Lotusphere 17.01.2012, 03:45 Uhr

Social-Media-Gewinn messen

An der «Lotusphere» vertröstet IBM die Kunden auch in diesem Jahr «nur» mit Beta-Versionen. Allerdings wird IBM Connections weiter zum Firmen-Facebook ausgebaut – mit Analysefunktionen.
IBMs Alistair Rennie konnte auch in diesem Jahr nicht mit neuen Produkten aufwarten
Vor einem Jahr waren Connections «Next», Domnio «Next», Notes «Next» und Sametime «Next» viel diskutierte Ankündigungen der IBM-Hausmesse «Lotusphere» in Orlando im US-Bundesstaat Florida. Seitdem sind die Entwickler fleissig gewesen. Indes hat sich an der «Next»-Versionsbezeichnung nichts geändert. Alle Programme sind weiter im Betastadium. Allerdings näherten sich die Termine für den Verkaufsstart nun zusehends, sagte Alistair Rennie, General Manager Social Business von IBM, während der «Lotusphere»-Eröffnungsrede am Montag. Der Fleiss der IBM-Programmierer ist beispielsweise abzulesen an den neuen Funktionen in der Collaboration-Lösung Connections. Die Software arbeitet parallel zu Messaging-Systemen, integriert aber Benutzeraktivitäten aus zum Beispiel E-Mail, Chat, ECM oder auch Drittlösungen wie SAP-ERP und -CRM in eine «Aktivitätenliste». Funktionales und optisches Vorbild ist die Facebook-Pinnwand, inklusive Kommentar- und «Like»-Option. Zusätzlich lassen sich externe Quellen wie LinkedIn, Salesforce oder Xing in die «Aktivitätenliste» von Connections einbinden. Grundlage ist gemäss IBM-Manager Rennie der von Google entwickelte OpenSocial-Standard.

Office und Analytics inklusive

Zur Business-Plattform wird Connections durch Funktionen, die sich aus der Aktivitätenliste heraus starten lassen, etwa ein Arbeitsgruppen-Chat oder eine Team-Videokonferenz mit Sametime «Next». Daneben integriert die Plattform in Zukunft Bestandteile des Office-Pakets Lotus Symphony: Die zu «IBM Docs» umgetaufte Produktivitätsanwendung soll das gemeinsame Bearbeiten von Dokumenten erlauben – inklusive dem Anzeige der Korrekturen anderer Editoren in Echtzeit. Die Aktivitätenliste wünscht sich IBM als Startseite der PCs von Geschäftsanwendern. Damit Vorgesetzte und Teamleiter einen Überblick über die Aktivitäten von Angestellten behalten, sollen Analysefunktionen von IBM Cognos neu Bestandteil von Connections werden. Auf Dashboards und mit Benachrichtigungen können Fachbereichsleiter dann zum Beispiel antizipieren, wenn ein Projekt aus dem Ruder zu laufen droht. Nächste Seite: Intranet-Facebook aus der Box
Die aktuelle Version 3.0 von Connections hat der Chemiekonzern Bayer Material Science jüngst installiert. «Die global verteilten Forscherteams haben früher meist nur durch Zufall erfahren, dass Kollegen an einem anderen Standort am gleichen Thema arbeiten», erinnert sich CIO Kurt De Ruwe an die Ausgangslage. Mit Connections seien die Wissenschaftler nun besser informiert, an welchen Fragen woanders geforscht werde. Dies sei allerdings auch der einzig messbare RoI (Return on Investment). Die Geschäftsleitung von Bayer Material Science habe keine Ziele vorgegeben, weder funktional noch finanziell, führte De Ruwe im Gespräch mit Computerworld aus. Ein ersichtlicher Erfolg sei, dass die Zahl der Benutzer weiter steige: Waren vor einem Jahr nur 2600 Mitarbeiter aktiv, nutzen mittlerweile circa 9000 der insgesamt 14'000 Angestellten Connections. «Die Kollegen würden die Software nicht gebrauchen, wenn sie ihnen nicht Vorteile bringen würde», sagte der CIO.

Offen auch für Microsoft

Die Wahl von IBM Connections war für Bayer Material Science naheliegend, da der Konzern parallel eine Lotus-Notes-Umgebung betreibt. Die Systeme integrieren sich ineinander. Allerdings will IBM vom Verschmelzen der Produkte in einer Lösung nichts wissen. «Wir wollen mit Connections offen bleiben auch für Lösungen von anderen Anbietern», betonte IBM-Manager Rennie an der «Lotusphere». Dabei hat er auch Unternehmen im Visier, die nicht Lotus Notes, sondern Microsofts Exchange und auch SharePoint einsetzen. Von Analysten – etwa Gartner in seinem jüngsten «Magic Quadrant for Social Software» – war IBM für das fragmentierte Produktportfolio kritisiert worden. Die einzelnen Lösungen seien schon für sich genommen sehr komplex, was Implementierungen erschwere. Gartner-Analyst Nikos Drakos sieht zudem den hohen Installations- und Customizing-Aufwand der IBM-Produkte als nachteilig an. CIO De Ruwe kennt diese Schwierigkeiten laut eigener Aussage nicht: «Wir haben Connections Out of the Box installiert und sind mit dem Funktionsumfang zufrieden.» Da keine Anpassungen gemacht wurden, seien selbst Upgrades innerhalb eines Tages eingespielt, so der IBM-Kunde.



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