22.09.2010, 01:02 Uhr

Oracle Fusion Apps - Konkurrenz für SAP?

Ellison höchstselbst versprach die Fusion Apps für das erste Quartal 2011. Bastelt Oracle da an einem riesigen Cloud-ERP? Alle wichtigen Zutaten sind vorhanden.
Oracle-Chef Ellison: Fusion Apps kommen im ersten Quartal 2011.
Oracle Fusion Applications laufen on premise und on demand. Sie unterstützen - im Gegensatz zu SAPs Business ByDesign - hybride Cloud-Modelle, also die weiche, schrittweise Migration von Unternehmen in die Wolke. 100 Apps sollen im ersten Quartal 2011 auf den Markt kommen, darunter Financials, Supply Chain Management (SCM), Beschaffungswesen (Procurement), Personal (HR), Verkauf und Marketing, Governance, Risk & Compliance und Projektmanagement. Mehr als 100 Apps wird es in der ersten Welle auch nicht geben. Kunden sollen die Module aber erweitern und anpassen können. In den Pressegesprächen erwähnte Oracle ein Software Development Kit (SDK) für die Gehaltsabrechnung (payrolls). Die Fusion Apps setzen auf Fusion MIddleware samt Multi-Tenant-Architektur auf.

Oracle macht sich selbst Konkurrenz

Oracle SVP Anthony Lye stellte im Pressetalk auf der OpenWorld in San Francisco Fusion CRM vor. Die Benutzerführung scheint Oracle ausgiebig getestet zu haben. "Wir haben Anwender von Salesforce, Siebel und CRM on demand eingeflogen und ihnen zehn Test-Aufgaben gestellt", erzählt Lye. Mit Fusion CRM haben die Kandidaten die Testaufgaben schneller gelöst. Nun hat Oracle mittlerweile drei CRM-Lösungen im Regal und macht sich praktisch selbst Konkurrenz: Siebel, CRM on demand und das neue Fusion. Einige Module von Fusion CRM lassen sich laut Lye auch in Siebel nutzen (etwa das Talent-Management). Wie weit die Teamarbeit der drei CRM-Brüder geht, wurde aber nicht so richtig deutlich. Lye erwähnte beiläufig ein Mapping-Tool für die Migration von Daten aus Fremdsystemen, etwa Salesforce CRM.

Fullfilment-System könnte auch SAP sein

"Eins werden wir sicher nicht machen, einen Emulator für die (proprietäre) Salesforce-Programmiersprqache Apex zusammenmbauen", sagte Lye halb im Schwerz, halb ernsthaft. Die Fusion Apps sind vollständig im plattformoffenen Java geschrieben, überhaupt betont Oracle bei jeder sich bietenden Gelegenheit die kompromisslose, 100-prozentige Einhaltung offener Industriestandards. Damit sind die Fusion Apps im Prinzip recht frei kombinierbar. Die Apps setzen auf einem "Fullfilment-System" auf, und das könnte auch SAP sein, sagte ein Oracle-Offizieller auf den Pressegesprächen. Ein gemeinsamer Hub dient als Bindeglied zwischen Apps und Fullfilment-System. Klingt zwar cool, erklärt aber im Grunde (fast) nichts. Zwar wurden die Fusion Apps auf der Oracle Open World transparenter, viele Fragen liess der alte Datenbankkrösus aber weiterhin unbeantwortet. Oracle positioniert sich als Unternehmen, dass Software und Hardware optimal aufeinander abstimmt, um dadurch beim Kunden höchsten Mehrwert zu generieren. Wurden die Fusion Apps auf Oracle/Sun SPARC-Server optimiert? So eine Frage auf den Presse-Talks. Kein Kommentar. Die Apps kommen recht bald in Q1 2011, haben Sie schon über ein Preismodell nachgedacht?, fragte Computerworld. Offizielle Antwort: Können wir noch nicht kommunizieren. Ich bin Oracle-CRM-Kunde, warum sollte ich auf Fusion CRM migrieren? Schwierig, schwierig, diese Frage allgemein zu beantworten, denn jeder Kunde sei halt anders, redete Oracle um den heissen Brei herum.



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