«Wir müssen digitalisieren»

Die Pionierrolle

CW: Wäre es denkbar, dass CKW die Plattform für andere Stromversorger öffnet? Quasi eine periodische Kontrolle as a Service?
Meyer: Da alle Stromversorger eigene IT-Systeme für den Prozess besitzen, ist ein Service nicht unbedingt sinnvoll. Zudem würden die Unternehmen auf unserer Plattform arbeiten, was nicht realisierbar ist. Wenn wir beispielsweise für kleinere Versorger eine separate Instanz installierten, könnten wir aber durchaus einen Service anbieten. Das ist zurzeit in der Diskussion. Grosse Betriebe können wir anhand unserer Umsetzung beraten, wie sie den Prozess selbst implementieren können.
CW: Welches ist der dritte von Ihnen digitalisierte Geschäftsprozess bei CKW?
Meyer: Die Bereitstellung eines Stromanschlusses auf Baustellen oder an temporären Anlässen wie einer Chilbi oder eines Marktes. Uns als Netzbetreiber kommt dabei die Aufgabe zu, einen befristeten Stromanschluss zu stellen. Wir sprechen hier von rund 800 Vorgängen pro Jahr. Sie liefen früher wenig übersichtlich ab: Die Anschlusskästen waren veraltet, wir wussten nicht immer, wer sie wo einsetzt, und erst am Ende der Nutzung war klar, wie viel Strom bezogen wurde. Fast eine Black Box.
Nicke: Einer unserer Regionalleiter kam auf mich zu mit der Idee, wir könnten eine Applikation für den Prozess bauen. Neu können die Kunden, sprich Bauunternehmer, selbst einen Anschlusskasten bestellen, inklusive des Auf- und Abbaus. Via der integrierten Kartenfunktion von Google Maps kann der Lieferort bestimmt werden, auch wenn es an einer Baustelle noch keine Adresse gibt. Die CKW-Mitarbeiter können die Geodaten mit dem Netzplan abgleichen, um für den Anschluss ans Netz die nächstgelegene Trafostation zu finden.
Für die Installation erlaubt die Applikation eine Tourenplanung, eine Lokalisation des gewünschten Standorts und die Koordination mit dem Ansprechpartner auf der Baustelle. Um dem System den neuen Standort mitzuteilen, genügt das Scannen des QR-Codes auf dem Anschlusskasten. Dann wissen das Lager und das SAP, dass der Kasten zum Beispiel für acht Monate nach Sursee vermietet ist. Durch die Kombination mit einem Smart Meter können die Stromrechnungen auch noch zwischen den einzelnen Verbrauchern auf der Baustelle aufgeteilt und automatisch verschickt werden.
Meyer: Dieser Prozess ist schweizweit ähnlich. Hier könnten wir wieder darüber nachdenken, ob wir ihn als Service anderen Stromversorgern bereitstellen.
“CKW wird alle Geschäfts­prozesse auf der Software-Plattform digitalisieren„
Urs Meyer
CW: Eignet sich die neue IT-Plattform allenfalls auch für andere Anwendungen innerhalb der CKW? Übernehmen Sie hier eine Pionierrolle?
Meyer: Ja, wir hatten eine Pionierrolle. Wobei wir bei der Auswahl der Plattform allerdings schon im Hinterkopf hatten, dass die Lösung mächtig genug sein muss, um auch bei anderen Anwendungen zu funktionieren. Unterdessen haben wir bereits mehrere kleine Lösungen für andere Geschäftsbereiche realisiert. Mit der Umstrukturierung der IT durch den neuen CIO Helmut Krasnik wurde auch das Thema ServiceNow genau beleuchtet. Mittlerweile gibt es einen strategischen Plattformentscheid. CKW wird zukünftig auch andere Business-Prozesse auf dieser Plattform abbilden und digitalisieren.



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