Firmenfachbeitrag
05.09.2022, 08:00 Uhr
05.09.2022, 08:00 Uhr
Was die andauernden Krisen für die IT bedeuten
Abhängigkeiten und Möglichkeiten in der IT auf dem Prüfstand. Neue Hybrid-Modelle werden durch gebrauchte Software befeuert.
Bring-Your-Own-License-Modelle gewinnen zunehmend an Bedeutung
(Quelle: Shutterstock/Blue Planet Studio)
Über viele Jahre hinweg schien der Trend der Software-Angebote hin zu immer mehr Cloud- und Abo-Modellen zu verlaufen. Gerade die Coronakrise hat die Nachfrage auf Kundenseite befördert. Durch die plötzlich erforderliche Umstellung auf Homeoffice galt es, blitzschnell zu reagieren und schnell Lösungen zu finden. Zwar konnten Cloud-Services und Abo-Modelle schnell beauftragt werden, wurden jedoch praktisch oftmals nur begrenzt genutzt.
Risikobehafteter Auswahlprozess
Bedenken infolge mangelnder Auswahl- und Prüfprozessen wurden genauso wie damit verbundene Risiken – etwa in Bezug auf Datenhoheit und -schutz – zurückgestellt, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Dem Grunde nach nur allzu nachvollziehbar.
Befeuert wurde der Auswahlprozess durch die Vielzahl an Angeboten der grossen Cloud-Anbieter. Gerade Microsoft schuf Anreize für Unternehmen, indem es Microsoft Teams kostenlos zur Verfügung stellte. Vor dem Hintergrund der über Jahre abgebauten eigenen IT-Infrastruktur waren solche Dienste oftmals die einzige Option. In der Praxis gelang dann abseits von Teams schon bedeutend weniger, da auch Cloud-Dienste im Unternehmen implementiert werden müssen und entsprechendes Know-how kaum zur Verfügung stand.
Selbst wenn der Krisenmodus nicht enden möchte, gilt es die zwischenzeitlichen Geschehnisse Revue passieren zu lassen, Entscheidungen zu überdenken und sich für eine ungewisse Zukunft angemessen und interessengerecht aufzustellen.
Das Dilemma der Souveränität
Denn parallel zur vielfach reflexartigen Auswahl immer neuer Cloud-Tools türmten sich die Anstrengungen der EU und der Schweiz für digitale Souveränität und Nachhaltigkeit in der IT. Auch Datenschutzbedenken erfuhren durch das «Schrems II»-Urteil des Europäischen Gerichtshofs einen neuen Höhepunkt. Schliesslich wurden nicht nur das EU-US sowie Swiss-US Privacy Shield für unwirksam erklärt, sondern darüber hinaus sämtliche Datentransfers in die USA und mit US-Anbietern oder deren Ablegern als unzulässig beurteilt, ohne dass zusätzliche Massnahmen umgesetzt werden.
IT-Entscheider stellt die Situation vor grosse Herausforderungen. Die Abhängigkeit der IT überwiegend von US-Anbietern ist nicht neu. Dass die über viele Jahre hinweg abgebauten technischen und personellen Kapazitäten nicht ohne Weiteres durch Cloud-Dienste und internationale Service-Provider kompensiert werden dürfen, europäische Alternativen aber rar sind, bedeutet ein kaum lösbares Dilemma.
Liberalisierung durch BYOL-Modelle
Vereinte Anstrengungen zeichnen aber auch positive Trends und Auswege aus dem Dilemma. Das hat nicht nur dazu geführt, dass Microsoft ihre Hauptprodukte nach wie vor als Perpetual-Lizenzen «On-Premise» anbietet, sondern auch erst kürzlich erklärt hat, bedarfsgerechte und europäische Bedürfnisse durch Mischmodelle und damit auch europäische Cloud-Anbieter stärker unterstützen zu wollen. Während sich die Vereinigung «Cloud Infrastructure Services Providers in Europe» hiervon allein nicht überzeugt zeigte, kündigte Microsoft entsprechend den Grundsätzen für faire Software-Lizenzierung zumindest an, den Kunden weitere Möglichkeiten zu schaffen, eigene Lizenzen in die Cloud anderer Anbieter mitzunehmen. Die Bedeutung von On-Premise-Lizenzen erfährt dadurch eine Renaissance, indem sich gerade Bring-Your-Own-License-Modelle (BYOL) im Zusammenspiel mit Cloud-Ressourcen unterstützen lassen.
Gleichzeitig können Risiken der Kunden infolge des Lock-In-Effekts, der bei Cloud- und Abo-Diensten bekanntlich besonders ausgeprägt ist, auf diese Weise gestreut werden anstelle Preiserhöhungen akzeptieren zu müssen – wie die Erhöhung der Microsoft 365-Abonnements in diesem Jahr weltweit um bis zu 25 Prozent (zum Beispiel O365 E1).
