Update 24.09.2015, 14:00 Uhr

Was Informatiker in der Schweiz verdienen

Die jährliche Lohnumfrage von swissICT zeigt drei Dinge auf: Die Löhne in der IT stagnieren trotz Fachkräftemangel. Frauen verdienen teilweise besser als ihre männlichen Pendants. Und in der IT lässt sich weiterhin deutlich mehr Geld machen als in anderen Branchen.
Update: Lohnbeispiele des Applikationsentwicklers und ICT-Architekten angefügt. Was verdient ein Informatiker in der Schweiz? Sind ICT-Architekten tatsächlich die bestverdienenden Informatiker hierzulande? Und was erhält ein Projektleiter für seine Mühen? Seit 1981 will der Verband swissICT diese und diverse andere Fragen in seiner Salrstudie beantworten. 200 Firmen haben mitgemacht und 24 000 Lohnangaben gemacht, damit wurden über 10 Prozent aller in der Schweiz arbeitenden Informatiker erfasst. 42 Berufsbilder wurden anschliessend ausgewertet, eine detaillierte Übersicht gibt es nirgends.

Lohnstagnation

Die Studie fördert erstaunliches zutage: Der Medianlohn eines Informatikers beträgt laut der Studie 111 800 Franken. Im Vorjahr waren es 112 125 Franken, vor zwei Jahren 112 500 Franken. Nun zu schreiben, die Informatiker verdienen immer weniger, wäre polemisch. Diese geringen Differenzen können zustande kommen, wenn nur eine grössere Firma, die gut zahlt, mal nicht mitmacht. Allerdings darf von einer Stagnation gesprochen werden. Was aufgrund des seit Jahren herrschenden Fachkräftemangels nicht wirklich logisch ist. Wo eine Angebotsknappheit herrscht, steigen laut Wirtschaftstheorie normalerweise die Preise. Paul Brodmann, Verantwortlicher der Studie, hat deshalb eine Vermutung: «Ich bin der Meinung, dass der Fachkräftemangel nicht ganz so stark ist, wie gesagt wird.» Zwar gebe es bestimmte Leute, die extrem gesucht werden. Vornehmlich Junge, sehr gut ausgebildete mit Berufserfahrung. Die aber nicht ganz so viel verdienen. Im Gegensatz würden aber ältere Informatiker, auch wenn sie die Fachkompetenzen besitzen, nur sehr schwer eine Stelle finden. «Der Arbeitsmarkt wird zusehend transparenter, beispielsweise dank Bewerberdatenbanken. Da stellen Firmen keine Leute mehr ein, die deutlich über dem Benchmarkt des Marktes liegen», sagt Brodmann. Bedeutet also: Ältere Informatiker müssen ihre Lohnansprüche nach unten schrauben. Trotzdem: Im Vergleich mit anderen Branchen prosperiert die IT nach wie vor. Der durchschnittliche Lohn aller Arbeitnehmer in der Schweiz beträgt gemäss einer BFS-Studie unter 80 000 Franken.

Frauen verdienen gut

Die zweite Interessante Erkenntnis in diesem Jahr betrifft den Lohn der Frauen. Frauen verdienen über alle Berufsbilder und Kompetenzstufen hinweg gesehen lediglich 5 Prozent weniger als ihre männlichen Pendants. Das ist überraschend, weil gemäss Bundesamt für Statistik in der oben kurz erwähnten Studie Frauen im «Informations- und Kommunikationssektor» 23,7 Prozent weniger verdienen als die Mnner. Und 40 Prozent des Unterschieds «nicht erklärbaren Differenzen» zugeordnet wird. Gemäss Brodmann sei ihr Ergebnis für Frauen deutlich vorteilhafter, weil die Auswertung detaillierter ist. Man würde im Gegensatz zum BFS Äpfel mit Äpfeln vergleichen. Es sei so, dass der Anteil der Frauen bei höher qualifizierten Jobs abnehme. Wirft man darum alle Informatiker in einen Topf, geht die Lohnschere auseinander. Werden aber die einzelnen Kompetenzstufen verglichen, sind die Unterschiede gering. Auf der tiefsten ausgewerteten Stufe, Junior, verdienen die Frauen sogar mehr als die Männer. Trotzdem sind von knapp 200 000 Informatikern in der Schweiz nur 13 Prozent (Stand: 2013) Frauen. Durch die Studie kann vielleicht das Vorurteil der schlechten Bezahlung abgelegt und so der Anteil der Frauen erhöht werden.  Auf den nächsten Seiten zeigen wir einzelne Grafiken zu Lohnunterschieden Männer/Frauen und einzelnen Berufsbildern. Wer sämtliche erfassten Löhne kennen will, kann die Studie als Buch oder PFD in der Standardversion (80 Franken für swiss-ICT-Einzelmitglieder, 180 für swissICT-Firmenmitglieder, 280 Franken für Nicht-Mitglieder) auf der swissICT-Webseite bestellen. Darin sind 42 Berufsgruppen gelistet. Aufgeführt werden jeweils  individuelle Faktoren wie «Ausbildung», «Berufserfahrung», «Alter» und, etwas allgemeingültiger, beispielsweise der Einfluss der Unternehmensgrösse auf den Lohn. Die Auswertung kann auch für einzelne Berufe bestellt werden, das kostet zwischen 20 und 50 Franken. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Unterschiede Frauen/Männer

Männer verdienen mehr als Frauen, aber nicht viel

Für die Auswertung hat swissICT die Jobs in vier Gruppen aufgeteilt. Je nach Qualifikation sind die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern unterschiedlich - allerdings auf geringem Niveau. Anbei die Vergleiche inklusive Erklärung der Kompetenzstufen.
S1 Junior: abgeschlossene Ausbildung und erste Kenntnisse des Fachgebiets; keine oder erste Praxiserfahrung im Fachgebiet; benötigt fachliche Begleitung
S2 Professional: gute Kenntnisse des Fachgebiets; drei oder mehr Jahre Berufserfahrung im Fachgebiet; führt selbständig Aufträge aus; Mitarbeit in Projekten
S3 Senior: vertiefte Kenntnisse im Fachgebiet sowie Kenntnisse in benachbarten Fachgebieten; fünf oder mehr Jahre Berufserfahrung im Fachgebiet; führt selbständig Aufträge aus und kann erfahrene Fachpersonen fachlich anleiten; Fähigkeit zu fachlicher Projektleitung; Fähigkeit zu konzeptioneller Tätigkeit, Beratung und Lösung von anspruchsvollen Problemen im Fachgebiet; kann innerhalb grösserer Firma als Kader eingestuft sein, ohne direkte Führungsverantwortung zu haben
S4 Expert: umfassende Kenntnisse im eigenen und in benachbarten Fachgebieten; acht oder mehr Jahre Berufserfahrung im Fachgebiet; Fähigkeit, Projektteams von Spezialisten fachlich zu leiten und zu coachen (ohne Personalführung); Fähigkeit zu konzeptioneller Tätigkeit, Beratung und Lösung von komplexen Problemen; kann innerhalb einer grösseren Firma als Kader oder Direktionsmitglied eingestuft sein, ohne direkte Führungsverantwortung zu haben Lesen Sie auf der nächsten Seite: Lohnbeispiele

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