RFID 07.05.2007, 08:26 Uhr

Mehr als Barcode-Ersatz

RFID ist nicht nur ein Technikthema. Firmen, die damit lediglich ihre Barcode-Systeme ablösen, werden kaum Erfolge haben, urteilt IMG.
«Haben Sie bereits RFID-Projekte umgesetzt?» (Angaben in Prozent, befragte Unternehmen: 160): Lediglich 11,5 Prozent der von The Information Management Group befragten Unternehmen haben eine RFID-Lösung produktiv im Einsatz.
Unternehmen haben inzwischen die Vorteile der RFID-Technik (Radio Frequency Identification) erkannt, scheuen sich aber noch, diese produktiv einzusetzen. Zu diesem Schluss kommt die Unternehmensberatung The Information Management Group (IMG) in einer Studie. Das im Umfeld der Universität St. Gallen gegründete und seit kurzem zur österreichischen S&T gehörende Beratungshaus hat dafür rund 160 Betriebe aus den Bereichen Maschinen- und Anlagenbau, Medizintechnik, Geräteherstellung, Facility Management und Gesundheitswesen befragt. Beteiligt an der Studie haben sich auch SAP Schweiz, Intellion sowie das Forschungsinstitut für Rationalisierung der RWTH Aachen.
Branchenübergreifend hat sich etwa die Hälfte der Befragten bereits mit der Funktechnik auseinandergesetzt. Die grosse Mehrheit - je nach Branche bis zu 90 Prozent - sieht signifikante Vorteile gegenüber dem Strichcode. Mehr als zwei Drittel erwarten entsprechend, dass die Technik in den nächsten Jahren einen bedeutenden strategischen Stellenwert in ihren Unternehmen einnehmen wird. Je nach Segment haben aber erst sechs bis 17 Prozent der Unternehmen RFID-Projekte auch umgesetzt. Für die meisten ist das Kosten-Nutzen-Verhältnis ein strittiger Punkt. Zudem herrschen Bedenken bezüglich des Reifegrads der Technik sowie wegen Unsicherheiten aufgrund fehlender Industriestandards und entsprechender Business Cases. Zahlreiche Firmen räumen auch ein, dass sie Know-how-Defizite haben.

Über die Prozesse nachdenken

Die IMG hält fest, dass RFID kein rein technisches Thema ist. Ersetze man lediglich den Barcode durch RFID, so werde dies zu keinem wirtschaftlichen Erfolg führen, erklären die Experten. Die Auseinandersetzung damit zwinge Unternehmen vielmehr, über Prozessinnovationen und -verbesserungen nachzudenken. Erst dann könne die Auswahl geeigneter Technologiebausteine und die Systemintegration erfolgen.
«Der Einsatz von RFID lohnt sich heute vor allem in geschlossenen Kreisläufen, in denen höchste Prozess-Sicherheit erforderlich ist», erklärt Dimitrios Gizanis, Senior Consultant und Projektleiter RFID bei der IMG. Dies treffe etwa für hochpreisige Güter zu. Entscheidend für eine erfolgreiche RFID-Implementierung sei in jedem Fall ein ganzheitliches und wirtschaftliches Projektdesign. «Nur dann lassen sich Anlaufprobleme vermeiden und das Potenzial der Technik kann voll ausgeschöpft werden», so der Berater.
Dieses Potenzial sehen die Unternehmen je nach Branche in unterschiedlichen Anwendungen. Die Betriebe aus den Bereichen Maschinen- und Anlagebau, Medizintechnik und Geräteherstellung erwarten den grössten Nutzen von RFID im Ersatzteilmanagement. Sie erhoffen sich eine höhere Erfassungszuverlässigkeit.
Im Facility Management geben die Befragten die Identifikation von verschiedenen Wartungsobjekten als wichtigstes Anwendungsfeld an.
Für die Anwender im Gesundheitswesen sind derweil die Patientenversorgung, die Logistik sowie die Warenversorgung die zentralen Einsatzgebiete. Die Befragten sind sich einig, dass mit RFID der Informationsfluss zwischen der virtuellen Welt der Daten und der realen Welt eines Krankenhauses - bestehend aus Patienten, Equipment und Medikamenten - effizienter und sicherer gestaltet werden kann als durch manuelle Eingabe oder Barcodes.
Im Bettenmanagement hat sich die RFID-Technik bereits bewährt: Das Inselspital Bern beispielsweise hat zur Optimierung der Bettenwirtschaft die Matratzen mit RFID-Tags ausgestattet. Damit konnten unter anderem die Reinigungszyklen reduziert sowie die Reparatur- und Wartungsintervalle verringert werden.
Claudia Bardola



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