22.05.2006, 21:48 Uhr
Berner Polizei fahndet nicht mehr nach Papier
Die Kantonspolizei Bern hat ihre elektronische Dienststellen- kommunikation im letzten Jahr ausgebaut. Der Fax-Austausch wurde ersetzt und die heterogene IT-Landschaft homogenisiert.
Mängel beim Ausbau der elektronischen Dienststellenkommunikation der Kapo Bern konnte IT-Chef Jürg Coray im Betrieb bereits ausbügeln.
Längst hat sich auch die Polizei der grassierenden Informationsflut zu stellen: Daten müssen sortiert, kanalisiert, bearbeitet und überwacht werden. Die Informationen der Ordnungshüter im Kanton Bern laufen über Fax und E-Mail, werden national verbreitet, kommen von Interpol und umfassen beispielsweise auch Verkehrsmeldungen. Längst ist darum bei der Berner Kantonspolizei (Kapo) das elektronische Büro Alltag. Dennoch blieben lange Zeit die Papierberge, insbesondere beim Fax-Austausch, vergleichsweise hoch. Zudem griffen die Kantonspolizisten auf eine sehr heterogene IT-Landschaft zurück. Im Jahr 2004 hat darum die Polizei des Kantons Bern eine integrierte Lösung für ihre bestehende EDK (Elektronische Dienststellenkommunikation) aufgegleist. Seit Ende 2005 ist sie im Betrieb.
Jürg Coray, Chef Informatik und Bauten bei der Berner Kapo, erläutert, dass man bei der Umsetzung des Projektes besonders grossen Wert auf die Erfüllung der Anwenderbedürfnisse und eine kohärente Lösung gelegt hat. «Die doppelte Datenhaltung und -pflege war zu eliminieren und alle Komponenten und Systeme wie Fax, E-Mail, das Kommunikationsnetz der Polizei-Einsatzzentralen oder auch Pager mussten weitgehend integriert werden», sagt er. Ausserdem, so Coray, musste die nahtlose Integration in die geplante Systemarchitektur gewährleistet sein und die Betriebskosten sollten bezahlbar bleiben. Im Jahr 2003 beauftragte die Kapo Bern die Outsourcerin und IT-Dienstleisterin EDS, die bereits die bisherige EDK wartete. «Aufgrund einer detaillierten Analyse wurden dann von EDS Schritte und Kosten für die Übernahme und den Ausbau der EDK aufgezeigt», erklärt Coray das Vorgehen. Heute steht «Avanti-Cats» (Communication and Transmission System) von EDS im Einsatz, das PCs, Web-Clients, Mail-Gateways und Paging-Webclients umfasst. Konkret besteht seit der Realisierung Ende 2005 für die Polizisten die Möglichkeit, auf einem PC die Informationen und Meldungen der Übermittlungszentrale zu verwalten. Der Web-Client dient dabei als Posteingang und Archiv für alle Sachbearbeiter von allen Dienststellen. «Sie nehmen Meldungen entgegen, quittieren deren Erhalt und leiten die daraus resultierenden Massnahmen ein», erläutert Coray den nun weitgehend papierlosen Ablauf. Um Anwenderfreundlichkeit zu garantieren habe man das System sehr einfach gestaltet, so dass wir mittels der «intuitiven Bedienung» nur eine kurze Eingewöhnungszeit benötigten, sagt Coray. Die Funktionen selbst orientieren sich am Briefkastenprinzip: Eingangskorb, Ausgangskorb und Archiv, fügt er an. Der Benutzer kann an Hand der Informationen aus dem Einsatzleitsystem Verteilerlisten erstellen und jederzeit anpassen. Es erfolgt keine doppelte Stammdatenverwaltung. Und durch die Verknüpfung mehrerer Parameter mit dem Meldungstyp lässt sich eine Meldung mit nur drei Mausklicken vergleichsweise einfach versenden. Einer möglichen Verwirrung aufgrund unterschiedlicher Datenversionen ist man so begegnet, dass von jeder Meldung heute nur noch ein Exemplar besteht: Das Original der Eingangsmeldung, die Ausgangsmeldung und allfällige Zweitversände hängen an einem einzigen Objekt, sagt Coray. Und dank des auf 60 bis 100 Tage angelegten Archivs vermeide man auch unnötiges Papier. Den Fokus auf die Anwender skizziert Coray am Beispiel der Benutzerschnittstellen. Sie können individuell konfiguriert und der Arbeitsplatz als persönliche Einstellung gespeichert werden. «So lassen sich zum Beispiel frei definierbare Filter, Sortiermöglichkeiten und eine Feldauswahl in Tabellen erstellen», konkretisiert der IT-Chef. Die grösste Herausforderung bei der Kapo Bern bot der enge Terminplan: «Einzelne Funktionen wurden darum streng priorisiert und Kompromisse beim Umfang des ersten Releases gemacht», sagt IT-Chef Coray. Heute, fügt er an, setze die Kapo Bern aber bereits die aus der ersten bisherigen Nutzung gewonnenen Erkenntnisse in Erweiterungen um.
Volker Richert