29.10.2008, 13:35 Uhr

"Mehr Daten, weniger Energie"

Jacques Boschung: "Neue Technologien und Lösungen bewältigen die wachsende Datenflut und schonen gleichzeitig die Umwelt".
Zum Autor: Jacques Boschung ist Managing Director der EMC Computer Systems AG Schweiz
Noch im März 2007 prognostizierten die Marktforscher von IDC eine jährliche Zunahme der digitalen Informationsmenge um 57 Prozent. Das hätte zu diesem Zeitpunkt bedeutet, dass 2010 unvorstellbare 988 Exabyte erreicht worden wären. Aber bereits ein Jahr später war die ganze Prognose Makulatur. In einem Update der Studie hatte IDC neue Erkenntnisse zu Wachstum und Inhalten des weltweiten digitalen Datenvolumens bis 2011 veröffentlicht. Danach war die Datenmenge bereits 2007 zehn Prozent grösser als angenommen, nämlich 281 Exabyte. Bis 2011 soll die Informationsmenge auf 1800 Exabyte explodieren.
Was bedeutet diese enorme Datenmenge für unsere Kunden und welche Herausforderungen werden an uns Anbieter gestellt? Fakt ist, dass der grösste Teil dieser Daten gespeichert werden muss und ein beachtlicher Anteil davon nach regulatorischen Richtlinien. Mit der Folge, dass die Datenzentren weiter wachsen und damit auch der Energieverbrauch massiv zunimmt. Heute setzen Rechenzentren als Energie-Grossverbraucher Leistungen im Megawatt-Bereich um. In wenigen Jahren werden die Ausgaben für Kühlung und Strom die Kosten für die Infrastruktur übersteigen. Für die Schweizer Volkswirtschaft, die in erster Linie auf dem IT-orientierten Dienstleistungssektor basiert, ist diese Entwicklung von grosser Bedeutung.
Dies zeigt auch eine Studie der Environmental Protection Agency (EPA) vom August 2007. Laut dieser Studie hat sich der Stromverbrauch der Datenzentren in den USA im Verlauf der vergangenen fünf Jahre verdoppelt. Im Jahr 2006 konsumierten die Server in den USA 61 Milliarden Kilowattstunden oder 1,5 Prozent des gesamten Stromverbrauchs des Landes. Das entspricht dem Verbrauch von 5,8 Millionen Durchschnittshaushalten. Laut der EPA-Studie wurde die Hälfte dieser Energie innerhalb der Rechenzentren nicht für die Computer, sondern für die Infrastruktur verwendet, damit sind Klimaanlagen und elektrotechnische Betriebsmittel gemeint.
Hier sind wir Anbieter gefordert. Der Energieverbrauch muss in Anbetracht der schwindenden Ressourcen und des Klimawandels markant reduziert werden. Dazu stellen sich zwei zentrale Fragen. Erstens: Wie kann der IT-Sektor seinen Einfluss auf den globalen Klimawandel kurz- bis mittelfristig minimieren respektive optimieren? Und zweitens: Wie kann der IT-Sektor Ansätze und Verfahren unterstützen, die es Menschen und Organisationen ermöglichen, auf strategische und systematische Weise eine Welt mit einer höheren Energieeffizienz zu erschaffen?
Fakt ist, dass die Datenmenge weiter wächst und die Ressourcen schwinden werden. Anbieter und Kunden müssen gemeinsam am selben Strang ziehen. Wir sind gefordert, neue Lösungen und Technologien zu entwickeln und anzubieten, die wenig Energie verbrauchen. Gemeinsam mit den Kunden müssen Wege zur Maximierung der Energieeffizienz in deren Informationsinfrastruktur erarbeitet werden.
Es gibt nicht eine einzige Lösung, nur die Kombination verschiedener Ansätze führt zum Ziel. Server- und Storage-Virtualisierung erlaubt eine effiziente Nutzung der Ressourcen;
die Informationsverwaltung wird ein noch grösseres Gewicht erhalten, damit die richtigen Informationen zeitnah aus dem Datenwust gefiltert werden können; neue, energieeffiziente Speichertechnologien müssen eingesetzt werden. Dazu gehören die seit diesem Jahr erstmals im Enterprise-Markt verfügbaren Flash-Drives, welche bei höherer Performance bis zu 90 Prozent weniger Energie pro Terrabyte verbrauchen als herkömmliche Fibre-Channel-Laufwerke oder 32 Prozent weniger als SATA-Laufwerke.
Doch es reicht nicht, nur neue Technologien und Lösungen anzubieten. Jedes Unternehmen trägt auch Eigenverantwortung. EMC wurde beispielsweise vom Carbon Disclosure Projekt (CDP) als führendes Technologieunternehmen für seine nachhaltige und transparente Klimastrategie bei Geschäftsprozessen, Produkten und Dienstleistungen bewertet. Das CDP ist eine gemeinschaftliche Initiative von 385 weltweit agierenden institutionellen Investoren. Die Initiative engagiert sich für mehr Transparenz der Unternehmen bei der Offenlegung ihrer CO2-Emissionen und analysiert die Auswirkungen des Klimawandels auf Unternehmen und deren Strategien.
Das explodierende Datenwachstum werden wir Anbieter mit neuen Technologien und innovativen Lösungen bewältigen. Doch sind wir immer stärker gefordert, dies mit einer nachhaltigen und transparenten Klimastrategie innerhalb des Unternehmens zu erreichen.



Das könnte Sie auch interessieren