Insofern fühlt sich Andreas E. Thyen, Verwaltungsratspräsident der LizenzDirekt AG, in seinen langjährigen Bemühungen entgegen dem behaupteten Trend bestätigt: «Die Stärke von On-Premise-Softwarelizenzen liegt gerade in dem vom Kunden erworbenen ‘Eigentum’ hieran. Dementsprechend kann der Kunde diese in eigenen IT-Strukturen bis hin zu wechselnder Cloud-Infrastruktur oftmals flexibel einsetzen, ohne sich zusätzlich durch Abonnements oder meist unnötig inkludierte (Cloud-) Services abhängig zu machen.»
Gebrauchte Software in der Cloud
BYOL-Modelle gewinnen infolgedessen an Bedeutung. Sollten solche Perpetual-Lizenzen nicht mehr benötigt werden, kann der Kunde diese zudem «gebraucht» weiterveräussern und so finanzielle Freiheiten gewinnen. «Es ist an der Zeit, das Juwel eines freien Marktes, der den Kauf- und Verkauf gebrauchter On-Premise-Lizenzen ermöglicht, auch als Schlüssel für einen liberalisierenden Effekt in der Cloud-Welt zu begreifen», so der diplomierte Volkswirt Thyen weiter.
Dieser Markt ist die absolute Ausnahme, da er die Machtstrukturen der grossen Softwareanbieter aufbricht und Kunden ihre europäischen Eigentumsrechte und Grundfreiheiten an der Software bewahrt. Gleichzeitig ist genau diese Freiheit ein europäisches Bedürfnis und ein hoher Wert, was Microsoft nunmehr offenbar unterstützen möchte. Auf diese Grundwerte leichtfertig durch Abo-Modelle zu verzichten, wenngleich es weiterhin aktuelle On-Premises-Versionen gibt, erscheint zumindest unreflektiert und sollte spätestens angesichts der jüngsten Änderungen der Konditionen bei Microsoft und bestehenden rechtlichen Nachteilen sowie technischen Infrastruktur-Alternativen überdacht werden.
Lehre und Chance
Die Coronakrise hat gezeigt und aktuelle Krisen zeigen es umso mehr, wohin einseitige Abhängigkeiten führen: Kunden werden sich hier mittelfristig weder datenschutzrechtlich noch strategisch hinter der ausserordentlichen Situation verstecken können. Gleichzeitig gilt es, die eigenen Interessen (wieder) zu entdecken und bestehende Rechte auszukosten. Eine besondere Gelegenheit ist hierbei der in Europa etablierte An- und Verkauf von Perpetual-Lizenzen. Bei kluger Kombination kann das Beste aus allen Welten genutzt werden und gleichzeitig nicht nur die eigene Verhandlungsposition gestärkt, sondern auch erheblich gespart bzw. Werte monetarisiert werden.
«Wir unterstützen hier aus Überzeugung bei einer bewussten Entscheidung und legen unsere Geschäftsbeziehungen auf Dauer an. So können wir beim Kauf wie Verkauf gleichermassen unsere schweizerischen und weiteren Kunden in Europa versorgen. Es geht uns aber um mehr, weswegen wir für uns für Marktfreiheiten und deren Verteidigung in ganz Europa auf vielfältige Weise sowie aus Überzeugung einsetzen», so Thyen weiter.
Zum Autor
Andreas E. Thyen (Diplom-Volkswirt) ist Präsident des Verwaltungsrats der LizenzDirekt AG und bereits seit über 13 Jahren in führenden Positionen auf dem Gebrauchtsoftware-Markt tätig.
Zum Unternehmen: Die LizenzDirekt Gruppe ist einer der führenden europäischen Händler gebrauchter Software-Lizenzen. Das Unternehmen mit verschiedenen Standorten in der Schweiz, Österreich sowie Deutschland kauft und verkauft in den Segmenten Geschäftskunden und Behörden Nutzungsrechte (Volumenlizenzen) für Unternehmenssoftware und Betriebssysteme. LizenzDirekt ist Microsoft Partner, Cloud Solution Reseller und Authorized Education Reseller sowie als «fachkundiges, leistungsfähiges und zuverlässiges Unternehmen für öffentliche Aufträge» im amtlichen Verzeichnis präqualifizierter Unternehmen für öffentliche Aufträge eingetragen. Zu ihren Kunden zählt die Gruppe überwiegend Konzerne, grössere Mittelständler sowie Ministerien, aber auch eine Vielzahl von kleinen und mittleren Unternehmen, Landkreisen und Städten.
Mehr Informationen: https://www.lizenzdirekt.com/
Dieser Beitrag wurde von der LizenzDirekt AG zur Verfügung gestellt und stellt die Sicht des Unternehmens dar. Computerworld übernimmt für dessen Inhalt keine Verantwortung.