Gastbeitrag 24.09.2024, 18:00 Uhr

Mit klarer Wertmessung zum Ziel

Unternehmen stehen unter Druck, den Wert ihrer KI-Projekte zu steigern. Geschäftsführungen erwarten schnelle Renditen und ohne frühe Erfolge schwindet das Interesse. Eine erfolgreiche Implementierung ist entscheidend, um Investitionen zu sichern.
(Quelle: Shutterstock/hxdbzxy)
Die Einführung von Generativer KI (GenAI) gewinnt rasant an Fahrt: Zwei Drittel (65 %) der europäischen Führungskräfte erhöhen ihre Investitionen aufgrund des erkennbaren Mehrwerts. Über die Hälfte der Unternehmen (54 %) implementieren GenAI zügig, nur 3 % verfolgen eine abwartende Haltung. Diese Erkenntnisse stammen aus der aktuellen globalen Umfrage von Deloitte zum «State of GenAI in the Enterprise»*. Die Studie zeigt, dass trotz hoher Begeisterung der Fokus zunehmend auf messbare Erfolge und den Return on Investment (ROI) gerichtet ist.
Obwohl Führungskräfte bestrebt sind, Wert in Bereichen wie automatisierte Entscheidungsfindung, beschleunigte F&E und grössere Innovation zu erzielen, wird GenAI in erster Linie zur Steigerung der Produktivität eingesetzt. Für europäische Führungskräfte liegt der Hauptvorteil von GenAI auf Effizienz- und Produktivitätssteigerungen (35 %) gefolgt von Innovationsförderung (13 %), der Verbesserung bestehender Produkte und Dienstleistungen sowie der Kostensenkung (beides 10 %). Europäische Konsumgüterunternehmen verzeichnen solche Effizienzsteigerungen; die Branche nutzt GenAI, um massgeschneiderte Produktempfehlungen zu geben, die Nachfrage der Verbraucher präziser vorherzusagen und Kundensegmentierungsstrategien zu verfeinern.

Tue Gutes und messe es

Trotz der Vorteile welche GenAI-Initiativen bietet, gestaltet sich die Messung und Kommunikation des konkreten Mehrwerts schwierig. Fast ein Viertel der europäischen Befragten (39 %) bestätigt diese Schwierigkeiten. Besonders akut zeigt sich das in der Life-Science- und Gesundheitsbranche (48 %). Um den Erfolg von GenAI-Initiativen zu messen, nutzen Unternehmen vielfältige Ansätze: 48 Prozent der Befragten haben spezifische KPIs definiert, 35 Prozent setzen auf einen umfassenden Bewertungsrahmen oder verfolgen aktiv den ROI. Zudem werden Veränderungen überwacht, welche sich durch GenAI in den Bereichen Mitarbeiterproduktivität (34 %) und nichtfinanzielle Vorteile (31 %) ergeben.

Von Silos zur Skalierung

Führungskräfte erkennen das Potenzial von GenAI zur Wertschöpfung, sobald es in alltägliche Prozesse integriert ist. Es gibt jedoch Skalierungshindernisse. Nur 18 Prozent der europäischen Führungskräfte vertrauen ihren Risiko- und Governance-Strukturen, und weniger als ein Viertel (23 %) fühlt sich mit den aktuellen Mitarbeitenden gut vorbereitet. Mehr als die Hälfte (54 %) glaubt, dass ihr Datenmanagement moderat vorbereitet ist, um GenAI-Tools zu integrieren. Angesichts der Bedeutung einer soliden Datenbasis für den Erfolg von GenAI-Initiativen ist dies ein kritischer Punkt.
Diese datenbezogenen Herausforderungen führen dazu, dass 55 Prozent der Befragten bestimmte GenAI-Anwendungsfälle nicht weiterverfolgen. Besondere Bedenken betreffen den Datenschutz, die Verwendung sensibler Daten (60 %) und die Datensicherheit (57 %). Um GenAI voll auszuschöpfen, müssen Organisationen bereit sein, ihre Daten sicher in den Anwendungen einzusetzen.
Deshalb ergreifen Organisationen proaktive Massnahmen, um ihre datenbezogenen Fähigkeiten zu verbessern. Dazu gehört ein Fokus auf die Verbesserung der Datensicherheit (51 %), die Optimierung von Datenqualitätspraktiken (45 %), die Aktualisierung von Governance-Richtlinien oder die Entwicklung neuer Datenrichtlinien (43 %), die Zusammenarbeit mit Cloud-Service-Anbietern oder IT-Integratoren zur Verbesserung der Fähigkeiten (41 %) und die Einstellung neuer Talente (36 %).

