19.06.2013, 10:52 Uhr

Schweizer Beratermarkt hält sich stabil

Der Schweizer Beratungsmarkt hat sich 2012 stabil entwickelt. Doch Konkurrenz und Kostendruck seitens der Kunden zwingen Consulting-Firmen neue Geschäftsfelder zu erschliessen und mit Erfahrung und Branchenwissen zu punkten.
Dr. André Wohlgemut, Titularprofessor der Universität Zürich und Leiter der Asco-Studie
Der Beratungsmarkt in der Schweiz hat sich im vergangenen Jahr stabil gehalten, wie die jährliche Studie der Association of Management Consultants Switzerland (Asco) ergeben hat. So haben die helvetischen Unternehmensberater 2012 knapp 1,4 Milliarden Franken an Honoraren erzielt, praktisch genauso viel wie im Jahr zuvor. Auch die Anzahl der rund 580 Beratungsunternehmen ist im Vergleich zum Vorjahr gleich geblieben. Im Laufe des Jahres wurden 650 neue Berater eingestellt, 260 davon sind Hochschulabsolventen. Die Rekrutierung von Beratern mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung liegt weiterhin im Trend. Wie fast alle Branchen steuert auch die Consulting-Branche mittelfristig auf ein Nachwuchsproblem zu: Nur 65 Prozent der befragten Unternehmen konnten die für dieses Jahr geplanten Einstellungen komplett realisieren, da momentan zu wenig erfahrene Consultants auf dem Markt verfügbar sind.

Rückgang in diversen Branchen

Schaut man auf die einzelnen Beratungsunternehmen, ergibt sich ein differenziertes Bild: So sind von den 40 grössten Consulting-Firmen nur gerade einmal 12 gewachsen (durchschnittlich um 2 Prozent, Vorjahr: 4 Prozent), während 16 einen Umsatzrückgang verbuchen mussten. Im schlimmsten Fall sogar um 47 Prozent. «Die Schweizer Beratungsunternehmen wurden und werden durch die ambivalente Entwicklung der Branche sowie der Gesamtwirtschaft ganz unterschiedlich gefordert. Entsprechend meistern sie die Herausforderungen auch mit unterschiedlichem Erfolg», kommentiert Studienleiter Dr. André Wohlgemut, Titularprofessor der Universität Zürich, die Ergebnisse. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Nachfrage nach Branchen An der Nachfrage nach Beratung aus den einzelnen Branchen, liesse sich auch bis zu einem gewissen Grad die wirtschaftliche Situation der jeweiligen Branche ablesen, hiess es an der Studienpräsentation, sowie die Lage im Beratungsmarkt erklären. So haben vor allem Banken und Versicherungen, die Maschinenindustrie, der Anlagen- und Fahrzeugbau sowie die Pharmaindustrie in den vergangenen Jahren für Aufschub im Beratungsmarkt gesorgt. Für 2013 erwarten die Experten eine Zunahme der Nachfrage in der Chemiebranche, im Detailhandel, bei Versicherungen sowie bei Non Profit Organisationen. Im Maschinen-, Anlage- und Fahrzeugbau und im Gesundheitswesen gehen sie von einem Rückgang aus. Vor allem letzterer Bereich sollte, besonders hinsichtlich des Themas Healthcare, verstärkt Beratungsdienstleistungen in Anspruch nehmen, so Asco.

Kostendruck und Konkurrenz

Die Rückgänge oder die zögerliche Vergabe von Mandaten werden in der Studie vor allem mit Kosteneinsparungen auf Kundenseite, sowie mit dem wettbewerbsintensiven Markt und dem wachsenden Einfluss der Konkurrenz aus dem EU-Raum begründet. Allerdings muss auch festgehalten werden, dass gerade IT-Projekte, was Budget- und Zeitrahmen betrifft, fast immer aus dem Ruder laufen oder gar scheitern, auch wenn ein Berater an Bord ist. Es stellt sich hier also die Frage, ob die Berater ihren Job richtig machen oder nicht selbst auch über die Bücher gehen sollten. Ein guter Berater muss heutzutage eingreifen, wenn er merkt, dass ein Projekt ins Wanken gerät. Die Kunden haben das bereits erkannt, so die Studie, denn die Professionalität bei der Vergabe von Beratungsaufträgen sei gestiegen: «Die Kunden verlangen für ihre Projekte immer öfter sehr erfahrene Berater mit ausgeprägtem Branchenwissen», sagt Wohlgemuht. Anspruchsvolle Beratungsmandate fordert zudem eine Berücksichtigung kultureller Aspekte. Die Beratungsunternehmen rekrutieren mittlerweile zunehmend gestandene Experten und investieren in Weiterbildungsprogramme. Die Kompetenzen der Berater nehme zu, die Fluktuationsrate in den Consulting-Firmen eher ab. Das alles kostet jedoch Geld und könnte die Honorare weiter in die Höhe treiben. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Nachhaltigkeit gefragt

Beratungsunternehmen müssen allerdings nicht nur in die Tiefe, sondern auch in die Breite wachsen: «Die Consulting-Unternehmen sind gefordert, neue Geschäftsfelder zu erschliessen, um neue Kunden zu akquirieren und bestehende Kundenbeziehungen zu pflegen», Wohlgemuth abschliessend. Auch hinsichtlich Nachhaltigkeit, die heute häufig noch auf Umweltfragen beschränkt ist, gibt es einiges zu tun und Nachhaltigkeit in «Continuous Improvement»-Initiativen umgesetzt werden. Für die Studie wurden im März und April 2013 persönliche Interviews sowie eine Online-Umfrage auf Berater- und Kundenseite durchgeführt. Eine Übersicht zu den wichtigsten Beratungshäusern der Schweiz findet sich auf der Asco-Webseite.



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