06.04.2017, 16:59 Uhr

SAP bei Interroll, Mammut und Roche

SAP reduziert seine Produktpalette dieser Tage gerne auf die Hana-Technologie. Kunden wie Mammut und Roche zeigen, dass SAP auch anders helfen kann, Interroll ist schon auf Hana.
Die digitale Transformation fängt bei vielen Schweizer Anwendern mit der Konsolidierung der Infrastruktur an. «Die Schweizer Wirtschaft ist mittendrin in der Digitalisierung», sagte Bernd Brandl, Managing Director von SAP Schweiz zur Eröffnung des «SAP Forums» in Basel am Mittwoch. Sein Unternehmen will den Kunden helfen, die digitale Reise zu beschleunigen. Diese Hilfe wird offenbar dankbar angenommen. Brandl nannte prominente Kunden wie den Autohändler Amagund den Energieversorger BKW, die mit SAP-Technologie bereits Fortschritte bei der Transformation ihrer Infrastruktur gemacht haben.
SAP-Manager Rolf Schumann gab sich an dem Anlass überzeugt, dass sein Unternehmen eine einzigartige Position am Markt hat. «SAP hat mit seinem breiten Portfolio und Hana sowie der Enterprise Cloud als Backend keinen Konkurrenten», sagte der Global General Manager Platform & Innovation. Damit sei der Anbieter ein idealer Partner auch für Schweizer Kunden, die vielfältige Anforderungen an Business-Software hätten. «Die Technologie für die digitale Transformation ist vorhanden. Die Herausforderung ist, sie mehrwertstiftend einzusetzen», sagte er. 
Ausserdem müsse dem Menschen die Angst vor den Folgen der Digitalisierung genommen werden. Bis anhin hätten die Menschen gelernt, mit einer linearen Entwicklung der Technologie umzugehen. Für die nächsten Jahre wird aber eine exponentielle Entwicklung erwartet. Daraus resultiere viel Unsicherheit. Die Anwenderfirmen müssten lernen, wie «Menschen und ihr Verhalten mit Dingen sowie Geschäftsprozessen intelligent verbunden» werden können, nannte Schumann er seine Definition von Digitalisierung.  Nächste Seite: Roche-Lager, Mammut-Shop In drei Vorträgen erklärten Kunden und Partner von SAP Schweiz, wie ihre Definition der digitalen Transformation lautet. Bei allen drei Projekten ging es weniger um vollkommen neue Geschäftsmodelle, als vielmehr um das Optimieren der bestehenden Prozesse. Schon dabei ergeben sich – auch in der digitalen Welt – Herausforderungen, die nicht immer gleich offensichtlich sind. Der Pharmakonzern F. Hoffmann-La Roche produziert am Standort Kaiseraugst sieben der zehn meistverkauften Medikamente. Im zugehörigen Lager ist seit 1995 ein selbst entwickeltes Lagersteuerungssystem in Betrieb, sagte Thomas Rotzler, Biologics Drug Product Manufacturing Kaiseraugst. Mit dem im Jahr 2015 lancierten Projekt «Laura» (Lagerverwaltung Augusta Raurica) soll die Eigenentwicklung durch Standard-Software von SAP abgelöst werden. Ziel ist, die Lösung SAP EWM (Extended Warehouse Management) in zwei Jahren vollständig eingeführt zu haben, sagte Rotzler.
Das Lager in Kaiseraugst dient der Produktionsversorgung und der Distribution in 130 Länder. In den verschiedenen Lagerhallen sind diverse Umgebungsbedingungen zu berücksichtigen, unter anderem Hygiene und Temperatur. Ein 2013 neu installiertes Kühllager bildet nach den Worten des Roche-Managers nun den Ausgangspunkt für die Migration auf SAP. Bis Ende 2018 soll dort die neue Software eingeführt sein. Eine aktuelle Herausforderung sei, die anhand der Eigenentwicklung bereits heute schon maximal optimierten Teilprozesse neu in einen Gesamtprozess zu integrieren. Rotzler sah sein Team aber auf guten Weg, den Go Live bis 2019 zu schaffen.

