23.03.2015, 08:53 Uhr

«Wir haben uns schon sehr früh auf Flash konzentriert»

Das kalifornische Unternehmen Nimble Storage bietet seine Speicherlösungen seit knapp einem Jahr auf dem Schweizer Enterprise-Markt an. CEO Suresh Vasudevan erklärt im Interview, wie er gegen die starke Konkurrenz bestehen will.
Computerworld: Ihr Unternehmen, Nimble Storage, ist im kalifornischen Silicon Valley zu Hause und hat sich ausschliesslich auf Speicherlösungen spezialisiert. Was genau entwickeln Sie?
Suresh Vasudevan: Wir sind ein reines Data-Storage-Unternehmen, das vor rund sieben Jahren gegründet wurde. Unser Know-how fusst darauf, die Vorzüge von Flash-basierten Speicherlösungen und Harddisk-Speicherlösungen optimal zu kombinieren.
CW: Wie genau kann man sich das vorstellen?
Vasudevan: Stellen Sie sich ein Velo im Tandembetrieb vor. Sie bekommen nur dann die grösste Kraft auf die Strasse, wenn beide Velofahrer optimal aufeinander abgestimmt sind und sich den Weggegebenheiten bestmöglich anpassen. Genau hier kann uns die Konkurrenz eben nicht immer folgen.
CW: Wen zählen Sie zu Ihrer direkten Konkurrenz?
Vasudevan: Wir konkurrieren mit EMC, NetApp, HP und Dell. Rund 75 Prozent unseres täglichen Geschäfts überschneiden sich.
CW: Haben Sie nicht ein mulmiges Gefühl, wenn Sie sich mit solchen etablierten Grös­sen anlegen?
Vasudevan: (lacht) Natürlich sind das wichtige Branchengrössen, aber auch wir sind sehr gut aufgestellt. All diese Firmen haben doch ein Problem: Wie können sie gleichermassen Datentransfertempo und Kapazitäten steigern, geeignete Sicherheitsmechanismen für Daten bereitstellen, aber zugleich den administrativen, kostspieligen Aufwand eindämmen?
CW: Verraten Sie es uns?
Vasudevan: Wir haben uns sehr, sehr früh auf die Flash-Speichertechnologie konzentriert. Das ist unser erstes Standbein. Im Vergleich zu Storage-Lösungen, die im Serverbereich mit konventionellen Datenträgern arbeiten, ist das eine signifikante Umstellung. Man muss begreifen, wie der Speichertyp arbeitet, woher er sein Tempo bezieht, und welche Veränderungen die komplexe Technik mit sich bringt.
Unser zweiter Vorteil ist ein deutlich einfacheres Speicher-Handling. Auch hier gehen wir neue Wege, die sich vom Wettbewerb unterscheiden. Ein Beispiel: Verkaufen Unternehmen heute Storage, bundeln sie auch das Management. Das ist vernünftig, bringt aber auch einen nicht zu unterschätzenden Aufwand mit sich. Denn schliesslich muss ja jemand das Storage-Silo administrieren und verwalten. Wir setzen dagegen auf eine Cloud-Anbindung, um die Storage-Systeme direkt aus der Wolke heraus zu managen. Dadurch halten wir die Wege nicht nur kurz, sondern sorgen auch für eine schnelle Umsetzung. Und kurze Reaktionszeiten bedeuten in der Regel weniger Ausfallzeiten, sprich geringeren Verlust.
CW: Bedingt diese Anbindung nicht einen besonderen Vertrauensvorschuss und einen hohen Investitionsaufwand für viele Unternehmen?
Vasudevan: Das ist richtig. Andererseits sprechen unsere Zahlen aber auch für sich. Wir haben weltweit aktuell über 5000 Kunden, die wir wiederum mit etwa 900 Angestellten rund um die Uhr betreuen. Kein anderes Industrieunternehmen hat in den letzten vier Jahren in diesem rasanten Tempo mehr Kunden akquirieren können.
CW: Und wie schnell zahlt sich das für Ihre Kunden aus?
Vasudevan: Das hängt natürlich von der Grös­se der Firma und speziell deren Storage-Systeme ab. Aber typischerweise ist der ROI innerhalb eines Drittels bis Fünftels der typischen Vertragslaufzeit bereits geschafft. Also etwa nach einem Jahr. Danach profitiert die Firma vom Technologievorsprung zu 100 Prozent.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Worin besteht dieser Vorsprung ?
CW: Worin besteht denn dieser Vorsprung genau?
