Gartner im Februar dieses Jahres im «Magic Quadrant for Advanced Analytics Platforms». Nichts desto trotz attestierten die Experten dem Hersteller – wie in den Jahren zuvor – die Marktführerschaft bei Analytik-Software. Allein 2015 habe der Anbieter mit Lösungen wie Visual Analytics und Visual Statistics Fortschritte gemacht, etwa seine Produkte durch eine intuitiven Bedienoberfläche für eine grössere (und weniger erfahrene) Benutzergruppe verwendbar zu machen.
Visuelle Analytik aus der Cloud
Wie Robby Powell, Cloud Product Manager bei SAS, an der Hausmesse erklärte, werden die Programme mit grafischer Bedienoberfläche auch auf der Viya-Plattform dominieren: Die Lösungen Visual Analytics, Visual Data Mining and Machine Learning, Visual Investigator sowie Visual Statistics sind für den Start vorgesehen. Pilotkunden sollen ab Mai Zugang zu der Plattform bekommen, für den Herbst ist der kommerzielle Start geplant, sagte Powell. Dann wird Viya als Platform as a Service via Cloudfoundry ausgeliefert.
SAS hat die Plattform als offenes System konzipiert: Die Applikationen lassen sich in die Unternehmensinfrastruktur integrieren, via APIs ansteuern und mit Java, Lua sowie Python programmieren. Über standardisierte Schnittstellen sollen Kunden ihre Datenquellen einbinden können. Abgerechnet wird wie bei jedem Cloud-Dienst nach Verbrauch. Damit adressiert der Hersteller einen weiteren Kritikpunkt der Kunden: Die Produkte seien zu teuer. Nächste Seite: Marketing aus der Cloud Die Bereitstellung als Cloud-Dienst plant SAS auch für die neue Lösung «Costumer Intelligence 360». Nach den Worten von Wilson Raj, Global Director of Costumer Intelligence bei SAS, handelt es sich um eine modulare Web-Anwendung für Marketing-Organisationen. Die Bereitstellung erfolgt vorläufig via Amazon Web Services, über On-Premises sei noch nicht entschieden, sagte Raj.
Kunden haben zum Start der Anwendung im Sommer die Wahl zwischen den Modulen «Discover» und «Engage». Ersteres soll das Einlesen von historischen Daten und ihre Analyse vor einer Kundeninteraktion erlauben. Letzteres Modul wertet das Verhalten der Verbraucher aufgrund einer Marketingmassnahme aus. Wie Raj sagte, lassen sich die Module separat und auch gemeinsam nutzen. Auch sollen weitere Funktionen in gleicher Form bereitgestellt werden. Wie die Cloud-Pläne des US-amerikanischen Herstellers bei den Schweizer Kunden ankommen, wird sich in Kürze zeigen. Über aktuelle Projekte und die Pläne für die Zukunft spricht der Anbieter am «SAS Forum» Anfang Juni in Zürich. Dann geben auch Vertreter von Betty Bossi, Conrad Electronics, Nestlé, Novartis und Twint einen Einblick in ihre Lösungen, die sie mit SAS-Lösungen (hauptsächlich On-Premises) umgesetzt haben.