29.01.2014, 14:48 Uhr
Die IT wird mit dem Internet der Dinge zum Innovationstreiber
Auf seiner Hausmesse Ciscolive demonstrierte der Netzwerkriese wie das Internet of Everything Unternehmen und unsere Art zu Leben verändern wird.
Die Zukunft beginnt hier – unter diesem Slogan steht die diesjährige Hausmesse Ciscolive des Netzausrüsters und IT-Konzerns Cisco Systems, zu der 7000 Besucher erwartet werden. Ein Motto, das allerdings auf den ersten Blick nicht so ganz zum Veranstaltungsort Mailand passen will, ist doch die norditalienische Metropole eher für ihre Renaissance-Kunst, den verblassenden Stern Alfa Romeos oder ihre Mode bekannt – aber nicht unbedingt als Hightech-Standort. Ein Widerspruch, der sich jedoch mit einem Blick in die nahe Zukunft aufklärt: 2015 ist Mailand Gastgeber der Weltausstellung Expo, und Cisco zählt neben Telecom Italia und Samsung zu den offiziellen IT-Partnern der Expo in der Rolle eines IP-Network- und IP-Solution-Providers. Einer der Schwerpunkte der Expo 2015, für die in Mailand rund 1,3 Milliarden Euro ausgegeben werden, ist die Smart Green City der Zukunft. Nach Barcelona und Nizza soll nun in der lombardischen Grossstadt gezeigt werden, wie mit der Verknüpfung von moderner IP-Technik kommunale Probleme gelöst und die klammen Haushalte der Cities entlastet werden. So habe Nizza mit intelligenter Technik (vernetzte Sensoren in den Parkplätzen, Sensoren in Mülltonen, Strassenbeleuchtung die auf Anwesenheit der Passanten reagiert), etwa 30 Prozent seines Autoverkehrs reduzieren und die Luftverschmutzung um 25 Prozent senken können. Von den eingesparten Kosten ganz zu schweigen – Nizza konnte seine Stromkosten um 30 Prozent und Barcelona um 40 Prozent reduzieren. Weltweit, so schätzt David Bevilacqua, Vice President South EMEAR bei Cisco, das Einsparungspotenzial durch Smart Cities auf 1,9 Trilliarden Dollar im nächsten Jahrzehnt. Dementsprechend soll die Expo 2015 zu einer Leistungsschau der Potenziale einer vernetzten Welt werden und auf diese Weise das Expo-Motto «Feed the planet, energy for life» einlösen.
Die Technik, die das alles ermöglichen soll, ist das Interent of Everything – kurz IOE. Dabei warnt Bevilacqua davor, IOE mit dem vor wenigen Jahren propagierten Internet of Things gleichzusetzen: «Das IOE ist mehr, denn es verknüpft Big Data, Processing und Analytics mit Menschen und Dingen, wobei letztere Sensoren oder auch Maschinen sein können.» Verinnerlicht man sich diese Definition, so ergeben sich mit dem IOE eine Vielzahl neuer innovativer Anwendungen, wie etwa «Digital Food». Während die EU-Lebensmittelkennzeichen wie die Nährwert-Ampel europaweit nicht durchsetzen konnte, arbeitet die IT mit IOE bereits an einer lückenlosen Prozessdokumentation von Erzeuger bis zum Verbraucher. Ein erstes praktisches Beispiel ist ein italienischer Winzer, bei dem per IOE von der Traube bis zum abgefüllten Wein der komplette Herstellungsprozess überwacht werden kann. Nächste Seite: Effizienzsteigerung unter Tage Ein anderes Beispiel, wie mit dem IOE IT-Technologie in bislang ungewohnte Bereiche vordringt, ist die kanadische Minengesellschaft Dundee Precious Metal. Das Unternehmen setzt unter Tage klassische Netztechnik wie WLAN oder 10 Gigabit Glasfaser ein, um den Bergbau zu automatisieren und Edelmetalle effizienter zu fördern. Laut CIO Mark Gelsomini arbeitet das Unternehmen dank der neuen Technik nun 44 Prozent effizienter. Im ersten Schritt wurden klassische Kommunikations-Devices auf Voice over IP und Voice over WLAN umgestellt sowie neue Sensorsysteme verbaut. Fernziel ist, dass die Geräte unter Tage künftig von der Oberfläche ferngesteuert werden, um so die Zahl der Bergleute die einfahren müssen zu reduzieren. In dem Bestreben, diese Prozesse mittels IT effizienter zu gestalten war das Unternehmen so erfolgreich, dass es noch in diesem Jahr eine Tochter gründen will, die diese Technik an andere Minengesellschaften verkauft.
Glaubt man Bevilacqua, so werden die Auswirkungen des IOE auf die Wirtschaft etwa fünf bis zehn Mal grösser sein als die des klassischen Internets, wie wir es bisher kennen. Gleichzeitig scheint sich mit dem IOE laut Chris Dedicoat, President Cisco EMEAR, in den Unternehmen eine Neubewertung der IT abzuzeichnen: «Über 80 Prozent der CEOs mit denen ich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos sprach, sehen mittlerweile IT als einer der Treiber für Innovationen, mit denen sie sich von ihren Wettbewerbern differenzieren können.» Ähnlich sah es Rob Lloyd in seiner Keynote auf der Cisco Live, als er ein grundlegendes Umdenken in Sachen IT-Automatisierung forderte: «Im Fokus ist nicht mehr die Automatisierung der IT-Operation, sondern die Automatisierung, um mit IT Innovationen zu beschleunigen.» Ein Prozess, den Cisco unter dem Schlagwort Fast IT propagiert. Plattform hierfür soll das One Network Environment (Cisco ONE) des Konzerns sein. Hierzu stellte Llyod den Application Policy Infrastructure Controller (APIC) vor, «mit dem wir SDN++ realisieren». SDN++ deshalb, weil man sich im Gegensatz zu einigen Konkurrenten beim Software Defined Network nicht auf das Data Center beschränke, sondern auch Bereiche WAN (Wide Area Network) und Access abdecke.