23.07.2015, 11:16 Uhr
144 Tote bei Roboter-Operationen in den USA
Die Zahl von chirurgischen Eingriffen, die von Robotern durchgeführt werden, nimmt gemäss einer US-Studie extrem zu. Sicherer werden die maschinellen Operationen aber offenbar nicht.
144 Personen sind gestorben, die sich zwischen den Jahren 2000 und 2013 von einem Chirurgie-Roboter in den USA operieren liessen. Dies berichten Forscher des Rush University Medical Center, die dafür Daten der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA ausgewertet haben. Allerdings werden die genauen Umstände des Ablebens nicht erfasst. Allgemein seien 60 Prozent dieser Fälle durch Fehlfunktionen ausgelöst worden, der Rest sei auf Faktoren wie falsche Bedienung und das grundsätzliche Risiko von Operationen zurückgeführt worden, berichtet Technology Review. Für die Studie wurde die Datenbank Manufacturer and User Facility Device Experience (MAUDE) ausgewertet, in der sämtliche Vorkommnisse mit Operationsrobotern erfasst werden müssen. Die Forscher konnten ihr 10 000 Berichte entnehmen, die zwischen 2000 und 2013 hinterlegt wurden. Bei rund 1500 davon kam es zu negativen Vorkommnissen für Patienten. Dies entspreche einer Quote von 550 Fällen pro 100 000 Operationen, schreiben die Forscher. Nebst den Todesfällen wurden unter anderem 1391 Patientenverletzungen sowie 8061 Fehlleistungen der Maschinen gezählt. Bei 193 Patienten kam es von 2000 bis 2013 zu Verbrennungen, weil die Technik Lichtbögen oder Funken auslöste. 100 Mal fielen verbrannte oder gebrochene Maschinenteile in den Patienten, was einen von ihnen tötete. Unkontrollierte Bewegungen der Instrumente verletzten 52 Patienten und töteten zwei. Bei 10 Prozent aller Vorfälle musste die Operation unterbrochen werden, um das System neu zu starten (3,1 Prozent), ohne Robotertechnik weiterzufahren (7,3 Prozent) oder die Operation auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen (2,5 Prozent).
Risiko wird nicht geringer
Während sich die Zahl von chirurgischen Eingriffen im Untersuchungszeitraum um den Faktor 30 erhöht habe, sei die Zwischenfallquote auf einem ähnlichen Niveau geblieben, heisst es in der Studie. Bedeutet also: Es werden immer mehr Roboter in der Chirurgie eingesetzt, aber sicherer werden diese nicht. Dabei müsse aber das Einsatzgebiet unterschieden werden. Die Roboter würden mehrheitlich in den Bereichen Urologie und Gynäkologie eingesetzt und würden dort zu weniger Problemen führen als bei selteneren Operationen wie Herz-, Kopf- und Halsoperationen. Die Forscher mutmassen, dass dies mit der Komplexität der Eingriffe zu tun haben könnte. Leider versäumt es die Studie aufzuzeigen, wie viele Vorfälle es bei chirurgischen Eingriffen ohne Roboter gibt. Dadurch kann nicht gesagt werden, ob die Maschinen dem Menschen überlegen sind. Aber auch so ist klar: Dass die Risikoquote in den letzten Jahren nicht gesenkt werden konnte, ist kein gutes Zeugnis für die Roboterindustrie.