Venture 2022
06.07.2022, 14:03 Uhr
Nachhaltige Jungunternehmen im Fokus
An der 25. Ausgabe der Venture Awards wurden Schweizer Jungunternehmen für ihre Produkte und Geschäftsideen ausgezeichnet. Dabei prüfte die Jury zum ersten Mal auch die Nachhaltigkeit der nominierten Produkte und Unternehmen.
Eine nutzerfreundliche NFT-Plattform (Non-Fungible Token), eine KI für rechtliche Dokumente und Algorithmen zur Unterstützung einer psychiatrischen Behandlung. An den 25. Venture Awards wurden Jungunternehmen aus den Branchen ICT, Gesundheit & Ernährung, Industrie & Technik, Handel & Kundendienst sowie Finanzen & Versicherungen für ihre Lösungen mit einem Gesamtpreis von über einer halben Million Franken ausgezeichnet. Dabei zeigte sich: Die Start-up-Szene der Schweiz ist lebendig, nachhaltig und bietet spannende Lösungen mit dem Potenzial zum globalen Einsatz an.
Software für die Materialindustrie, KI für Juristen und neuartige Chips
Die Gewinner der Kategorie ICT präsentierten Produkte, die das ganze Spektrum abdecken – von breiten Einsatzgebieten bis zur fachspezifischen Lösung. Die Versics AG, ein Spin-off der ETH Zürich, entwickelt neuartige, energieeffizientere Chips, die grössere Datenmengen schneller verbreiten können. Wesentlich enger wird der Einsatzbereich bei der zweitplatzierten DeepJudge AG, die eine KI-unterstützte Software für Juristen entwickelt hat. Diese richtet sich spezifisch an Anwaltskanzleien, Gerichte und die Rechtsabteilungen von Unternehmen. Sie soll dabei helfen, administrative Arbeiten zu automatisieren. So kann sie nach Angaben des Jungunternehmens selbstständig Vorlagen für neue Verträge erstellen, erkennt von sich aus potenziell sensible Inhalte und markiert diese entsprechend. Der erste Platz in der Kategorie ICT geht an RefFIT. Ihre Software soll der Materialindustrie bei der spektroskopischen Datenanalyse helfen.
Eine nutzerfreundliche NFT-Plattform
In der Kategorie Finanzen & Versicherungen stechen aus IT-Sicht zwei weitere Gewinner heraus, deren Produkte sich direkt an Alltagsnutzerinnen und -nutzer richten. So offeriert die Kaspar& AG eine All-in-One-Banking-App, die Zahlungen auf den nächsten Franken aufrundet und die entstehenden Kleinbeträge für den Nutzer direkt investiert. Der erste Platz in der Kategorie geht jedoch an die Veritic AG. Diese entwickelt NFT-Plattformen, die eigenen Angaben zufolge spezifisch auf die Nutzerfreundlichkeit ausgerichtet sind, und legt den Fokus darauf, die Erstellung und Verwaltung von NFTs möglichst einfach zu machen.
Weniger Rücksendungen dank Online-Anprobe
In der Award-Kategorie Handel & Kundendienste sticht Alter Ego durch ein Angebot heraus, das eine technologische Lösung zu einem Problem bietet, das schlecht für die Umwelt ist und in der Schweiz schon beinahe als Volkskrankheit beschrieben werden kann. Es handelt sich um die Rücksendungen nach dem Kleider-Shopping im Online-Handel. Alter Ego versucht, diese mithilfe eines personalisierten 3D-Avatars zu reduzieren. Der wird basierend auf einem vom Nutzer hochgeladenen Foto kreiert und erlaubt so eine personalisierte, virtuelle Anprobe der Kleidung. Dies dürfte um einiges nachhaltiger sein als die heute gängige Bestellung derselben Kleider in mehreren Grössen. Denn diese Praxis führt zu enormem Mehraufwand und Energieverbrauch durch die massenweise Rücksendung von Paketen. Auch hier ist anzumerken, dass Alter Ego für ein Angebot ausgezeichnet wurde, von dem viele Menschen direkt in ihrem Alltag profitieren können. Der Liebling der Jury in der Kategorie Handel & Kundendienste war bravo mit ihrer App, die es Restaurants ermöglicht, sämtliche Bestellungen bei ihren Lieferanten über eine zentrale Plattform abzuwickeln. Der dritte Platz ging an Samplab, die eine KI zur einfacheren und schnelleren Musikproduktion entwickelt hat.
Mit Nachhaltigkeit zum Gesamtsieg
Die Gesamtsiegerin des Abends kommt aus der Kategorie Industrie & Technik und heisst Enerdrape. Das Unternehmen überzeugte die Jury mit dem Nachhaltigkeitsgedanken seiner Technologie. Dabei setzt Enerdrape auf das ungenutzte Potenzial der Untergrundinfrastruktur als erneuerbare Energiequelle zur Temperaturregulierung von Gebäuden mithilfe der vom Unternehmen entwickelten Pannels. Diese sollen sowohl in bestehender als auch in neuer Infrastruktur zum Einsatz kommen können.
Der zweite Platz in der Kategorie geht an Composite Recycling. Das Unternehmen setzt seine Technologie ein, um den Recyclingloop bei glasfaserverstärktem Plastik zu schliessen.
Der letzte Podestplatz in der Kategorie geht an Groam. Das ETH-Start-up arbeitet an nachhaltigen, biologisch abbaubaren Schaumstoffen. Die Gewinner der Kategorie Industrie & Technik und ihre Produkte generell sowie die Wahl von Enerdrape zur Gesamtsiegerin zeigen: Die Zukunft wird wohl auch von nachhaltigen Lösungen dominiert werden.