Ellison
23.09.2010, 06:14 Uhr
Oracles wichtigstes Projekt...
In seiner Abschluss-Keynote auf der OpenWorld in San Francisco malte Oracle-Chef Ellison das "Big Picture". Ausserdem habe sich Salesforce-Konkurrent Marc Benioff energisch bei ihm beschwert.
Nach seiner Keynote am Sonntagabend, so Oracle-Chef Larry Ellison, habe Salesforce-CEO Marc Benioff ganz aufgeregt bei ihm angerufen. "Larry, Du kapierst es einfach nicht, Clouds laufen nicht in Kisten, das funktioniert nicht", habe Benioff gesagt. Der Salesforce-Frontmann betreibt seit mehr als zehn Jahren CRM "as a Service", und braucht dafür 1500 Dell-Server. Ellison hatte am Sonntag seine neue Cloud-Monstermaschine "Exalogic Elastic Cloud" (cloud in the box) aus dem Hut gezaubert, ein Server-Verbund aus 30 Rechnern, der sich auf acht Racks skalieren lässt. Ein voll bestücktes Rack bringt es auf 2,8 Terabyte DRAM, 960 Gigabyte Flash und 40 Terabyte Plattenspeicher. Der Software-Stack besteht aus Oracle Linux/Solaris, OracleVM Hypervisor, dem 11g-Anwendungsserver Weblogic und der Java Virtual Machine (JVM) JRockit. Laut Oracles Benchmarks laufen Internet-Applikationen zwölf Mal schneller (1 Million HTTP-Requests pro Sekunde), Messaging-Applikationen 4,5 Mal schneller ab (1,8 Millionen Nachrichten pro Sekunde).
Multi-Tenancy - eine ganz schreckliche Idee
"Natürlich brauchen wir Hardware-Kisten, auf zwei unserer Exalogic-Maschinen lässt sich locker das ganze Facebook betreiben", erwiderte Ellison auf Benioffs Vorwurf. Salesforce-CRM sei ausserdem gar kein virtualisiertes System, und die von Benioff favorisierte Multi-Tenancy-Architektur habe mittlerweile 15 Jahre auf dem Buckel. Eine ganz schreckliche Idee, denn die Daten aller Kunden würden in eine einzige Datenbank zusammengepackt. Das virtualisierte Exalogic, die ideale Maschine, könne er Salesforce wärmstens empfehlen, so Ellison. Exalogic und und die Datawarehouse-Engine Exadata 2-8 gelten dem America's Cup-Gewinner Ellison als Paradebeispiele dafür, wie Oracle Hardware und Software optimal aufeinander abstimmt (co-engineering), um beim Kunden maximalen Mehrwert zu generieren. So habe man das Exadata-Datenbanksystem neu konzipiert und etwa den Datenaustausch mit Storage-Servern parallelisiert (Infiniband), also performanter gemacht. Die Verschlüsselungsalgorithmen sind hardware-kodiert. Dadurch schafft das System Queries über verschlüsselte Datenbanken mit hunderten von Gigabyte pro Sekunde. "Andere Hersteller können das nicht", so Ellison. Im Performance-Vergleich schlägt Exadata Konkurrenten wie Terradata oder Netezza um Längen.
Daraus bestehen die Fusion Apps
Oracles anspruchsvollstes Projekt aber seien die Fusion Apps, betonte Ellison. Dazu habe man die besten Features aus der E-Business-Suite, PeopleSoft (collaboration), Siebel (CRM) und JDEdwards (ERP) kombiniert und auf Fusion Middleware umprogrammiert. Das sei eine Wahnsinnsarbeit gewesen und habe fünf Jahre gedauert. SVP Anthony Lye führte zum Abschluss der OpenWorld in San Francisco einige der Fusion Apps, die im ersten Quartal 2011 auf den Markt kommen sollen, live vor. Im Einzelnen gehören dazu: 1) Financial Management: Accounts Payable/Receivable, Asset Management, Payment & Calculation, Cash & Expense Management, KPIs, Dashboards. 2) Human Capital Management (HR): Global Human Resources, Workforce Management, Benefits, Compensation Management, Talent Review, Performance & Goal Management, KPIs, Dashboards. 3) Supply Chain Management: Product Master Data, Distributed Order Orchestration, Order Promising, Inventory Management, Cost Management, Shipping & Receiving, KPIs, Dashboards. 4) Procurement: Purchasing, Sourcing, Contacts, Supplier Portal, Spend & Performance Analysis, KPIs, Dashboards. 5) Project Portfolio Management: Project Costing/Billing, Performance Reporting, Project Control, Project, Integration Gateway, Transactions, KPIs, Dashboards. 6) Sales & Marketing: Customer Master Data, Sales, Marketing, Incentive Comparison, Mobile & Outlook Integration, Territory & Quota Management, KPIs, Dashboards. 7) Fusion Mobile Platform: aus 1) bis 6). Die Fusion ERP-Apps laufen on premise und als Software-as-a-Service (SaaS) on demand. Sie sind 100-prozentig in Standard-Java programmiert. "Wir benutzen BPEL (Business Process Execution Language), um die einzelnen Fusion-Module miteinander zu kombinieren", erklärt Ellison. Dadurch würden die Apps mit allem zusammenarbeiten, was Kunden so auf der Platte haben, wie zum Beispiel auch SAP. Via Fusion Middleware auf Exalogic/Exadata und SPARC-T3-Server (?) optimierte Fusion ERP-Apps, das wäre wohl der Super-Renner.