27.06.2008, 05:19 Uhr

Schnäppchen fürs Business

Software frisst bis zu 40 Prozent des IT-Budgets. Second-Hand-Lizenzen und ein gutes Lizenz­management können die Kosten drücken.
Software verschleisst nicht. Ganz anders als beim Auto funktioniert das Getriebe aus Bits und Bytes auch nach fünf Jahren noch so gut wie am ersten Tag. Gebrauchte Software-Lizenzen drängen sich Unternehmen als kostengünstigere Alternative deshalb geradezu auf. Denn je nach Aktualität der Programme lassen sich damit Einsparungen zwischen 20 und 50 Prozent erzielen. «Die Stadt München sieht nicht ein, für Software mehr als nötig zu zahlen», poltert etwa Christian Ude, Oberbürgermeister der Isarmetropole. «Über 50 Prozent Ersparnis gegenüber dem Neupreis sprechen eine deutliche Sprache.»
In Deutschland haben sich die Anbieter von Gebraucht-Software halbwegs etabliert. In der Schweiz gewinnt die «Geiz-ist-geil-Welle» gerade erst an Boden. 2007 eröffnete der deutsche Marktführer usedSoft im Schweizerischen Zug eine Dependance. «Die Nachfrage nach Gebraucht-Software zieht in der Schweiz spürbar an», hat usedSoft-Geschäftsführer Peter Schneider beobachtet. In der Schweiz zählt der digitale Gebrauchtwarenhändler unter anderem Adivan High Tech, den Stahl- und Sandguss-Spezialisten Wolfensberger, den ASP-Lösungsanbieter Winarco und die Hess & Co AG zu seinen Kunden.

Branchen-Elefanten

usedSoft ist gut im Geschäft. Die Marktforscher der Experton Group haben sich den Handel mit Second-Hand-Software vorgeknöpft. Mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent sei usedSoft klarer Spitzenreiter in Deutschland und Zentraleuropa. Die Analysten stellen dem Marktführer gute Noten aus: Er glänze mit breitem und spezifischem Branchenwissen und liefere zu jeder verkauften Lizenz eine notarielle Bestätigung. Das soll Rechtssicherheit schaffen.
Aber auch die Konkurrenz schläft nicht. Die Nummer zwei, Preo Software, handelt hauptsächlich mit Einzel- und Volumenlizenzen von Microsoft, Oracle, Citrix Systems, Novell, IBM, SAP und Adobe. Bei der Lizenzübertragung zieht der Gebrauchthändler die Hersteller mit ins Boot und berät beim Lizenzmanagement.
Als einziger Händler unter den drei führenden Anbietern hat sich UCS fest an einen Software-Hersteller gebunden. «Wir haben uns mit Microsoft ins Bett gelegt, um unseren Kunden mehr Sicherheit zu bieten», erklärt Peter Reiner, einer der Geschäftsführer von UCS. Das Unternehmen ist «Microsoft Gold Certified Partner» und handelt hauptsächlich mit Produkten von Microsoft, Adobe und Autodesk.
Rechtssicherheit ist ein Gefühl, das grosse Software-Anbieter wie Microsoft oder Oracle bei Anwendern von Gebraucht-Software gar nicht erst aufkommen lassen wollen. Von Beginn an bekämpfen sie den Handel mit Second-Hand-Lizenzen mit harten juristischen Bandagen. Aus verständlichen Gründen: Schliesslich geht es um ein lukratives Geschäft. Erst kürzlich zog der Riese aus Redmond gegen usedSoft vor Gericht und erwirkte eine einstweilige Verfügung. Allerdings nur wegen eines Verstosses gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb. usedSoft habe wettbewerbswidrige Werbung für gebrauchte Lizenzen betrieben.



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