«Das Management muss die Digitalisierung vorleben»
Pfister-Weg Cross-Channel
CW: Cross-Channel ist der Pfister-Weg. Ist das in den angesprochenen fünf End-to-End-Prozessen abgebildet?
Schaniel: Ja, selbstverständlich. Zum Beispiel geht es bei den End-to-End-Prozessen um die Kundenansprache: von der Unterschrift unter dem Kaufvertrag über die Bestellung in der
Fabrik bis hin zu Pre- und Post-Sales. Wenn der Kunde zwischendrin ein alternatives Lieferdatum wünscht, gibt es meistens kein Problem. Fragt er aber eine andere Farbe an, ist meistens schon eine Abklärung erforderlich. Ein anderer End-to-End-Prozess ist die Beschaffung: von der Auswahl und Bestellung der Rohstoffe über die Lieferung und Lagerung bis hin zur Verteilung in die Produktionsstätten.
Fabrik bis hin zu Pre- und Post-Sales. Wenn der Kunde zwischendrin ein alternatives Lieferdatum wünscht, gibt es meistens kein Problem. Fragt er aber eine andere Farbe an, ist meistens schon eine Abklärung erforderlich. Ein anderer End-to-End-Prozess ist die Beschaffung: von der Auswahl und Bestellung der Rohstoffe über die Lieferung und Lagerung bis hin zur Verteilung in die Produktionsstätten.
CW: Wie haben Sie einen solchen End-to-End-Prozess – von der Kundenunterschrift bis zum Aufstellen der Möbelstücke beim Kunden zu Hause – digitalisiert?
Schaniel: Diese Prozesse existierten ja bisher auch schon – und sie funktionierten. Es stellten sich vielmehr die Fragen, wie formalisiert und effizient die Abläufe waren, wie viele Medienbrüche es gab und wie viele Systeme involviert waren. Unser Bestreben war und ist es, diese Prozesse nun Schritt für Schritt in durchgängige Datenflüsse zu überführen. Eine menschliche Interaktion in diesen Prozessen soll nicht mehr die Regel sein, sondern die Ausnahme.
CW: Was sagen Sie zu der These: Kunden bestellen Ware einfacher und schneller im Online-Shop als der Mitarbeiter in der Filiale.
Schaniel: An dieser Herausforderung arbeiten wir derzeit mit Hochdruck. In der Pfister-Filiale hier am Hauptsitz in Suhr haben wir die Angestellten bereits mit Tablets ausgerüstet. Mit den Geräten haben sie den gleich hohen Benutzerkomfort wie die Kunden im Online-Shop. In anderen Filialen sind wir noch nicht ganz so weit. Ein Grund sind die erwähnten Medienbrüche, die wir bis anhin im Verkauf noch nicht vollständig eliminieren konnten.
CW: Können Sie den Konsumenten heute schon ohne Medienbruch bedienen?
Schaniel: Ja. Wenn der Kunde Inhaber einer «myPfister Card» ist und sich damit in unserem Online-Shop anmeldet, können wir ihn anschliessend auch in der Filiale mit der «myPfister Card» weiterbedienen. Diesen Service muss der Kunde allerdings explizit wünschen. Beim Bearbeiten eines online vorbereiteten Kundenauftrags ist der Rollout demnächst komplett, sodass dann alle unsere 20 Filialen in der ganzen Schweiz damit arbeiten können.
Das gilt nicht nur für Bestellungen, sondern beispielsweise auch für Anfragen oder Reklamationen der Kunden. Sind die Mitarbeiter vorab über den Status einer Bestellung informiert, wenn ein Kunde nachfragt, können sie einen besseren Service bieten.
“Möbel Pfister meint es mit der Digitalisierung sehr ernst„
Marcel Schaniel, Möbel Pfister
CW: Ist das grossflächige Outsourcing ein Grund für die vielen Medienbrüche?
Schaniel: Nein, überhaupt nicht. Die Gründe sind einerseits der grosse Applikations-Mix im Backend. Andererseits ist es die Unfähigkeit der Schweiz, endlich eine rechtsgültige digitale Unterschrift einzuführen. Weil dies vor Jahrzehnten versäumt wurde, sind die Kunden immer noch das Papier gewöhnt. Wer ein Sofa mit senfgelbem Lederbezug für 12'000 Franken bestellt, will Sicherheit. Die vermittelt ein ausgedruckter und unterschriebener Kaufvertrag. Für uns ebenfalls, wenn wir ein senfgelbes Ledersofa produzieren sollen. So benötigen einige Geschäftsabläufe immer noch eine eigenhändige Unterschrift auf einem Blatt Papier.
CW: Ich stelle es mir noch schwierig vor, mit einer ausgelagerten IT neue Digitalisierungsprojekte zu realisieren.
Schaniel: Heute ist die Entwicklung ausgelagert. Aber das wird sich ändern. Es wurden Geldmittel gesprochen, mit denen wir eine eigene Entwicklungsabteilung aufbauen können. Die Java-Programmierung des Online-Shops soll in Zukunft zu 50 Prozent bei uns im Haus passieren. Aber nicht nur im Haus in Suhr, sondern auch in Coworking Spaces. So muss beispielsweise ein Programmierer aus Zürich nicht unbedingt täglich nach Suhr pendeln. Wir befürworten Coworking Spaces. Die Leute liefern eine sehr gute Performance. Das mag an dem kompetitiven Umfeld liegen, in dem an diesen Orten gearbeitet wird. Werkzeuge wie Codeshare-Plattformen erlauben zudem den direkten Vergleich mit den Leistungen des Tischnachbarn.