23.05.2011, 08:51 Uhr
ETH Zürich entdeckt verschollenen Zuse-Rechner
Sensationelle Entdeckung: Die ETH Zürich hat eine weltweit einzigartige Rechenmaschine des Computerpioniers Konrad Zuse aufgespürt.
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Die ETH Zürich hat den letzten erhaltenen originalen Rechenlocher M9 von Konrad Zuse entdeckt (Foto: Museum für Komunikation, Bern)
Die ETH Zürich hat den letzten erhaltenen originalen Rechenlocher M9 von Konrad Zuse entdeckt (Foto: Museum für Komunikation, Bern)
Von den Zuse-Modellen Z1 bis Z10 existieren heute nur noch zwei Originalmaschinen. Eine davon ist der Rechenlocher M9 (=Z9). Dieser steht im Berner Museum fr Kommunikation, wie das Departement Informatik der ETH Zrich jetzt mitteilt. Dass es in der Schweiz eine solche Rarität gebe, sei erst vor Kurzem bekannt geworden, heisst es. Denn erst im Jahr 2011 wurden originale Bau- und Konstruktionsunterlagen sowie Zeichnungen der M9 näher untersucht. Aber der Reihe nach: Computerpionier Zuse produzierte im Auftrag der Schweizer Remington Rand Anfang der 1950er Jahre den Rechenlocher M9 (=Z9). Von der Maschine gab es vermutlich insgesamt 30 Stück. Die weltweit einzige Maschine, die überlebt hat, befand sich der ETH Zürich zufolge seit 1964 im Winterthurer Technorama. Im Jahr 2010 kam das Gerät dann ins Museum für Kommunikation in die Schweizer Hauptstadt. Dort befindet sich Zuses Rechenlocher im Depot und ist derzeit nicht ausgestellt. Dank langwierigen Nachforschungen der Zürcher Hochschule hätte man die Bedeutung dieses Geräts im vergangenen Jahr erkannt, heisst es.
Ursprünglich in Winterthur in Betrieb
Die nunmehr entdeckte Zuse-Originalmaschine stammt ursprünglich aus der Stadtverwaltung Winterthur. Dort wurde sie für Strom-, Gas- und Wasserrechnungen eingesetzt. Dass der Rechenlocher nicht verschrottet wurde, ist das Verdienst des ehemaligen Leiters der Lochkartenzentrale. Gemäss Herbert Bruderer, Medienbeauftragter des Ausbildungs- und Beratungszentrums (ABZ) der ETH Zürich, wurde die M9 in den meisten Unternehmen für Lohnabrechnungen verwendet, ab und zu auch für technische Berechnungen sowie für die Vor- und Nachkalkulation. Programmiert wurde das Gerät von den Wartungstechnikern und nicht von den Nutzern. Die M9 respektive Z9 verfügte über keinen Drucker. Ergebnisse wurden deshalb auf Lochkarten ausgestanzt. Mehr Infos zu den Rechenmaschinen von Konrad Zuse und seiner engen Verbindung zur ETH Zürich finden sich in der Festschrift zum 100. Geburtstag des Computerpioniers. Die Publikation erscheint heuer in einer überarbeiteten dritten Auflage und kann bei Herbert Bruderer via E-Mail bestellt werden.
Harald Schodl