Der Tourismus- Server «Swissline»
Polit-Pingpong um «Swissline»
Die Unterstützer von «Swissline» liessen sich vom Gegenwind aus den eigenen Reihen nicht beirren. Im Oktober 1991 gründeten sie die «Swissline Schweizerische Tourismus-Information und Reservation AG». Da der Bund und die PTT entgegen ursprünglicher Beteuerungen der Aktiengesellschaft die (finanzielle) Unterstützung versagten, mussten andere Geldgeber gefunden werden. Computerworld wollte anhand der Verwaltungsratsmitglieder ablesen können, wer das Projekt stützte: Paul Blumenthal (SBB), Klaus Hug (Ex-Direktor Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit BIGA), Peter Keller (BIGA), Gottfried Küenzi (Schweizerischer Tourismus-Verband), Peter Kuhn (Schweizerische Verkehrszentrale), Peter Maurer (Swissair), Judith Noser-Ungerer (Schweizer Hotelier-Verein) und Felix Rosenberg (PTT). Die Gründer waren vorgeprescht, hatten damit allerdings hauptsächlich «Swissline» geschadet.
Der Plan der AG lautete, bis Ende 1992 15 Pilotorte an den zentralen «Swissline»-Server anzuschliessen. Dafür waren 7 Millionen Franken einkalkuliert. Da erst nach fünf Jahren mit einem kostendeckenden Betrieb des Systems gerechnet wurde, musste eine «Defizitgarantie» über weitere 20 Millionen Franken eingeholt werden. Dafür sah es zwischenzeitlich nicht schlecht aus. Im Dezember 1991 folgte allerdings Ernüchterung: Nach einem Pingpong zwischen Ständerat (zweimal dafür) und Nationalrat (dreimal dagegen) hatte die Kleine Kammer nachgegeben und den 3,5-Millionen-Beitrag des BIGA an «Swissline» aus dem Bundesbudget 1992 gestrichen. Mit diesem Entscheid wurde auch der PTT-Beitrag an «Swissline» in gleicher Höhe hinfällig. Denn er war an die Bedingung gekoppelt, dass der Bund gleich viel beisteuert.
Nicht «Swissline», aber das Web
Computerworld machte die vermutete Vetterliwirtschaft dafür verantwortlich, dass «Swissline» im Parlament auf der Strecke blieb. Wer jene Leute in den Verwaltungsrat hole, die als Beamte beim Bund das Kreditbegehren behandelt hätten, sorge für Misstrauen und Unmut. Auch nannte es die Zeitung fahrlässig, eine Aktiengesellschaft zu gründen, bevor sich das Parlament über die angeblich unabdingbare Starthilfe ausgesprochen hatte. Wer zunächst 27 Millionen Franken (inkl. Defizitgarantie) fordere, dann aber mit einer «einmaligen Finanzspritze» von 3,5 Millionen Franken leben könne, setze seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel, wenn er die «Redimensionierung» nicht transparent machen könne.
Die Geschichte sollte 1994 mit der Liquidation der «Swissline AG» enden. Dann kam das Web auf und krempelte den Tourismus um – nach dem Vorbild von «Swissline».