New Work
21.06.2021, 06:15 Uhr
Wie Technologie die Arbeitswelt verändert
Technologie prägt die neue Arbeitswelt. Sie vereinfacht das Home Office, führt aber auch zu Mehrbelastung durch vielfältige Kommunikationsmittel. Die Führung gewinnt an Bedeutung – und der War for Talents.
Arbeiten unabhängig von Ort und Zeit ist eines der Versprechen von New Work
(Quelle: Vasin Lee/Shutterstock)
Angestellte der Bundesverwaltung konnten im vergangenen Jahr nicht von einem auf den anderen Tag ins Heimbüro wechseln. Das Bundespersonalgesetz und die Bundespersonalverordnung verboten die Telearbeit. Für die fast 40 000 Mitarbeitenden bedeutete das: Den Aufrufen des Bundesamtes für Gesundheit BAG, doch bitte wenn immer möglich von zu Hause aus zu arbeiten, konnte nicht gefolgt werden. Ein «Zielbild flexible Arbeitsformen» für die Mitarbeitenden der Bundesverwaltung hat der Bundesrat erst im Dezember 2020 definiert. Eine Revision der Bundespersonalverordnung wurde Mitte Mai verabschiedet, am 1. Juli 2021 tritt sie in Kraft. Künftig wird nun zwischen den Vorgesetzten und den Mitarbeitenden vereinbart, wo die Angestellten ihre Arbeit leisten. Dabei sieht erstmals das Bundespersonalrecht explizit vor, dass in den Räumlichkeiten des Arbeitgebers oder im Home Office, aber auch in Co-Working-Spaces, Hub-Arbeitsplätzen oder flexiblen Teamräumen gearbeitet werden kann. Schöne neue Arbeitswelt – ab Mitte 2021 auch offiziell für die Bundesangestellten.
Die Belegschaft von Schweizer Firmen konnte den Empfehlungen respektive Verpflichtungen des BAG zu Home Office sehr viel besser nachkommen. Eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Immobilienunternehmens Steiner ergab, dass im Mai 2021 fast jeder Zweite (48 Prozent) ganz oder teilweise von zu Hause aus gearbeitet hat. Auch zukünftig im Home Office entspricht dem klaren Wunsch der Arbeitnehmenden. Eine überwältigende Mehrheit (91 Prozent) der Berufstätigen mit Option auf das Arbeiten von zu Hause aus möchte auch nach Corona zumindest teilweise im Heimbüro arbeiten. Davon wünschen sich 55 Prozent, mindestens die Hälfte der Zeit im Home Office arbeiten zu dürfen.
Bürosterben in den Städten
Den Immobilienkonzern interessierte natürlich sehr, wie sich die neue Arbeitswelt auf die Bürolandschaft in der Schweiz auswirken wird. Passende Antworten lieferte die Umfrage: Bei Arbeitsplätzen in Schweizer Städten rechnen die Angestellten vermehrt mit einer Reduktion der Arbeitsflächen (Stadt: 42 Prozent, Agglomeration: 35 Prozent, Land: 27 Prozent). Die Befragten arbeiteten allerdings auch mehrheitlich (65 Prozent) in der Stadt. Für die Verantwortlichen von Steiner liegt es nahe, dass vor allem in urbanen Regionen die Arbeitsplätze neuen Arbeitsmodellen angepasst werden. Dadurch würden sich die Anforderungen an Büroarbeitsflächen verändern. Mit grösseren Umwälzungen rechnen die Experten allerdings nicht. Denn trotz des neu entdeckten Wunsches nach dem Arbeiten von zu Hause bleibt die zentrale Lage des Arbeitsplatzes mit einer guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr für die Arbeitnehmenden sehr wichtig (72 Prozent).
Geht es nach den Plänen des Kantons Luzern, wird es künftig in der Stadt nur noch beschränkt ein «Regierungsviertel» geben. Die heute auf über 30 Standorte verteilten 1450 Angestellten sollen in einem zentralen Verwaltungsgebäude auf dem Seetalplatz in Emmenbrücke zusammengezogen werden. Dort wird es dann auch keine klassischen Amtsstuben mehr geben. Vielmehr sollen die Büros so gestaltet werden, dass die Teamarbeit und agile sowie flexible Tätigkeiten gefördert werden. Der Kanton hat dafür eigens eine «Work Smart»-Charta unterzeichnet. Bevor jedoch gebaut werden kann, müssen die Stimmberechtigten noch den Sonderkredit in Höhe von fast 180 Millionen Franken für den Neubau gutheissen. Über die Vorlage wird das Luzerner Volk voraussichtlich im November 2021 abstimmen. Dann könnten allerdings auch Überlegungen eine Rolle spielen, ob die Kantonsbediensteten tatsächlich noch die Bürger in einem repräsentativen Gebäude persönlich empfangen wollen. Oder ob nicht auch das Ausfüllen eines Online-Formulars oder schlicht eine E-Mail genügen.