IBM
17.08.2010, 14:40 Uhr
Frontal gegen HP und Oracle
Mit einer ganzen Reihe von Unix-Servern mit Power-7-Prozessoren will IBM gegen HP und Oracle/Sun Front machen.
Die Power-7-Server-Familie in ihrer ganzen Pracht: darunter das Power-"System 795"-Modell sowie der "Express"-Server.
In ungewöhnlicher Deutlichkeit hebt IBM hervor, dass die neuen Power7-Serversysteme nicht nur für datenintensive Anwendungen und neue Workloads entwickelt wurden. Das jetzt präsentierte Highend-System "Power System 795" weise darüber hinaus eine weitaus bessere Energieeffizienz als vergleichbare Systeme von Oracle/Sun und HP auf.
Damit nicht genug: 285 Kunden haben laut Firmenmitteilung im zweiten Quartal 2010 zentrale Geschäftsanwendungen "vor allem von Oracle (171 Kunden) und HP (86 Kunden)" auf IBM-Systeme migriert. Insgesamt hätten, so Big Blue weiter, bereits über 2600 Firmen wichtige Geschäftsanwendungen von Mitbewerbersystemen auf IBM-Power-Systeme migriert. 2005 hatte IBM mit der Migration Factory Ernst gemacht, um Kunden von Mitbewerbern mit speziellen Angeboten auf IBMs Plattformen zu locken. Von besonderer Bedeutung sei, "dass sich die Zahl der Kunden, die verteilte x86-Systeme durch Migration auf Power konsolidiert haben, im ersten Quartal 2010 vervierfacht hat".
Highend- und Einstiegsserver sowie Appliances
Die vorgestellten Systeme umfassen das neue Highend-System IBM Power 795, vier Einstiegsserver mit Power7-Prozessor für mittelständische Kunden sowie Power7-basierende Appliances. Hierzu zählt etwa ein Smart-Analytics-System für die Informationsanalyse aus sehr grossen Datenmengen im Echtzeitbetrieb. IBM kündigt zudem AIX 7 an.
Power 795
Das neue IBM Power-795-System hat bis zu 256 Rechenkerne. Es biete, so Big Blues offizielle Verlautbarung, eine "bis zu fünffach bessere Energieeffizienz im Vergleich zu Servern von Oracle/Sun und HP". IBM nutzte bei dieser Berechnung von Leistung pro Watt den Specint_rate 2006-Benchmark der Standard Performance Evaluation Corp. (SPEC). Die Daten für den Energieverbrauch zog Big Blue aus den "HP QuickSpecs" sowie den "Sun Sparc Enterprise Site Planning Guides". IBM habe dabei jeweils die besten bis zum 11. August 2010 veröffentlichten Resultate zugrunde gelegt. Die Ergebnisse für das neue Power7-Modell 795 habe man am 17. August an die Spec-Organisation übermittelt.
Der Power795-Server nutzt die so genannte Energy-Scale-Technologie, die die Taktfrequenzen abhängig von Arbeitslasten variiert. Das neue System unterstützt bis zu acht Terabyte Hauptspeicher. Modell 795 bringe eine viermal so hohe Leistung wie das schnellste, noch auf der Power6-Technik basierende, Vorgängermodell 595. Dabei verbrauche das neue Modell nicht mehr Energie.
Mehr Prozessorkerne - neue Virtualisierungssoftware
Die neue Power7-Technologie unterstützt bis zu viermal mehr Prozessorkerne als frühere Systeme. Mit der aktuellen Version der "PowerVM"-Virtualisierungssoftware können Kunden künftig bis zu 1000 virtuelle Server auf einem einzigen realen System fahren. Damit lasse sich die Effizienz im Rechnerbetrieb deutlich steigern, argumentiert IBM.
Das Unternehmen teilt auch diesbezüglich heftig gegen die HP- und Sun/Oracle-Konkurrenz aus: Anwender seien in der Lage, die von über 1200 Sparc- oder Itanium-Prozessorkernen bewältigte Arbeitslast von einem mit der PowerVM-Virtualisierungssoftware arbeitenden Power795-Server erledigen zu lassen. Sparc-CPUs kommen unter anderem in "Enterprise-M9000"-Systemen, Itanium-Chips in "Superdome"-Servern von Hewlett-Packard zum Einsatz. Bei solch einer Konsolidierung würden Anwender im günstigsten Fall bis zu 75 Prozent an Energiekosten einsparen.
Power Flex
IBM kündigt darüber hinaus "Power Flex" an. Hierbei handelt es sich um eine neue Betriebsumgebung aus zwei oder mehr Power-795-Systemen. Zu dieser Lösungen gehören "Power-VM-Live-Partition-Mobility" und eine "Flex-Capacity-Upgrade-on-Demand-Option". Hinter diesen Bezeichnungen verbirgt sich die Möglichkeit, laufende Anwendungen für Wartungszwecke ohne Unterbrechung von einem System zum anderen zu verschieben. So sollen Arbeitslasten besser verteilt und Lastspitzen abgefangen werden können.
Neue Express-Server
Für mittelständische Kunden stellte IBM heute die vier neuen "Express"-Server vor. Es handelt sich um die Modelle "Power 710", "720", "730" und "740 Express". Sie werden als Rack- oder Tower-Modell angeboten.
Die neuen Systeme werden von IBM selbst oder von IBM-Partnern angeboten. Für die Express-Server gibt es über 15'000 Anwendungen. Sie sind für die Plattformen AIX, die System-i-Systeme und für Linux verfügbar. Auch die Virtualisierungslösung "PowerVM" kann mit den Express-Servern benutzt werden.
Komplettangebot: Smart-Analytics-System
Als Komplettlösung bietet IBM darüber hinaus "Smart Analytics System 7700" an. Es besteht aus mehreren Power-System-740-Express-Servern, der Datenbank "DB2", der Data-Warehouse-Software "InfoSphere Warehouse" sowie AIX und kann, so das Versprechen der IBM, in wenigen Tagen einsatzbereit installiert werden.
Weitere Ankündigungen rund um Power
Für die System-i-Plattform (ehedem AS/400) offeriert Big Blue vier neue "i-Solution-Edition"-Pakete. Sie sind für ein schnelles ERP-Deployment vorintegriert und optimiert. Diese Pakete nützen Software von SAP, JD Edwards, Infor und Lawson. Gedacht sind sie insbesondere für Kunden, die ältere Versionen des i-Betriebssystems einsetzen und nach einem Upgrade suchen.
Ein weiteres Paketangebot - hier auf AIX-Basis - gibt es für die Rational-Entwicklungssoftware. Die "Rational Power Appliance" wird auf "Express"-Servern vorinstalliert ausgeliefert. Die Lösung gibt es für verschiedene Programmiersprachen. Sie stellt eine komplette Softwareentwicklungsumgebung bereit.
Verfügbarkeit
Die neuen, heute vorgestellten Systeme werden voraussichtlich ab 17.September 2010 generell verfügbar werden.