Vasudevan: Für das Geld, das Firmen bei einer vergleichbaren Investition bei EMC oder NetApp bezahlen, erhalten sie mit unserer Lösung die 5- bis 6-fach höhere Geschwindigkeit der laufenden Applikationen. Andererseits sind wir durch unsere Flash-Technologie auch in der Lage, eine verbesserte Sicherheitsstrategie bezüglich Backup- oder Desaster-Recovery anzubieten.
CW: Wie gross muss eine Firma sein, damit sie von Ihrem Angebot profitieren kann?
Vasudevan: Grundsätzlich gehören drei verschiedene Typen von Unternehmen zu unseren Kunden. Zum einen sind das mittelgrosse Unternehmen von etwa 1000 Mitarbeitern und einem Bestand von 100+ an Virtuellen Maschinen. Daran schliessen Enterprise-Unternehmen an, einschliesslich der Top 5000 weltweit. Das dritte Segment sind Cloud-Service-Provider. Hier unterscheiden wir Kunden, die Software-as-a-Service-Modelle anbieten und solche, die Infrastructure-as-a-Service-Dienstleistungen in ihrem Produktportfolio führen.
CW: Kommen wir zum Schweizer Markt. Welche Pläne verfolgen Sie?
Vasudevan: Wir sind seit Mai 2014  hier in der Schweiz vor Ort, und bauen sukzessive unsere Stellung aus. Dabei haben wir zeitgleich Deutschland, die Schweiz und Skandinavien genau analysiert. Mittlerweile sind wir zuversichtlich, dass wir mit unseren Vorstellungen in der Schweiz viel erreichen können.
CW: Geht das noch etwas genauer?
Vasudevan: Wir haben erkannt, dass es in der Schweiz einen grossen Enterprise-Markt gibt, bei dem die Daten, deren Bereitstellung und Sicherheit einen extrem hohen Stellenwert geniessen. Aber auch hier spürt man den Kostendruck – nicht zuletzt aufgrund des starken Frankens. Am Ende des Tages wollen die Kunden meist für mehr weniger bezahlen. Das erreichen wir vor allem dadurch, dass wir mit Unternehmen wie Cisco, Citrix, VMware oder Microsoft partnern, um auch diejenigen Kunden zu erreichen, die beispielsweise ein komplettes Converged-Infrastructure-System aufbauen wollen. Wir sind dann zwar nur ein kleines, dafür aber unerlässliches Puzzleteil, das sich an die Wünsche des Kunden optimal anpasst.
CW: Dennoch brauchen Sie einen Channel-Partner, um Ihre Produkte optimal zu platzieren.
Vasudevan: Auch hier sind wir sehr aktiv. Wir konnten mit Ingram und BCD Sintrag AG starke Distributoren gewinnen, die unsere Produkte auch in der Schweiz anbieten. Ingram arbeitet sehr eng mit Cisco zusammen, was uns hilft.
CW: Aber ist es nicht auch so, dass Cisco eben nicht auf Open-Standards setzt und damit auch Ihren Kundenkreis von vorn­he­rein einengt? Für viele ist das sogar ein Motiv zu wechseln.
Vasudevan: Ja, richtig. Aber wir sind eine reine Storage-Company und arbeiten mit vielen Herstellern zusammen, so auch mit der direkten Konkurrenz. Unsere Produkte lassen sich natürlich auch mit Dell-Netzwerklösungen oder HP-Servern koppeln. Wir sind in der glück­lichen Lage, als eigenständiger Hersteller oder im Verbund mit anderen Lösungsanbietern aufzutreten.
CW: Noch ein Blick in die Zukunft. Welche Storage-Trends haben Sie speziell im Schweizer Markt ausgemacht?
Vasudevan: Schon in naher Zukunft wird es immer mehr Unternehmen geben, die Flash-optimierte Systeme einsetzen wollen. Das heisst, dass diese Unternehmen all ihre Work­loads verschiedenen «Quality of Services» zuordnen.
CW: Das heisst konkret?
Vasudevan: Nehmen wir an, dass 15 Prozent der Workloads ausschliesslich auf Flash-Storage läuft, 50 Prozent auf konventionellem Diskspeicher und 35 Prozent auf Hybridsystemen, also im Mischbetrieb von Flash- und Harddisk-Speicher. Genau hier liegt die Herausforderung der Firmen. Nimble hat sich genau darauf spezialisiert.
Zur Person
Suresh Vasudevan ist seit 2011 Präsident und CEO von Nimble Storage. Davor leitete er als CEO das Unternehmen Omneon, war über zehn Jahre als Senior Executive bei NetApp tätig, u.a. als Leiter Produktstrategie und Unternehmensentwicklung und Unternehmensberater bei McKinsey in New Delhi, Mumbai und Chicago. Vasudevan hat einen MBA-Abschluss sowie einen Bachelor in Elektrotechnik vom BITS in Pilani, Indien.
www.nimblestorage.com



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