04.01.2010, 10:53 Uhr

IT-Pros werden in Scharen kündigen

Wenn die Konjunktur wieder anzieht können sich CIO auf einen Massenexodus ihrer besten IT-Leute gefasst machen.
IT-Mitarbeiter, die während der Krise mehr leisten mussten für weniger Lohn, werden dies ihren derzeitigen Brötchengebern kaum verzeihen. Sobald die Wirtschaft wieder anzieht, werden sie sich nach anderen, besseren Jobs umsehen. Zu diesem Schluss kommen Branchenkenner.

Die Arbeitgeber sind gefordert

Sie können ihre Meinung auf die Ergebnisse einer gross angelegten Studie von Robert Half Technology stützen. Dessen Befragung von 1400 CIO in den USA hat unter anderem ergeben, dass 43 Prozent der Informatikchefs es als eine ihrer grössten Personalaufgaben für 2010 ansehen, ihre derzeitigen Mitarbeiter bei der Stange zu halten. Das Personalberatungsunternehmen hat zudem herausgefunden, dass 21 Prozent der CIO zu Protokoll gegeben hätten, dass sie 2010 ihren Mitarbeitern mehr Zeit für Zusatzqualifikationen einräumen und mehr Entwicklungsmöglichkeiten offerieren werden.
"Die Arbeitgeber müssen sich ernsthaft Gedanken machen, wie sie Burnouts verhindern und ihre besten Mitarbeiter sinnvoll beschäftigen", erklärt Dave Willner von Robert Half Technology. "Das ist womöglich nicht allzu einfach angesichts der Tatsache, dass ihre Angestellten sich in letzter Zeit überlastet und unterbezahlt fühlen", so Willner weiter.
Laut Robert Half Technology ist es höchste Zeit, dass sich die Arbeitgeber etwas einfallen lassen, um die Arbeitskräfte halten zu können. CIO sollen ihre besten Angestellten erneut rekrutieren und sie davon überzeugen, dass es für sie das beste ist, nicht den Job zu wechseln. Zudem müsste die Arbeitsbelastung und die Lohnpolitik der letzten Zeit überdacht werden, schlägt der Berater vor. "Die Firmen müssen als Arbeitgeber attraktiver werden und sich ihren derzeitigen Angestellten nochmals verkaufen, und zwar so als würden sie neue Mitarbeiter anheuern", führt Willner aus.

Der Exodus ist unaufhaltsam

Weitere Studien legen allerdings den Schluss nahe, dass es für einige IT-Angestellte zu spät ist, sie weiter an das eigene Unternehmen binden zu wollen. So konstatiert eine Untersuchung von Deloitte Consulting vom September 2009, dass "ein Bewerbungs-Tsunami könnte einsetzen und Firmen ernsthafte Schwierigkeiten bereiten, sobald ökonomische Ängste der Mitarbeiter geringer werden".
Dabei könne wieder dasselbe passieren, was bereits bei der letzten Rezession geschehen sei, gibt Jeff Schwartz von Deloitte zu verstehen. "Damals verliessen auch die wichtigsten und wertvollsten IT-Mitarbeiter ihre Arbeitgeber", erklärt er. Dies geschehe jeweils 12 bis 24 Monate nach Rezessionsende. "Deshalb müssen sich die Firmen eigentlich schon jetzt überlegen, wie sie diesen Exodus verhindern wollen", meint er.
Auch die Ergebnisse einer CIO-Befragung von Gartner kommt zu dem Schluss. Analystin Lily Mok führt noch einen ganz anderen wichtigen Punkt an, den drohenden Know-how-Verlust der Firmen. "Dadurch, dass viele Unternehmen ihre IT-Belegschaft auf dem nun tiefen Level halten, entsteht ein Know-how-Klumpenrisiko", meint sie.



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