23.05.2006, 17:19 Uhr

Die Schweiz gibt sich halboffen

Gemäss einer Umfrage setzen zwar die meisten Unternehmen Open-Source-Software ein, aber nur in einem begrenzten Umfeld.
Gegenüber der ersten Umfrage 2003 hat der Einsatz von OSS zugenommen, aber kaum neue Bereiche erobern können.
Zum zweiten Mal nach 2003 hat das Beratungsunternehmen Cambridge Technology Partners (CTP) Firmen zur Nutzung von Open-Source-Software (OSS) befragt. Insgesamt 48 Betriebe mit mindestens 1000 Mitarbeitern haben mitgemacht. Das Ergebnis zeigt eine Mischung aus Konstanz und gutschweizerischer Zurückhaltung. Drei Viertel der Unternehmen setzen heute OSS ein, Tendenz zunehmend, und die Vorbehalte haben abgenommen. Mit der Sicherheit und dem Support sind bedeutend mehr Firmen zufrieden als noch vor drei Jahren. Mangelnde kommerzielle Unterstützung ist nur noch bei 14 Prozent ein Thema. Immerhin ein Viertel der Befragten gibt fehlendes Fachwissen als Hinderungsgrund an. Beliebt sind Linux und Co. in den unteren Schichten, bei der Infrastruktur. OSS ist häufig anzutreffen, wenn es um Betriebssysteme, Internetdienste oder Firewalls geht. Und freie Datenbanken haben seit der letzten Umfrage ihren Anteil verdoppelt. Doch bei zentralen Anwendungen wie CRM (Customer Relationship Management) und ERP (Enterprise Resource Planning) gibt sich die Schweiz zurückhaltend. Nur gerade zehn Prozent setzen hier auf freie Vertreter, ein Wachstumspotenzial scheint kaum vorhanden. Gründe dafür orten die Autoren der Studie in historisch gewachsenen Umgebungen und hohen Ablösekosten. Aber auch ein gewisses Misstrauen in die vorhandenen Open-Source-Unternehmensanwendungen dürfte in diesem Bereich mitschwingen. Gleiches lässt sich vom Desktop sagen. Windows und Microsoft Office sitzen nach wie vor fest im Sattel. Nur gerade sieben Prozent, wie schon vor drei Jahren, setzen hier Open-Source-Produkte ein. Gewandelt haben sich dagegen die Gründe für den Einsatz. Im Unterschied zur letzten Umfrage spielen Kosteneinsparungen nur noch bei den Lizenzen eine Rolle. Beim Unterhalt sehen bloss wenige Unternehmen ein Sparpotenzial. Hier ist das Vorurteil, dass OSS gleich gratis sei, einer realistischen Beurteilung gewichen. Die einfache Einbindung, aber auch die Verfügbarkeit des Quellcodes und die Unterstützung von Standards sind häufig genannte Gründe für freie Software. Nur bedingt profitieren vom wachsenden OSS-Einsatz in der Schweiz dürfte die Community. Denn das Modell des Gebens und Nehmens, scheint sich noch nicht in den hiesigen Köpfen festgesetzt haben. Zurück fliesst wenig, am ehesten noch in Form von Fehlerberichten. Bei der Weiterentwicklung von OSS wird die Schweiz wohl auch weiterhin keine tragende Rolle spielen.
Andreas Heer



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