Vom Medien-Start-up zum SaaS-Anbieter
12.09.2019, 16:55 Uhr
Pivot bei Scope
Das Medien-Start-up Scope hat sich von seinen medialen Wurzeln gelöst und setzt voll auf das SaaS-Geschäft. Mit der nun überarbeiteten Scope Content Suite soll sich die Zeit für das Sammeln, Kuratieren und Ausspielen von Newslettern auf bis zu ein Zehntel reduzieren.
Angefangen hat Scope 2011 ursprünglich als Nachrichten-App namens Nüwsli, ein Projekt des ETH-Doktoranden Elia Palme. Die App aggregierte zunächst automatisch Nachrichten aus rund 1000 Quellen. Ein Jahr später folgt die Firmengründung.
Seither gab es Anpassungen, Umstellungen und Pivots. So übernahm Investor Peter Hogenkamp vor drei Jahren die Geschäftsführung, zügelte das Unternehmen nach Zürich und ergänzte die automatisierte Kuratierung um menschliche Expertinnen und Experten, die mit ihrem Fachwissen Themenboxen bespielten. Das Produkt hiess zwischenzeitlich Niuws und letztlich Scope und wird seit 2018 Firmen und Organisationen als Whitelabel-Lösung angeboten.
Mit Jens Alder, Andreas Von Gunten und Jürg Stuker stiessen vor einem Jahr bekannte Persönlichkeiten zum Verwaltungsrat. Ende des letzten Jahres löste sich Scope vom eigenen News-Angebot mit den kuratierten Boxen, um endgültig und ausschliesslich auf das Geschäftskundensegment zu fokussieren.
Zukunft heisst Scope Content Suite
Nun folgt der nächste Schritt. Das Start-up hat seine Software für die Kuratierung überarbeitet und in der neuen Scope Content Suite gebündelt. Entwickelt wurde die Software in der Schweiz und in Serbien unter der Leitung von CTO Reto Kleeb. Per Videokonferenz stimmt sich das Team täglich ab.
Mit dem Software-as-a-Service-Angebot können Anwender über eine Oberfläche zahlreiche verschiedene Nachrichtenquellen (z.B. Volltextsuche, Social Media, Social Bookmarks, externe Newsletter etc.) aggregieren, daraus die passenden Inhalte aussuchen und unter anderem einfach und schnell einen kuratierten Newsletter erstellen. Scope ist dabei die Oberfläche, alle weiteren Anwendungen, wie ein CRM, Mailingtool, etc. liegen darunter.
Montagefläche für die Kommunikation
Auf diese Weise wird Scope zu einer Art Montagefläche für die Kommunikation. Übrigens liege die Öffnungsrate der kuratierten Newsletter von Scopes Kunden bei bis zu 40 Prozent, merkt CEO Peter Hogenkamp im Hintergrundgespräch mit der Redaktion an.
Mit Scope können Anwender aber nicht nur Newsletter versenden, sondern die kuratierten Meldungen lassen sich auch im selben Arbeitsgang auf der eigenen Website oder verschiedenen soziale Netzwerke ausspielen.
Die Software gliedert sich in drei Segmente: Discover, Curate & Create und Publish. Über APIs, RSS-Feeds und weitere Technologien können Anwender im Bereich «Discover» zahlreiche Newsquellen in den Discover-Bereich einbinden. Für Kunden bietet Scope einen ergänzenden Service und sortiert potenziell interessante News für Anwenderkunden vor, oder wählt diese selbst aus, je nachdem, wie die Kunden es wünschen, wie Content-Chef Reto Vogt im Gespräch anmerkt.
Im Modul «Create & Curate» werden die Nachrichten per Drag-and-Drop zusammengeführt und können beispielweise textlich noch angepasst werden. Über Publish werden die kuratierten Strecken ausgespielt. Um einen Medienbruch zu verhindern und sich optimal in die Umgebung des Kunden zu integrieren, können im Backend verschiedene Kanäle wie etwa Mailchimp, HubSpot oder die Salesforce Marketing Cloud angebunden werden.
Bis zu 90 Prozent Zeitersparnis
Mit der neuen Content Suite soll sich der Aufwand für das Sammeln, Kuratieren und Versenden eines Newsletters oder das Bespielen von Websites und Social-Media-Kanälen im nächsten Jahr auf rund ein Zehntel der Zeit reduzieren, die man sonst benötigen würde, verspricht CEO Peter Hogenkamp – heute sei man bereits etwa beim Faktor 5.
Er rechnet vor: «Eine Kundin von uns benötigt derzeit rund sieben Stunden für das Sammeln von News, die Auswertung, das Texten und die Einarbeitung von Links. Hierfür braucht sie neben zahlreichen offenen Tabs im Browser auch noch Word und ein Mail-Programm. Wir verhindern diese Medienbrüche, was schnell zu grosser Zeitersparnis führt.»
Auf der Roadmap stehen zudem künftige Features für die automatisierte Zusammenfassung von Artikeln. Auf diese soll sich die Zeit für das Kuratieren so reduzieren, dass die versprochene Zeitersparnis erreicht wird.
Interessant für kleine Newsrooms
Das Kundenspektrum ist breit. Medienhäuser mit verschiedenen Titeln können mit der SaaS-Lösung beispielsweise Best-of-Newsletter mit Artikeln ihrer Medien erstellen. Mehrere Fachmedien setzen das Tool ein, um eine tägliche Presseschau zu kuratieren und an internationale Newsletter-Abonnenten zu versenden.
Die Software ist auch interessant für Medienabteilungen von Unternehmen und Verbänden. Für diese Anwendergruppe sieht man bei Scope grosses Potenzial für die externe wie für die interne Kommunikation; insbesondere angesichts des Trends zu firmeneigenen Medien.
Da nicht jede Firma über grosse finanzielle Ressourcen oder das Personal verfügt, bietet es sich nicht nur an zu kuratieren, sondern auch einfach zu bedienende Tools einzusetzen. Das spart am Ende Zeit und Geld.
Nächstes Ziel: Break-Even-Point langfristig überschreiten
Mit der Weiterentwicklung des B2B-Geschäfts in Richtung Subskription hofft Scope auch nachhaltig den Break-Even-Point zu überschreiten. Derzeit sei man noch nicht in der Gewinnzone, wie Hogenkamp einräumt: «Aber dadurch dass wir in den letzten drei Jahren immer schon zahlende Kunden hatten, konnten wir es uns leisten, so lange am Produkt zu feilen, dass wir jetzt mit der neuen Content Suite richtig durchstarten können.»
Am Donnerstag, den 12. September, lud das Team von Scope bestehende und potenzielle Kunden ein, um die nächste Phase einzuläuten. Die Erfolgschancen stehen nicht schlecht. Scope kann bereits namhafte Kunden vorweisen, wie beispielsweise die Swisscom-Tochter Localsearch, die Immobilienplattform Homegate, die Messe Bernexpo oder den Schoggi-Produzenten Barry Callebaut.