04.08.2010, 13:33 Uhr

6 Techniken, die tot sein müssten

Es ist kaum zu glauben. Aber es gibt Techniken wie etwa die Telegrafie, die einfach nicht aussterben wollen.
Wer schnlell eine Meldung von einem Ort der Welt zum anderen verschicken will, wird heute wohl eher zu PC und E-Mail-Programm greifen, denn zum Fernschreiber. Dennoch besteht diese Möglichkeit weiterhin, gibt es doch nach wie vor Telegrafie-Dienste - sogar in der Schweiz. Computerworld.ch zeigt daher noch weitere Techniken auf, die im wahrsten Sinne des Wortes nicht tot zu kriegen sind.

1. Der Fernschreiber

Zugegeben: In den Zeiten von SMS und E-Mail werden kaum noch Fernschreiben oder Telegramme verschickt. Ja, es ist sogar anzunehmen, dass die Facebook-Generation die Telegrafie neben den Pferde-Fuhrwerken als eine Erfindung der Western-Filmindustrie wahrnimmt. Doch nach wie vor lassen sich sogar hierzulande noch sogenannte Telex (Teleprinter Exchange) verschicken. So bietet die im Tessin beheimatete Swisstelex einen Fernschreiberdienst an. Dabei lassen sich Telex in einige europäische Länder wie Deutschland, Italien, Norwegen und Schweden verschicken. Auch Destinationen in Übersee bedient die Firma, darunter "neu" auch Singapur, wie auf der Homepage zu sehen ist. Seit 2006 ist Swisstelex für die Dienstleistung verantwortlich, nachdem die Firma das Geschäft von der PTT-Nachfolgerin Swisscom übernommen hatte. Dass die Telegrafie auch einmal eine wichtigere Kommunikationsrolle gespielt hat, lässt sich denn auch am Kürzel der Swisscom-Vorgängerin ablesen, das für "Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe" stand.

2. Faxgeräte

Auch der erste grosse Konkurrent des Telex, der der Technik in den 1980er und 1990er Jahren schwer zusetzte, ist mittlerweile zu einem Nischendasein verdonnert worden: das Fax. Aber auch die Faksimile-Übertragung wehrt sich wacker gegen das Aussterben. Laut der Marktforscherin NPD Group sind sogar im vergangenen Jahr eine halbe Million dedizierte Fax-Geräte verkauft worden. Dies obwohl es zahlreiche Web-basierte Faxdienste gibt und auch Scanner spottbillig sind, mit denen Dokumente wie Faxe eingelesen und verschickt werden können. Bei den Nutzern handelt es sich aber nicht um Personen, die Cyndi Lauper hören oder sich wie Miami-Vice-Beamten kleiden. Laut NPD würden vor allem Anwälte, Immobilienmakler und Versicherungsfirmen auf die Technik setzen. "Der weitere Absatz von Fax-Geräten beweist das grosse Misstrauen, das noch gegenüber elektronischen Unterschriftsystemen besteht, mit denen dann zertifizierte Verträge und Kopien per Mail verschickt werden könnten", meint Ross Rubin von NPD.

3. Schreibmaschinen

In Zeiten von iPads sind Schreibmaschinen so etwas wie das Auto von Fred Feuerstein: ausschliesslich etwas für Höhlenbewohner. Doch auch dieses Gerät lebt. Das beweist eine Meldung, die Ende 2009 durch die Medien geisterte. Damals gab die New Yorker Polizei bekannt, für eine Million Dollar neue Schreibmaschinen beschafft zu haben. Als Begründung wurden die vielen Formulare genannt, die vom Polizeicorps auszufüllen sind. Da diese meist mehrere Durchschläge aufweisen, ist das Ausfüllen mit der Schreibmaschine nach wie vor die effizienteste Methode. Doch auch wer nicht die Verbrechensbekämpfung im Auge hat, kann noch ein solches Tastatur-Drucker-Kombigerät erstehen. So bietet Brother eine elektronische Schreibmaschine ab 180 Franken an. Wer ganz auf Strom verzichten möchte, um etwa bei Kerzenschein Briefe zu tippen, kann dies ebenfalls noch mit einem nigelnagelneuen Gerät tun. Der Hersteller Olympia bietet noch vollständig mechanische Schreibmaschinen an, darunter auch eine schnittige Reisemaschine des Typs "Traveller C".

4. Vinyl-Platte und Grammofon

Der gute alte Plattenspieler ist nicht nur nicht tot zu kriegen, er erlebt derzeit eine wahre Renaissance. Denn die dazu passenden Scheiben aus Vinyl gelten unter Musikliebhabern als besonders wohlklingend und chic - dies trotz wachsender MP3-Downloads und nachdem die CD der Schallplatte fast den Garaus gemacht hat. Das Comeback der schwarzen Scheiben ist dabei beträchtlich: Nach Berechnungen von Nielsen Sound haben sich die Platten-Verkäufe zwischen 2008 und 2009 verdoppelt. Und tatsächlich: Mittlerweile werden die Scheiben aus Vinyl nicht mehr nur in Spezialmusikläden mit besonders hipper Kundschaft angeboten. Auch grosse Musikketten bieten Platten an, ja sogar der Online-Laden von Ex-Libris führt sie im Programm.

5. Sofortbildkameras

Als Polaroid vor einem Jahr verkündete, keine Sofortbildkameras und kein entsprechendes Filmmaterial mehr zu produzieren, war die Enttäuschung unter einer meist künstlerisch angehauchten Anwenderschaft gross. Flugs kauften findige Händler die Restbestände auf. Doch das Aussterbeszenario für die Kameras, die kurz nach der Aufnahme und nach nur wenigen Sekunden Entwicklungszeit fertige Bilder ausspucken, war von kurzer Dauer. Bereits im Frühling 2010 wurde mit der Polaroid 300 wieder eine Sofortbildkamera lanciert. Diese hat sogar noch Konkurrenz erhalten. Auch Fujifilm hat mit der Instax 210 ein vergleichbares System geschaffen. Trotz Fotohandys - die mittlerweile qualitativ bessere Bilder liefern als die Polaroid - scheint es also Vielen zu gefallen, wenn sie kurz nach dem Drücken des Auslösers am Fotoapparat ein handfestes Bild in der Hand halten können und nicht nur auf eine Sammlung von Pixeln starren müssen.

6. Walkie-Talkies

Eigentlich hätte die Handyflut das gute alte Funkgerät in das Technikmuseum verbannen sollen. Aber die Technik lebt munter fort, und dies nicht nur bei einigen CB-Funk-Freaks (Citizen Band). Denn nach wie vor hat diese Art des Kommunizierens seine Vorteile, auch wenn man etwa nicht gleichzeitig sprechen kann. Denn Walkie-Talkies lassen sich ohne Abogebühren, Prepaid-Karten und Flatrates benutzen. Das Gequatsche mit den Geräten ist schlicht gratis und franko. Kein Wunder sind einige Hersteller und grössere Elektronikfachgeschäfte in der Schweiz dazu übergegangen, Walkie-Talkies zu produzieren und zu verkaufen. Teilweise werden sie sogar zu Spottpreisen ab 30 Franken gehandelt.



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