Female IT-Mentoring 31.10.2024, 10:50 Uhr

Karrierechancen für Frauen in der IT

Wie steht es um die Karrierechancen für Frauen in der IT-Branche? Mentoring-Programme tragen massgeblich dazu bei, Frauen zu fördern und Hürden wie mangelnde Sichtbarkeit und unbewusste Vorurteile zu überwinden.
(Quelle: Shutterstock/Roman Samborskyi)
Der Blick auf die IT-Landschaft im DACH-Raum zeigt, dass der Frauenanteil unter den IT-Fachkräften weiterhin nur langsam steigt. In Schweizer IT-Abteilungen liegt der Frauenanteil Studien zufolge bei rund zwanzig bis fünfundzwanzig Prozent. In Führungspositionen sinkt dieser Wert auf dreizehn bis fünfzehn Prozent. Dabei sucht die IT händeringend nach weiblicher Verstärkung. Der demografische Wandel verstärkt den Mangel an IT-Fachkräften und bedroht zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Zudem trägt Gender Diversity nachweislich zur Qualität von IT-Lösungen und zur Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und IT bei.

Mangel an Frauen in der IT

Dr. Julia Freudenberg, Social Entrepreneur und treibende Kraft hinter der Hacker School, die sich für Digitalisierung und Coding an deutschen Schulen einsetzt, bringt es auf den Punkt: «Wir Frauen verbinden Führungskompetenz mit einem grossen Spektrum an weiblich-konnotierten Fähigkeiten wie Empathie, Kommunikation und vielen mehr. Wir sind ganz oft die cooleren Führungskräfte und müssen an uns glauben.»
Die DACH-weit agierende CIO-Plattform Confare, die jedes Jahr den Confare CIOAWARD in Österreich und der Schweiz vergibt, spiegelt diesen Mangel an Frauen in der IT wider. Die geringe Anzahl an Preisträgerinnen zeigt den Handlungsbedarf, wie auch Confare-Geschäftsführerin Barbara Klinka-Ghezzo betont: «Gemeinsam mit der IT-Community haben wir uns angesehen, mit welchen Herausforderungen IT-Frauen im Alltag konfrontiert sind und wie wir sie unterstützen können.»

Oft fehlt es an Sichtbarkeit

Dabei bietet die IT für Frauen heute viele Chancen: Flexibilität, gute Bezahlung und spannende Aufgaben machen die Branche attraktiv. Die Zeiten der IT im «Keller ohne menschlichen Kontakt» sind vorbei. Eigenschaften wie Empathie und Kommunikationsfähigkeit gewinnen an Bedeutung. Auch Quereinsteigerinnen finden hervorragende Perspektiven. Dennoch ist der Weg für Frauen in der IT nicht immer einfach. Nadine Jäger, Scrum Master und Projektleiterin digi+ bei der Stadt Zürich, erklärt: «Weibliche IT-Fachkräfte sehen sich mit mangelnder Sichtbarkeit oder unbewussten Vorurteilen konfrontiert und unterschätzen häufig die Bedeutung von Netzwerken, die den Aufstieg in Führungspositionen unterstützen.» Anne-Kathrin Lückhoff, Senior Enterprise Architect bei FIEGE Logistik, fügt hinzu: «Weibliche IT-Talente stehen oft vor Herausforderungen hinsichtlich Anerkennung, Karriereentwicklung und Work-Life-Balance.»

