IBM
02.04.2013, 17:42 Uhr
Wie seriös sind Oracles Weltrekorde?
Oracle protzt mit seinem neuen Server Sparc T5-8. Riesige Performance- und Preisvorteile sollen IBMs Power-Maschinen alt aussehen lassen. Was ist dran an Oracles Benchmark-Rekorden?
Superlativen-Marketing war schon immer eine Stärke von Oracle. Mit grossen Worten hat Oracle-Chef Larry Ellison noch nie gegeizt. Jetzt hat das Unternehmen sein neues Sparc-T5-Serverportfolio vorgestellt. Im Inneren jedes Modells arbeitet - so steht es in einer Pressemitteiung - der "schnellste Mikroprozessor der Welt": ein Sparc-T5-Chip. Oracles neue Highend-Maschine T5-8 etwa kann immerhin mit 8 dieser Super-CPUs aufwarten, und jede Einzelne ist wiederum mit 16 Prozessorkernen ausgestattet. Mit dieser geballten Rechenpower sieht sich Oracle bestens für Performance- und Preis/Leistungsvergleiche gerüstet. Und besonders gerne vergleicht man sich mit IBM. Die Sparc T5-8 sei nicht nur der schnellste Einzelserver für Oracles Datenbanken (auch IBMs DB2 läuft darauf), sondern biete gegenüber einer vergleichbaren IBM Power-780-Konfiguration (für Datenbanken) sogar einen 7-fachen Preisvorteil. Kein Einzelfall: In vielen der von Oracle präsentierten Vergleichstests schlagen die eigenen Server die des Konkurrenten IBM um Längen.
IBM: Resultate nur schwer vergleichbar
Nach so vielen Vorschusslorbeeren hat Computerworld einmal nachgefragt. Mit jeder Oracle-Ankündigung, die Benchmark-Ergebnisse beinhalte, sei das so eine Sache, meint Elisabeth Stahl, Chief Technical Strategist bei IBM. Viele der Messergebnisse basierten auf Oracles eigenen Benchmarks. Es gebe zwar auch eine kleine Anzahl von anerkannten Industrie-Benchmarks, die Oracle benutze. Aber die Resultate seien nur sehr schwer miteinander zu vergleichen, schreibt Stahl in ihrem Blog. Zumindest auf den Benchmark SPECjEnterprise2010 trifft das nicht zu. Diese Testroutinen emulieren die Arbeitslast zwischen einem Automobilhersteller und seinen Zulieferern/Partnern. Hier schlägt die Sparc T5-8 mit 57.422 sogenannten EjOPS klar die vergleichbare IBM Power 780, die nur auf 16.646 EjOPS kommt. Stahls lakonischer Kommentar: Oracles T5 benötige dafür ja auch vier Mal so viele Datenbankkerne, vier Mal so viel Arbeitsspeicher und bedeutend mehr Storage, um diese Spitzenergebnisse zu erreichen. Der Vergleich im Detail: Oracle Sparc T5-8 mit 57.422,17 EjOPS Prozessoren: acht T5-16-Kern-Chips Memory: 128 16-GB-1066 DIMMS Storage: zwei 600-GB-SAS-2-HDD-Disks (10k RPM)
IBM Power 780 mit 16.646,34 EjOPS Prozessoren: acht 8-Kern-Prozessoren (3,86 GHz) Memory: 16 0/32 GB DDR3, vier 8-GB DIMMs, 12x Activation 1GB DDR3 (Power 7), 5x Activation 100 GB DDR3 (Power 7) Storage: zwei 146,8-GB-SAS-Disks (15k RPM) Vergleicht man diese beiden Systeme per SPECjEnterprise2010, dann erzielt Oracle unterm Strich ein um den Faktor 12,7 besseres Preis/Leistungsverhältnis. Auch in anderen Testdiziplinen, wie zum Beispiel dem OLAP-Test TPC-C, schlägt die neue Sparc T5-8 vergleichbare Maschinen von IBM, wenngleich nicht mit derart deutlichem Abstand. Soweit stimmt also die Rechnung, die Oracle aufmacht. Allerdings: Auf eine mit der aktuellen Oracle-Datenbank 11g (Release 2) bestückten Sparc T5-8 müssen sich Kunden noch bis zum 25. September dieses Jahres gedulden (T5-8 plus Solaris - also ohne Datenbank - sind ab sofort verfügbar). IBMs Power 780, mit der sich Oracle neben anderen IBM-Servern vergleicht, stammt dagegen aus dem Jahr 2010. Eins ist sicher: Es lässt sich leicht brillieren, wenn man die eigenen, brandneuen Systeme gegen die alten Maschinen der Konkurrenz antreten lässt.