Firmenfachbeitrag
29.08.2022, 07:30 Uhr
Digitale Transformation: Warum ist sie so schwierig?
Bei den anstehenden Veränderungen in Strategie, Geschäftsmodell, Organisation, Prozessen, Fähigkeiten und Kultur – durch Einsatz von digitalen Technologien – tun sich Firmen unglaublich schwer. Woran liegt es und was muss die IT dabei verstehen?
Falls in Ihrer Unternehmung die Digitale Transformation mit voller Management-Unterstützung und einer gut funktionierenden Organisation über Marketing-Sales-Fach-Digital-IT strategisch angegangen wird, dann können Sie sich glücklich schätzen und hier bereits mit Lesen aufhören.
Unsere Erfahrung aus dem tiefen Einblick in Dutzende Unternehmen in den letzten Jahren aus unterschiedlichen Branchen zeigt, dass dies so gut wie nirgends anzutreffen ist. Je nach Maturität stehen die Firmen zwischen «noch komplett am Anfang» und «schon länger mit viel Effort unterwegs, aber auf dem Weg irgendwo verloren gegangen» – aber praktisch alle haben gemeinsam, dass eine Kombination aus folgenden Schwierigkeiten dafür verantwortlich ist, dass die Digitale Transformation im Unternehmen ausgebremst wird:
- Es ist keine Gesamtsicht über alle, für die digitale Transformation wichtigen system-nahen Themen wie Website, Kundenportal, eCommerce, Sales & Service CRM, Marketing CRM, CIAM, PIM & DAM vorhanden und keine gemeinsame Vision formuliert.
- In der bestehenden Organisation ist eine übergreifende Bearbeitung und Abstimmung dieser Themen entweder gar nicht oder nur fragmentiert möglich – kein Bereich verfügt über Entscheidungskompetenz in ein anderes «Silo» hinein oder kann Einfluss in dessen strukturelle Belange nehmen. Als erster Schritt wäre ein «unbequem werden» gegenüber «oben zum Management» oder «seitwärts zu anderen Divisionen» notwendig, was so leider wenig passiert.
- Allenfalls liegt eine umfassende Company Strategie vor, die man bei einer renommierten Beratungsunternehmen teuer eingekauft hat. Diese beinhaltet mit grosser Wahrscheinlichkeit als eines der vier Elemente «Customer Centricity» oder «Digital irgendwas», aus welcher nachher ein bis zwei Leuchtturm-Projekte entstanden sind, die allerdings mit einer schrittweisen Entwicklung der Gesamtarchitektur in Richtung Vision reichlich wenig zu tun hatten – und auch nicht den gewünschten Erfolg brachten. Damit ist das Thema beim Management uninteressant hinsichtlich neuer Investitionen.
- Das Top-/IT-/Business-Management hat nicht begriffen, dass die seit 25 Jahren bewährten Denkweisen für die Digitale Transformation so nicht mehr anwendbar sind. Diese sind nicht falsch und haben die Unternehmung in der Vergangenheit auch zum Erfolg geführt, aber es fehlt das grundsätzliche Verständnis, dass diese adaptiert werden müssen. Erst das Zusammenspiel von bewährten und neuen Prozessen sowie Methoden wird die Unternehmung angemessen in die Zukunft führen.
- Es ist komplex und mengenmässig schlichtweg zu viel, was in den oben genannten Themen an benötigten Projekten auf dem Tisch der Verantwortlichen landet. Zudem wird ein strategisches Handeln durch den operativen Druck nahezu verunmöglicht. Die logische Folge: dass die passendsten Softwaren evaluiert werden, ohne die Gesamtbetrachtung bez. Endkunden-Prozessen, internen Business- und Datenprozessen, übergreifender Lösungsarchitektur sowie aller Abhängigkeiten der schrittweisen Transformation wäre purer Zufall.
Kundenzentrierte Prozesslandkarte
Die folgenden Beschreibungen beziehen sich auf die obige Grafik. Digitale Transformation ändert die altbekannte produktzentrierte Denkweise grundlegend. Die tieferen Gründe, die zu oben beschriebenen Schwierigkeiten geführt haben, sind eng mit der Evolution der IT in den Unternehmen gekoppelt und haben viel mit Prozessen und Methoden zu tun.
Der interne Bereich (erklärt von unten nach oben): Der Hauptzweck aller IT-Abteilungen war es bis anhin, die produktzentrierten Kern-Prozesse sowie Management- und Support-Prozesse der Unternehmung sicherzustellen. Dafür waren die IT-Abteilungen aufgestellt und darin wurde auch der Grossteil der IT-relevanten Budgets in etablierter Zusammenarbeit mit externen IT-Integratoren investiert.
