Dell
15.06.2015, 09:26 Uhr
Rechenzentrum im Jahr 2020
Dell liefert heute standardisierte Hardware für Firmen- sowie Cloud-Rechenzentren. Die Ingenieure forschen auch an der der Zukunft der Rechenzentrums-Infrastruktur.
Rechenzentren werden 2020 nicht mehr wie heute aussehen. Entwicklungen wie Cloud, Internet of Things und Mobilität fordern eine neue Infrastruktur im Backend. Davon ist der Hardware-Konzern Dell überzeugt. An einem Anlass der Europa-Organisation in Kopenhagen gaben Dell-Manager einen Ausblick auf die Technik für das Rechenzentrum in fünf Jahren.
Dell-Gateway für IoT
Europa-Chef Aongus Hegarty erklärte, dass neue Produkte von Dellnicht ausschliesslich in den USA entwickelt würden. Der Konzern besitze Solution Centers in Dubai, Frankfurt, Limerick, London und Paris, in denen gemeinsam mit Kunden sowie Partnern an neuer Technologie gearbeitet werde. Neu sei in Limerick ein Internet-of-Things-Labor installiert worden. Von dort stammten Teile eines Gateways, das Dell neu auf den Markt bringt, sagte der President of Europe, Middle East and Africa.
Das Internet of Things (IoT) stellt laut Dell-Forschungsleiter Jai Menon die Unternehmen noch vor diverse Herausforderungen. Er und sein Entwicklerteam (die Anzahl der Kollegen wollte Menon mit Verweis auf nicht mehr börsenkotierte Dell nicht nennen) würden zum Beispiel aktiv in den Standardisierungsgremien mitarbeiten, damit IoT-Geräte interoperabel seien. Dem IP-Standard räumte er gute Chancen ein, sich gegen andere Protokolle als Grundlage für die Kommunikation im IoT durchzusetzen.
IoT-Lösungen mit Blockchain und Docker
Dell hat aber auch selbst noch Hausaufgaben zu erledigen, um seine Systeme für IoT fit zu machen. Menon gestand im Gespräch mit Computerworld, dass die eigene Lösung für das System Management heute maximal 100'000 Clients verwalten könne. Das ist für IoT-Anwendungen natürlich zu wenig. In einem Forschungsprojekt arbeite Dell an der Skalierbarkeit auf Milliarden von Geräten. Wie Menon sagte, könne dafür die Blockchain-Technologie verwendet werden.
Eine andere Herausforderung ist für Dell die Ressourcenverteilung heutiger IoT-Systeme. Oftmals würden für die leistungshungrigen Anwendungen noch die Server im Rechenzentrum benötigt. Die Gateways und Clients seien reine Vermittler respektive Sender und Empfänger von Signalen. Entsprechend ist die Architektur von IoT-Systemen aufgebaut. Wie Menon erkärte, werde sich die Ressourcenverteilung durch immer leistungsfähigere Computer in den Gateways und Clients rapide ändern. Dazu seien die Systeme heute noch nicht bereit. Dell forsche daran, mit die Anwendungen zum Beispiel der Docker-Technologie näher an den Ort des Geschehens zu bringen. So sollen zukünftig Computing-Ressourcen variabel aus dem Serverraum auf das leistungsfähigere Gateway oder sogar den Client verschoben werden können. Nächste Seite: Rechenzentrum 2020 Für IoT und andere zukünftige Anwendungen von digitalisierten Unternehmen wird sich auch das Rechenzentrum wandeln. Dell-Forschungsleiter Menon rechnet damit, dass die Server in Zukunft aus standardisierten Komponenten aufgebaut werden. Dedizierte Systeme wie Storage oder Switches sollen je länger, je mehr in Software abgebildet werden und auf ebenfalls Standard-Hardware laufen. Gründe für diese Entwicklungen seien einerseits die fallenden Preise für Hochtechnologie, flächendeckend verfügbare Breitband-Netzwerke, der einfache Betrieb und das bessere System-Management sowie nicht zuletzt die höhere Agilität und Skalierbarkeit. Wie Menon an dem Anlass betonte, könnten Workloads von standardisierten Systemen problemlos in eine Cloud verschoben und auch wie zurückgeholt werden, wenn das Geschäft es erfordert.
Private Cloud so billig wie Public Cloud
Ganz neu ist Dells Idee von den «Building Blocks» für Rechenzentren aber nicht. Intel ist ein Mitinitiator und Treiber dieses Ansatzes. Der grösste Chip-Hersteller der Welt hat natürlich Interesse daran, dass sich seine x86-Architektur noch weiter verbreitet. Dabei ist Dell ein wichtiger Partner von Intel. Intel war der Co-Sponsor in Kopenhagen.
Dells Software-Chef John Swainson betonte an dem Anlass, dass sein Unternehmen wie in Vergangenheit weiter Standard-Hardware zum realistischen Preis liefern wolle. Das Credo von Firmengründer Michael Dell gelte auch weiterhin. Ein positiver Nebeneffekt der Standardisierung sei, dass der finanzielle Vorteil der Public Cloud gegenüber der Private Cloud schwinden werde, sagte Swainson. Das sind gute Aussichten für Cloud-Skeptiker.
Torlinien-Technik für Regionalligen
Schon heute nur auf Standard-Systeme setzen die Lieferanten der Torlinien-Technologie GoalControl. Das Unternehmen ist Vorzeigekunde von Dell. Chairman Björn Lindner sagte, dass das System heute aus 14 Kameras auf dem Stadiondach und 18 Servern in einem Truck vor den Stadiontoren bestehe. Nach der jüngsten Zertifizierung durch die Fussball-Weltorganisation Fifa werde GoalControl zur neuen Saison in der französischen Liga und im vierten Quartal 2015 in Kuwait installiert.
Gemeinsam mit Dell arbeite GoalControl daran, die erforderliche Infrastruktur im Backend zu verschlanken, um auch die Kosten drücken zu können. Heute sei die Technologie nur für zahlungskräftige Vereine respektive Ligen erschwinglich. Wenn aber ein einzelner Server für das Monitoring der Torlinie genüge, könnten es sich auch Regionalligisten leisten, GoalControl einzusetzen, so Lindner.