Storage-Revolution
10.04.2014, 11:40 Uhr
halb so teuer, doppelt so schnell
Das Software-Startup Nexenta bläst zur Storage-Revolution. Die Preise sollen fallen. EMC, Netapp, HP und Hitachi finden das gar nicht lustig.
Das sei zu schön, um wahr zu sein. So reagieren Kunden häufig, wenn sie zum ersten Mal die Kosten eines Nexenta-Storagesystems durchrechnen. Das 2005 gegründete Software-Unternehmen hat ein Storage-Betriebssystem entwickelt, das kompromisslos auf Standard-Hardwarekomponenten (X86) und Standardprotokolle setzt. Das reduziert die Kosten dramatisch, und knabbert an den Margen von Storage-Anbietern wie EMC, Netapp, HDS oder HP. Die finden das natürlich gar nicht lustig. Bei derartigen Traumangeboten ist zunächst einmal Skepsis angebracht. Computerworld sprach mit Christof Zihlmann, CEO des Schweizer Nexenta-Partners Q5 AG. In der Schweiz setzen das Stadtspital Triemli (Zürich), die Kantonsschule Zug, Zühlke Engineering, die RobecoSAM AG und die Kantonspolizei Zürich Storagesysteme von Nexenta ein. Zihlmann gibt folgendes Kostenbeispiel: Ein typisches NexentaStor Speichersystem kostet, gemäss Standard-Konfiguration, 35 000 Franken und schafft 42 000 IOPs (Input-Output-Operationen pro Sekunde). Darin verbaut sind zehn 2 Terabyte Nearline-SAS-Platten, 200 GByte Read-Cache, 8 GByte Write-Cache und 128 GByte Arbeitsspeicher. Ein vergleichbares System von Netapp (3000er Serie) koste 100 000 Franken und bringe es lediglich auf 20 000 IOPs.
So bekommen Sie einen Rabatt von EMC...
Die Kunden seien es gewöhnt, eine Speichermaschine zu erwerben, wo EMC oder Netapp draufstehe, meint Zihlmann. Nexenta sieht sich in einer ähnlichen Position wie VMware vor etwa 15 Jahren. Damals hat VMware die heterogenen Server-Landschaften virtualisiert und dadurch die Preise ins Rutschen gebracht. Heute bläst Nexenta zum Angriff auf den Storage-Markt. Auch dort sollen die Preise fallen. "Wenn Sie einen Rabatt von EMC wollen, dann sagen Sie nur, Nexenta war da", ermpfiehlt Zihlmann. Für einen Verkäufer sei Nexenta Traum und Albtraum zugleich, erzählte Barry Griffith von NAS UK auf dem OpenSDx Summit, das am gestrigen Mittwoch in Amsterdam stattfand. Der Flaschenhals bestehe darin, dass wir hier gegen die ganz grossen Jungs wie EMC, HP oder Netapp antreten. Die IT-Leiter und CIOs in den Unternehmen treffen ihre Entscheide für oder gegen einen Anbieter auch immer im eigenen Interesse. Wer EMC kaufte und dann gehe etwas schief, werde in der Regel nicht gefeuert. Beim Entscheid für einen Newcomer wie Nexenta aber sehen sich Entscheidungsträger in einer ganz andere Situation. "Um echten Software-defined Storage zu realisieren, haben wir noch einen langen Weg vor uns", sagte Tony Parkinson von Dell auf einer Podiumsdiskussion in Amsterdam. Die meisten der heute erhältlichen Speicherlösungen seien nicht software-defnied Storage, sondern schlicht und einfach "Software on storage". Für Nexenta sprechen die Offenheit der Storage-Software, der Verbau von Standard-Hardware und daraus resultierend drastisch niedrigere Anschaffungskosten. Die psychologischen Hürden werden sinken, je mehr Referenzkunden und erfolgreiche Implementationen das Unternehmen vorweisen kann. Der grösste Kunde ist zurzeit Korean Telecom, wo ein 7,9 Petabyte grosser NexentaStor-System im Einsatz ist.
Psychologische Hürden
Einen eher kritischen Einwand gab Simon Robinson von 451 Research am Rande des OpenSDx Summits zu bedenken. Insbesondere grosse Firmen würden noch zögern, zum Beispiel ihr geschäftskritisches SAP ERP auf software-defined Storage laufen zu lassen oder SAP zu virtualisieren. Der Grund laut Robinson: Es ist ihnen zu unsicher. Auch hier gibt es psychologische Hürden, die noch überwunden werden müssen.