Start-ups als Begleiter für die digitale Zukunft
Die typischen Vorbehalte
Dass auch bei unserer Umfrage nach wie vor zwei Drittel der Teilnehmenden angaben, nicht auf Kooperationen mit Start-ups zu setzen, offenbart eine gewisse Zurückhaltung. Nicht selten halten typische Vorbehalte Unternehmen davon ab, erste Annäherungsversuche zu starten. Diese versuchte Sandra Tobler, Mitgründerin und CEO des Cybersecurity-Start-ups Futurae, kürzlich an einem Event der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW zum Thema «Stärkung der Cyber-Souveränität durch Schweizer Start-ups» zu widerlegen.
Sie widmete sich zuerst der Frage, ob es Start-ups auch wirklich schaffen, pünktlich zu liefern, ohne den Budgetrahmen zu sprengen. Hier argumentierte die Gründerin, dass grundsätzlich viele IT-Projekte scheitern würden. «Ist es also wahrscheinlicher, dass ein Start-up gleich zu Beginn ein Projekt in den Sand setzt?», fragte sie und entgegnete, «wohl kaum.» Denn besonders in der Anfangsphase würden Start-ups nur über limitierte Ressourcen verfügen. Die Projekte, die sie angehen, müssen also sitzen.
Auch die Befürchtung, dass die Jungunternehmen die ersten fünf Jahre nicht überleben, stelle sich häufig als falsch heraus. Zumindest bei Ausgründungen der ETH Zürich sind es ganze 92,9 Prozent, welche die magische Grenze von fünf Jahren überdauerten. Das zeigte die letzte Performance-Studie zu ETH-Spin-offs. Tobler gibt hier zu bedenken, dass von Zeit zu Zeit auch grosse Tech-Firmen Produkte einstellen.
Newcomer statt Grosskonzerne
Apropos Tech-Riesen: Warum denn nicht gleich mit denen zusammenarbeiten statt mit Jungunternehmen? Darauf antwortete die Futurae-Chefin, dass – insbesondere im Cybersecurity-Bereich – das spannendste Know-how bei Start-ups zu finden sei. «Diese Leute sind Spezialisten und regelrecht davon besessen, ein bestimmtes Problem zu lösen.» Hier sieht sie jedoch noch einen weiteren Vorteil. Geht eine Jungfirma, mit der zusammengearbeitet wurde, aus irgendeinem Grund Konkurs, dann bestehe vielleicht sogar die Möglichkeit, Talente zu übernehmen, sagt Tobler.
“Wenn die zuständigen Mitarbeitenden das Unternehmen verlassen, bleibt man auf Legacy-Produkten sitzen, mit denen niemand etwas anzufangen weiss„
Sandra Tobler, Futurae
Wenig Verständnis hat sie schliesslich für jene, die alles selbst machen wollen. «Es ist illusorisch zu glauben, dass man etwas Funktionierendes bauen und dann ein Häkchen hinter das Projekt setzen kann.» Besonders im Feld der Cybersicherheit, das sich dermassen schnell weiterentwickle. Ein Risiko sieht sie auch im Verlust des Know-hows. «Wenn die zuständigen Mitarbeitenden das Unternehmen verlassen, bleibt man auf Legacy-Produkten sitzen, mit denen niemand etwas anzufangen weiss», argumentiert Tobler.