Den Grundstein legen und es richtig machen

Um das volle Potenzial von GenAI auszuschöpfen, müssen Unternehmen mehr als nur in die Technologie investieren. Sie müssen gleichzeitig auch ihre Strategie, Prozesse, Angestellte und Daten an die neuen Anforderungen anpassen.
Dazu gehört die Entwicklung eines Portfolios wirksamer Anwendungsfälle mit einer klaren Strategie und starkem Fokus auf Wertschöpfung. Robuste Governance, integriertes Risikomanagement und ein Bekenntnis zur Transparenz sind unerlässlich, um Vertrauen in den sicheren Einsatz von GenAI zu schaffen. Die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitenden, eine modulare Architektur, gemeinsame Plattformen und eine moderne Datenbasis und Infrastruktur ermöglicht es, die Skalierbarkeit sicherzustellen und das volle Potenzial zu realisieren.
  • Fokus auf Grundlagen und Anpassungsfä­higkeit
    Der aus GenAI generierte Wert wird zunehmend durch innovativere Anwendungen wie Arzneimittelforschung, personalisierte Lernsysteme oder die Generierung synthetischer Daten vorangetrieben. Diese Initiativen müssen von unterstützenden Prozessen wie Technologie-Governance, Datenlebenszyklus-Management, Mitarbeiterentwicklung und Fachwissen in der Prozessintegration unterstützt werden.
  • Machen Sie Daten zum Beschleuniger, nicht zum Hindernis
    Das Management des Datenlebenszyklus mit einem Fokus auf der Verbesserung der Datenbasis ist für den Erfolg von GenAI-Initiativen zentral. Dies sollte auch die Entwicklung von Beziehungen innerhalb des Datenökosystems der Organisation umfassen, einschliesslich B2B-Partnern, Datenendnutzern und Drittanbieter-Datenanbietern.
  • Leistung rigoroser messen
    Die Implementierung robusterer Mechanismen zur Messung und Kommunikation des aus GenAI-Initiativen erzielten Werts kann Organisationen helfen, die für eine erfolgreiche grossangelegte Implementierung erforderlichen Mittel zu sichern. Wenn Organisationen über die Pilotprojekte hinaus fortschreiten und bestrebt sind, zu skalieren, wird die Notwendigkeit quantitativer Kennzahlen entscheidend sein, um den Wert transparent darzustellen.
Führungskräfte erkennen greifbare Vorteile welche GenAI bietet und investieren entsprechend. Mit steigenden Investitionen wird die Quantifizierung der Vorteile und Anpassung der organisatorischen Prozesse immer wichtiger. Steigt der Kosten- und Überwachungsdruck, braucht es eine Prozessoptimierung. Organisationen, die auf robuste Anwendungsfälle mit quantifizierbarem Einfluss verweisen können, werden besser positioniert sein, um strategisch zu investieren und weiterhin gute Renditen zu erzielen.
Zum Autor und Studie
Deloitte Schweiz
Marc Beierschoder ist Partner und Leiter AI & Data beim Prüfungs- und Beratungs­unter­nehmen Deloitte Schweiz.
Zur Studie: Die Ergebnisse des dritten Quartals der Studie «State of AI in the Enterprise» basieren auf einer Umfrage von 2770 Geschäfts- und Technologieführern aus 14 Ländern von Organisationen, die GenAI aktiv implementieren und skalieren. Die Umfrage wurde im Mai und Juni 2024 durchgeführt. Die europäischen Märkte, die befragt wurden, waren Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Spanien und das Vereinigte Königreich.



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