Mergers & Acquisitions 22.02.2023, 12:32 Uhr

Schweizer KMU kaufen im Jahr 2022 kräftig zu

Die Schweizer KMU waren 2022 im M&A-Bereich so aktiv wie seit Jahren nicht mehr. Gerade in der IT-Branche war viel los. Gemäss Deloitte fand beinahe jedes fünfte Übernahmegeschäft in diesem Sektor statt.
Die Gesamtanzahl der Transaktionen im M&A-Bereich hat 2022 gemäss Deloitte einen neuen Höchststand erreicht
(Quelle: Archiv NMGZ)
Kleine und mittelgrosse Schweizer Unternehmen haben im vergangenen Jahr so viele andere Firmen übernommen wie seit neun Jahren nicht mehr. Gleichzeitig wurden auch viele Schweizer KMU verkauft. Fast jedes fünfte Übernahmegeschäft geschah in der IT-Branche.
Insgesamt beliefen sich die sogenannten M&A-Transaktionen bei Schweizer KMU im Jahr 2022 auf 244, wie das Beratungsunternehmen Deloitte am Mittwoch mitteilte. Dabei wird unterschieden zwischen Schweizer Firmen, die im Ausland zukauften (75), solchen, die von ausländischen Firmen übernommen wurden (98) und Transaktionen in der Schweiz, sowohl Ver- und Zukäufe. Letzteres kam gemäss der Mitteilung 71-mal vor.
Die gesamte Anzahl Transaktionen erreichte laut Deloitte mit 244 erneut einen Höchstwert, nachdem die Zahl der M&A-Transaktionen bereits im Vorjahr rekordhoch gewesen war. Zukäufe gab es mit 146 so viele wie zuletzt im Jahr 2013. Die Verkäufe lagen hingegen mit 169 leicht unter Vorjahr (173).

Bremsspuren im zweiten Halbjahr

Wie Deloitte weiter schreibt, war die Gesamtzahl der Transaktionen im ersten Halbjahr mit 133 deutlich höher als im zweiten mit 111. Das liegt laut den Autoren der Studie daran, dass sich im zweiten Semester Inflations- und Rezessionssorgen verstärkt haben. So sei die Zahl der Verkäufe und Übernahmen im zweiten Halbjahr so tief gewesen wie zuletzt 2013.
Das spiegelt laut dem Leiter Finanzindustrie bei Deloitte Schweiz, Jean-François Lagassé, den globalen Trend wider, der bereits Anfang des Jahres begann. Viele Ökonomen hätten für das laufende Jahr wegen steigender Zinsen und einer weiterhin hohen Inflation eine wirtschaftliche Verlangsamung in westlichen Volkswirtschaften vorhergesagt. «Diese Elemente schaffen ein Umfeld der Unsicherheit, das für M&A nicht förderlich ist», so Lagassé.
Abgesehen davon hätten sich die Wirtschaftsdaten und die allgemeine Marktstimmung jedoch seit Anfang 2023 besser als erwartet entwickelt. Dies könnte zu einem fruchtbaren Boden für anhaltende M&A-Aktivitäten führen, glaubt er. 

Europäische und US-amerikanische Käufer im Vordergrund

Die steigenden Übernahmeaktivitäten im letzten Jahr seien als «Zeichen der robusten Schweizer Wirtschaft und der Innovationskraft unseres Standortes» zu werten, wird Anthony West, Partner und Leiter Corporate Finance Schweiz bei Deloitte, in der Mitteilung zitiert.
Mit 98 blieb die Zahl der Schweizer Firmen, die von ausländischen Unternehmen übernommen wurden, fast stabil. Es zeige sich, dass Schweizer KMU «für Investoren immer noch attraktiv» seien. Im Vorjahr hatten die Übernahmen durch ausländische Firmen allerdings noch um mehr als einen Drittel zugenommen. Laut der Mitteilung stammen zwei Drittel der ausländischen Käufer von Schweizer KMU aus Europa, die anderen zum grössten Teil aus den USA.
Gründe, warum Schweizer KMU ihrerseits im Ausland Unternehmen einkauften, sehen die Studienautoren nicht zuletzt im starken Schweizer Franken und der im Vergleich zum Ausland viel schwächer steigenden Inflation hierzulande. Diese Faktoren hätten viele kleinere und mittlere Schweizer Unternehmen zu Akquisitionen veranlasst.

IT-Branche im M&A-Fieber

Mehr als ein Viertel der Übernahmeaktivitäten geschah laut der Mitteilung in der Technologie-, Medien- und Telekommunikationsbranche. Davon wurden 48 Transaktionen in der IT-Branche getätigt. Es zeigt sich also: Von den gesamten 244 Aktivitäten betraf beinahe jede fünfte ein Unternehmen aus der IT.
In der IT wurden anteilsmässig viel mehr Schweizer KMU von ausländischen Unternehmen gekauft als umgekehrt. «Das zeigt, dass die Schweizer IT-Branche in den letzten Jahren viele attraktive Unternehmen hervorgebracht hat», so die Mitteilung.
Zur Begründung geben die Autoren grosse Fortschritte in der Digitalisierung an und einen Corona-Schub. Diese Faktoren hätten das Wachstum von IT-Dienstleistern begünstigt und auch zu vielen Neugründungen geführt.



Das könnte Sie auch interessieren