11.08.2010, 11:40 Uhr
Oracles ehrgeiziger Fünf-Jahres-Plan
Oracle bekennt sich zu SPARC, Solaris und Intel - für die nächsten fünf Jahre. Die Pläne der US-Amerikaner im Detail.
John Fowler, Oracles Executive Vice President Server und Storage, skizzierte in einem Webcast die Pläne der US-Amerikaner für die nächsten fünf Jahre. Fowler sagte klar zu, dass Oracle Suns SPARC-Prozessoren für mindestens die nächsten fünf Jahre weiterpflegen und mit regelmässigen Updates versorgen werde. Die Performance der darauf laufenden Applikationen soll sich alle zwei Jahre verdoppeln, stellte Fowler in Aussicht. SPARC-Server werden von heute 32 Kernen und vier Terabyte Arbeitsspeicher auf 128 Prozessorkerne und 64 Terabyte im Jahr 2015 skalieren. Das Commitment zu SPARC bringt Kunden Klarheit und Planungssicherheit. Oracles letzte grosse Ankündigung, die Datawarehouse-Technologie Exadata, läuft bisher nur auf x86er-Prozessoren und Linux. Wie es mit Suns SPARC-Servern weitergehen soll, blieb bis dato im Unklaren. Mit ein Grund dafür, dass die Abverkäufe der SPARCs in den letzten Monaten nachliessen.
Solaris 11 kommt 2011
Fowler kündigte ausserdem für nächstes Jahr Solaris 11 an, das nächste grosse Update des Betriebssystems. Solaris 11 werde Verbesserungen auf nahezu allen Ebenen des Software-Stacks bringen, insbesondere in den Bereichen Netzwerktechnik und Virtualisierung. Auch hier geizte Fowler nicht mit grossen Zahlen. Solaris 11 werde auf mehrere Dutzend Terabyte Arbeitsspeicher und tausende von Prozessor-Threads skalieren, meinte der Vice President. Oracle sei (nach der Akquisition von Sun) in Besitz des vollständigen Hardware- und Software-Stacks und könne seinen Kunden dadurch Systeme bieten, die schneller und leichter zu managen seien als die Produkte der Konkurrenz (completely engineered systems), unterstrich Fowler mehrmals. Das Argument sticht, im Prinzip. Komplexe ERP-Systeme - auf diesem Markt konkurriert Oracle vor allem mit SAP - verlangen optimale Abstimmung und Konfiguration, um den maximalen Mehrwert aus den Lösungen zu ziehen. Präkonfigurierte Appliances verkürzen die Zeit, die Unternehmen benötigen, um mit Lösungen in den produktiven Einsatz zu gehen, und können die Performance erhöhen. Nur besser wird die Software dadurch auch nicht, und ihre Geschäftsprozesse müssen Unternehmen immer noch selbst optimieren.
Hat Fujitsu das Nachsehen?
Auch nach Fowlers Ankündigung bleiben einige Fragen offen. Oracle setzt zurzeit zwei SPARC-Prozessorfamilien ein: den eigenen multi-threaded Ultrasparc, der in der T-Server-Serie Verwendung findet, und Fujitsus Sparc64 für die leistungsstärkeren Server der M-Serie. Branchenexperten werten Fowlers Ankündigunen zwar als klares Bekenntnis zu SPARC und Solaris, vermuten aber, dass sich Oracle in Zukunft stärker auf die eigenen Ultrasparcs konzentrieren werde. In diesem Szenario liefe Fujitsus Sparc64 dann in den nächsten Jahren aus. In einem Interview, dass unsere US-amerikanische Schwesterzeitschrift Infoworld vor der Ankündigung führte, bestätigte Fowler, dass Oracle die Serverproduktion auf Basis von AMD-Prozessoren gestoppt habe und sich, zumindest in nächster Zeit, auf Intel-Prozessoren konzentrieren wolle. Oracle will sich ausserdem grössere Anteile am Virtualisierungsmarkt sichern. Virtualisierungslösungen für x86er-Systeme und SPARC-Server sind vorhanden.
Kombi-Management 2012
Jetzt komme es darauf an, Management-Werkzeuge zu entwickeln, mit denen Kunden x86er- und SPARC-Umgebungen unter einer Oberfläche verwalten und überwachen könnten, meinte Fowler. IDC-Analysten erwarten, dass Oracle Suns Management-Lösung Ops und den eigenen Enterprise Manager zu einem einzigen Produkt verschmelzen wird, das schon 2012 auf den Markt kommt.