Geschäftszahlen
28.08.2020, 14:45 Uhr
Datenfirma Palantir schreibt hohe Verluste
Die umstrittene Datenfirma Palantir bereitet ihren Börsengang vor und legt dafür Geschäftszahlen vor. Dem Börsenprospekt zufolge machte das Start-up alleine im letzten Jahr einen Verlust von fast 600 Millionen US-Dollar.
Die geheimnisumwobene und heftig umstrittene Datenfirma Palantir arbeitet mit hohen Verlusten. Der diese Woche veröffentlichte Börsenprospekt enthüllte, dass Palantir das vergangene Jahr mit roten Zahlen von rund 590 Millionen US-Dollar abschloss – und 2018 war es ein Minus von fast 600 Millionen Dollar. Dabei stieg der Umsatz 2019 um ein Viertel auf knapp 743 Millionen Dollar.
Palantir ist spezialisiert auf die Datenanalyse und arbeitet insbesondere mit Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten zusammen, vor allem in den USA. Auch deshalb hielt sich das Unternehmen stets sehr bedeckt, was sein Geschäft und seine Kunden angeht. Mit dem Gang an die Börse werden nun zumindest die Geschäftszahlen offengelegt.
Auch die Credit Suisse setzt auf Palantir-Software
Im ersten Halbjahr dieses Jahres hatte Palantir demnach 125 Kunden, «darunter einige der grössten und bedeutendsten Institutionen der Welt». Das Unternehmen wurde 2003 gegründet. Die erste Software-Plattform mit dem Namen «Gotham» wurde speziell für Analysten beim Militär und in Geheimdiensten entwickelt, um grosse Datenmengen auszuwerten. «Sie suchten nach Nadeln nicht in einem, sondern in Tausenden Heuhaufen», beschreibt es Palantir in dem Börsenprospekt.
Die zweite Software, «Foundry», dient auch zur Datenanalyse in Unternehmen. Airbus nutze sie als seine «Kern-Datenplattform». Aus der Partnerschaft mit dem Flugzeugbauer habe sich eine Plattform für die gesamte Branche entwickelt, die Daten von mehr als 100 Airlines und 9000 Flugzeugen zusammenführe. Zu den weiteren Unternehmenskunden gehören die Schweizer Bank Credit Suisse, der Merck-Konzern aus dem deutschen Darmstadt, der Autobauer Fiat Chrysler oder auch der Ölkonzern BP. Im vergangenen Jahr kamen noch 47 Prozent der Erlöse von Regierungskunden.
Im ersten Halbjahr 2020 stieg der Palantir-Umsatz im Jahresvergleich um 49 Prozent auf rund 481 Millionen Dollar. Dabei brachten die drei grössten Kunden 29 Prozent der gesamten Erlöse ein. Unterm Strich ergab sich ein Verlust von knapp 165 Millionen Dollar. Rechne man den Effekt der Mitarbeiter-Vergütung mit Aktien heraus, wären laut Palantir schwarze Zahlen von gut 17 Millionen Dollar übrig geblieben.
Verlegung des Hauptquartiers nach Denver
Die Firma hatte jüngst ihr Hauptquartier aus Palo Alto südlich von San Francisco nach Denver im Bundesstaat Colorado verlegt. Palantir-Chef Alex Karp ging in dem Börsenprospekt hart ins Gericht mit dem Silicon Valley. Von Beginn an habe Palantir Gelegenheiten abgelehnt, Daten zu verkaufen oder zu sammeln. «Andere Technologieunternehmen, darunter einige der grössten in der Welt, haben ihr gesamtes Geschäft darauf aufgebaut.» Die Software von Palantir werde dagegen eingesetzt, um gegen Terroristen vorzugehen und für die Sicherheit von Soldaten zu sorgen.
Zugleich beklagte Karp: «Software-Projekte mit Militär und Geheimdiensten in unserem Land, deren Aufgabe es ist, für unsere Sicherheit zu sorgen, sind kontrovers geworden.» Unter den Gründern von Palantir ist der Milliardär Peter Thiel, einer der wenigen Unterstützer von US-Präsident Donald Trump in der Technologie-Branche. Thiel hält dem Börsenprospekt zufolge 29,8 Prozent an Palantir – zudem liegen 12,7 Prozent bei seinem Start-up-Finanzierer Founders Fund. Karp kontrolliert 9,3 Prozent.