Unterstützung durch Mentoring

«Die Arbeitswelt kann einen manchmal überfordern – es herrscht oft ein harter Ton und das Spiel ist jeden Tag und überall ein anderes», sagt Elisabeth Kraftl, Product Owner M365 Services bei den Österreichischen Bundesbahnen. «Herauszufinden, welchen Weg man in der Arbeitswelt gehen möchte, muss man nicht allein bewältigen.» Mentoring bietet hier eine wertvolle Unterstützung, indem es neue Wege aufzeigt und Kraft sowie Zuversicht gibt.
“Mentoring kann in verschiedenen Situationen wirksam sein.„
Barbara Klinka-Ghezzo
Geschäftsführende Gesellschafterin, Initiatorin Female IT-Mentoring
Mit dem DACH-weiten Female IT Mentoring hat Barbara Klinka-Ghezzo eine Plattform geschaffen, die Frauen in ihrer IT-Karriere unterstützt. Hochkarätige weibliche CIOs und erfahrene IT-Managerinnen tauschen sich mit Mentees über Fachliches, Lebensgestaltung und Konfliktbewältigung aus. Nadine Jäger erklärt: «Ein Mentoring kann in verschiedenen Situationen wirksam sein, sei es bei der beruflichen Neuorientierung, dem Übergang in eine Führungsposition oder der Bewältigung spezifischer Projekte. In Krisenzeiten kann der Austausch mit einer erfahrenen Mentorin Klarheit und Zuversicht bringen.»
Eine Mentorin kann zuhören und bringt Erfahrung ein.
Quelle: Female IT-Mentoring

Mutig sein und Hilfe suchen

Das Mentoring-Programm startet jeweils auf den Confare CIOSUMMITs in Wien, Zürich, Frankfurt und Salzburg. Junge Frauen erhalten Zugang zu den wichtigsten IT-Management-Foren und die Möglichkeit, sich mit handverlesenen Mentorinnen auszutauschen. Nina Schmidt, Head of Project & Process Management bei der uvex group, beschreibt ihre Erfahrungen: «Das Mentoring bietet jungen Frauen die Chance, Fragen offen und in einem geschützten Raum zu stellen und ein ungetrübtes Feedback von erfahrenen Mentorinnen zu erhalten.»
Für den Erfolg eines Mentorings rät Nadine Jäger vor allem zu einem: «Zögert nicht, Euch Hilfe zu holen und von den Erfahrungen anderer zu profitieren.» Anne-Kathrin Lückhoff ermutigt dazu, solche Angebote aktiv zu nutzen: «Du brauchst nur genug Mut für den nächsten Schritt, nicht für die ganze Treppe!» Auch für die Mentorinnen ist das Programm eine Bereicherung. «Das Mentoring hat mein Netzwerk erweitert und mir die Möglichkeit gegeben, auch von anderen Mentorinnen zu lernen», sagt Nadine Jäger. Nina Schmidt ergänzt: «Die Zusammenarbeit mit Mentees aus verschiedenen Hintergründen hat meinen Horizont erweitert und mich inspiriert, innovative Lösungen zu finden.»
Mehr erfahren über das Mentoring-Programm bei den Confare CIOSUMMITs 
Quelle: Female IT-Mentoring

Empathie, Authentizität und Zuhören

Eine erfolgreiche Mentorin bringt wesentliche Qualitäten in die Beziehung mit ein. Empathie und aktives Zuhören sind entscheidend, wie Anne-Kathrin Lückhoff erklärt: «Empathie, aktives Zuhören, konstruktives Feedback sowie das Teilen von Wissen und Erfahrungen» helfen der Mentee, ihre Ziele zu erreichen. Nadine Jäger betont die Wichtigkeit eines «offenen Ohrs» und Ehrlichkeit. Zudem spielt Authentizität eine zentrale Rolle, wie Nina Schmidt erläutert: «Eine Mentorin sollte keine Show abziehen, echte Authentizität ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Mentee-Mentorin-Beziehung.» Elisabeth Kraftl fügt hinzu, dass man mutig sein und «über Gefühle sprechen» sollte, während Dr. Julia Freudenberg betont, wie wichtig es ist, durch eigene Erfahrungen die Mentee zu bestärken.
Barbara Klinka-Ghezzo ist überzeugt, dass Mentoring-Programme und ähnliche Initiativen einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der Diversität und zur Steigerung des Frauenanteils in der IT leisten können: «Es gibt Frauen, für die waren die Erfahrungen beim Mentoring lebensverändernd und haben geholfen, mutig ihren Weg in der IT zu gehen.»



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