27.07.2015, 15:45 Uhr

«Hacking Team» sieht sich als Opfer

Nachdem die Hersteller agressiver Überwachungssoftware selbst gehackt wurden, sehen diese nur eine geschädigte Partei: sich selbst.
2013 hat die international tätige NGO «Reporter ohne Grenzen» die Software-Hersteller von «Hacking Team» zu Feinden des Internets erklärt, weil die italienischen Tüftler ihre Spionage-und Überwachungs-Software an repressive Regimes, unter anderem an Russland, Saudi-Arabien oder den Sudan, verkauft haben.  Kürzlich wurden die Hacker selbst Opfer von Hackern. Dadurch kam ans Licht, dass zu den Kunden auch die Zrcher Kantonspolizei zählte. Auch andere Kantone hatten Kontakt zu «Hacking Team» und Vertreter des Dienstes «Überwachung Post- und Fernmeldeanlagen» (ÜPF) trafen dieSoftwarehersteller sogarin Bern.

«Wir sind das Opfer» 

Nachdem «Hacking Team» mit Spott und Häme überzogen wurde, sahen sich die Verwantwortlichen offenbar genötigt, eine Stellungnahme zum jngsten Datendiebstahl im eigenen Haus zu veröffentlichen. Wäre ein Medienunternehmen solch einem Angriff ausgesetzt gewesen, hätte sich die Medienlandschaft laut «Hacking Team» empört gezeigt.  Dabei wird betont, dass in der Affäre um geklaute Kundendaten nur eine Partei geschädigt worden sei - und das war «Hacking Team» selbst. Eric Rabe, Chief Marketing and Communications Officer bei «Hacking Team» schreibt, dass man sich immer zu 100 Prozent an die gesetzlichen Rahmenbedingungen gehalten habe. In der Stellungnahme wird auch behauptet, dass es niemals eine Hintertre im Programm gab, mit welcher Kunden hätten ausspioniert werden können. Um dies zu beweisen, hätten Kunden Zugriff auf den Quellcode der Software erhalten.  In der Vereinbarung von Wassenaar, welche den Verkauf von Waffen regelt, wurde die Software aus Italien erst seit Anfang 2015 als «Dual-Use-Technologie» taxiert: Das bedeutet, dass sowohl eine zivilie wie auch militärische Nutzung möglich ist und der internationale Verkauf der Software dadurch erschwert wurde. Die Hacker rechtfertigen ihr Geschäftsgebaren oft damit, dass ihre Programme helfen würden, Kriminellen das Handwerk zu legen. Das Problem dabei ist, dass in Ländern wie Russland oder dem Sudan auch unbescholtene Journalisten und Oppositionelle als kriminell taxiert werden, was eine Lieferung an solche Staaten in ein schiefes Licht rücken lässt.  



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