Für diejenigen von Ihnen, welche mit Gartner’s Pace-layered Architecture vertraut sind: dabei sind Softwaren mit Fokus «Systems of Record» im Einsatz, was u.a. bedeutet,
- dass alle eingesetzten Methoden capability-driven (und inside-out) sind
- dass der komplette Betrieb der ERP-nahen Systeme auf lange Änderungszyklen ausgelegt ist
- und die CRM-nahen Softwaren durch einen wirklichen SaaS-Approach deutlich leaner und agiler wurden
- bei welchen die Projekte meist noch immer sehr inside-out und (capability-driven) angegangen wurden aber der Betrieb auf mittlere Änderungszyklen ausgelegt ist
Der externe Bereich (erklärt von oben nach unten): Nun kommt der wirkliche Treiber der Digitalen Transformation. Auf einmal soll dem Endkunden über mehrere Touchpoints eine «Seamless Customer Experience» geboten werden. Und um das richtig zu machen, muss zwingend die externe Sicht auf die Prozesse des Kunden eingenommen werden:
- Hierfür wird komplett anders, nämlich outside-in vorgegangen. Es kommen visuellfunktionale Konzeptionsmethoden zum Einsatz und der Endkunde wird dabei miteinbezogen – denn es ist oftmals ein um 180° anderes Feedback, wenn der Kunde im Gegensatz zu den besten Aussendienstlern Aussagen wie «ich brauche noch externes Tool XY, damit ich digital durchkomme» / «das macht die Konkurrenz massiv besser» / «brauche genau die Funktion, damit ich das Angebot überhaupt nutzen würde» macht.
- Es ist ein ganzer Blumenstrauss an neuen, zusammenhängenden Themen (siehe nochmals die Auflistung zu Beginn des Artikels), für welche v.a. in der IT ein grosser Nachholbedarf im Kompetenzaufbau ansteht. Wir dürfen nicht vergessen, dass dieses ganze Feld der Digital Experience (Systeme) in der Vergangenheit häufig an der internen IT vorbei konzipiert und gebaut wurde.
- Die Softwaren sind modern, Frontend-lastig und leichtgewichtig. Sie kommen z.B. als moderne, headless SaaS-Lösungen daher, auf welche sich die IT neben dem Einfluss auf die Lösungsarchitektur auch auf deren teils komplexe Lizenzmodelle einlassen muss – und damit auch die strategischen Einkäufer sich in neue Modelle eindenken müssen.
- Hier ist Innovation-driven das Stichwort und Time-to-Market der Schlüssel zum Erfolg – neue Features müssen gebaut, optimiert und schnell ausgerollt werden, was neue Challenges an den Betrieb und die Weiterentwicklung mit sich bringt.
Digitale Transformation solide angehen
Bei adesso arbeiten wir mit einem bewährten «Digital Transformation Strategy Kit» und stellen ein auf Ihre Situation passendes, pragmatisches bottom-up strategisches Projekt zusammen.
Basierend auf der erarbeiteten ganzheitlichen Vision aus Kunden-, Business- und Technologie-Perspektive können Sie selbst beantworten, wie Ihre mittelfristige Digitale Transformations-Roadmap über verschiedene Streams aussieht, welche Budgets dafür vorzusehen sind und wie die Organisation und Mitarbeitende sich für die Projekte sowie das anstehende Change Management aufstellen sollte.
Es muss nicht immer die breite Strategie sein – es gibt ebenfalls die Vorgehensvariante «paralleles Einfangen von aktuellen Initiativen auf einer taktisch-strategischen Ebene», ganz auf Ihr Unternehmen und Ihre Bedürfnisse abgestimmt.
Zum Autor
Jörg Brunschwiler ist ein strategischer Berater mit technischem Background und gut 25 Jahren relevanter Berufserfahrung im Web-Umfeld. Der Fokus seiner Tätigkeiten in den letzten zehn Jahren lag in der Entwicklung pragmatischer bottom-up Digital-Strategien für Kunden aus verschiedenen Branchen sowie der Beratung in den Bereichen eCommerce, Kundenportalen, CRM, PIM, DAM und CMS.
Zum Unternehmen: adesso begleitet Sie umfassend in Ihrer digitalen Transformation – von der übergreifenden strategischen Beratung über die Konzeption und Implementierung von B2B/B2C eCommerce, Kundenportalen, Websites, CRM bis hin zum Betrieb.
Mehr Informationen: www.adesso.ch/strategie
Dieser Beitrag wurde von der adesso Schweiz AG zur Verfügung gestellt und stellt die Sicht des Unternehmens dar. Computerworld übernimmt für dessen Inhalt keine Verantwortung.