Mammut-Shop mit Workaround

Bereits am Netz ist der Online-Shop des Sportartikelherstellers Mammut – zumindest in Europa. Der Shop hat einen elektronischen Produktkatalog abgelöst, der vorher auf der Mammut-Webseite geschaltet war. Den Online-Produktkatalog mussten die Angestellten am Hauptsitz in Seon früher manuell pflegen, sagte Marc Nufer, Application Architect beim IT-Dienstleister Unic. Auch sei die Bedienung der veralteten Hybris-Software fehleranfällig gewesen. Mammut entschied sich für einen Relaunch und beauftragte Unic.
Der neue Online-Auftritt basiert nun weiterhin auf SAP Hybris, allerdings einer aktualisierten Version. Wie Nufer sagte, lautete die Vorgabe des Mammut-Managements, dass die Daten und die Kernsysteme in einem Schweizer Rechenzentrum liegen müssen. So wurden das ERP Microsoft Dynamics AX, der Enterprise Service Bus Microsoft BizTalk Server und eben SAP Hybris auf Schweizer Servern installiert. Am gleichen Ort liegen auch die Produktdaten plus die Bilder und Videos – für alle 13 Ländershops. Für den asiatischen Markt hat Mammut spezielle Bekleidungsprodukte mit einem anderen Schnitt. Diese sind im Hybris mit einem Preis von 0 Franken hinterlegt. Unic hat per Regel definiert, dass Waren mit einem Preis von 0 Franken nicht im Shop angezeigt werden. Eine weitere Regel legt fest, dass eine Kategorie ohne Produkte ebenfalls nicht auf der Webseite dargestellt wird. So ist es laut Application Architect Nufer möglich, dass der Shop in Japan noch nicht online ist. Nächste Seite: Vorzeigekunde Interroll Die Produkte von Interroll sind für die analoge Welt geschaffen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Sant'Antonino stellt Rollen für Automation und Logistik her. Die IT von Interroll ist mittlerweile allerdings fortgeschritten bei der Digitalisierung des Geschäfts, sagte Volker Rommel, Global Head Business Applications. Zwischen Februar und September 2015 migrierte der Konzern die SAP-Systeme auf die Hana-Technologie und wechselte gleichzeitig in die Cloud. 
Interroll profitierte davon, erst im Jahr 2011 ein ERP eingeführt zu haben. Dabei setzte der Konzern hauptsächlich auf Standard-Lösungen von SAP, sagte Luca Bianchi-Bosisio, Head of System Managment. Lediglich für die Fertigung gab es eine Eigenentwicklung. Bei dem Systemwechsel und der Cloud-Migration habe es dann auch wenig Probleme gegeben. In einem ersten Schritt wurde die Legacy-Systeme in ein neues Rechenzentrum in Deutschland gezügelt, in einem zweiten Schritt die Oracle-Datenbank auf Hana migriert und im dritten Schritt das ERP aktualisiert. Die Migration konnte innert 48 Stunden abgeschlossen werden, sagte Bianchi-Bosisio. Anschliessend bemerken die Endanwender teils deutliche Performance-Steigerung (bis zu 60 Prozent). Interroll rechnet zusätzlich mit Einsparungen in Höhe von zehn Prozent oder mehr pro Jahr, ergänzte Rommel.

Ausgezeichnete Kundenprojekte

Zum Abschluss des «SAP Forums» prämierte der Anbieter drei weitere Schweizer Projekte mit den «Quality Awards». In der Kategorie «Fast Delivery» wurde die Amcor Group für die Installation von SAP Advanced Planning and Optimization in der Tabakverpackung in der Türkei ausgezeichnet. Als «Innovation» bewertete die SAP-interne Jury ein Kundenportal für den nordamerikanischen Markt, das Dentalspezialist Ivoclar Vivadent aus Schaan auf der Basis von Hybris realisiert hat. Den Preis für die beste «Business Transformation» sicherte sich Emmi Schweiz. Gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Bearingpoint hatte der Milchverarbeiter seine 37 Systeme in einem ERP konsolidiert. Computerworld ist Medienpartner des «SAP Forums».



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